Grossensee. Täter bevorzugen Luxuswagen. Wie dreist die Diebe vorgehen, zeigt ein Fall aus Großensee. Hier wurde ein Porsche 911 gestohlen.
Es ist ein unheimliches Gefühl. Nachts, während der Bewohner eines Hauses schläft, dringen Kriminelle in das Gebäude. Die Einbrecher wissen genau, was sie wollen: Gezielt suchen sie nach dem Autoschüssel. Einem Mann aus Großensee ist das vor Kurzem passiert. Unbekannte haben seinen schwarzen Porsche 911 gestohlen. Der Wert: 60.000 Euro.
Die Polizei spricht in solch einem Fall von einer sogenannten „Home-Jacking-Tat“, die selten vorkommt. Der Fall in Großensee war laut Polizei der einzige dieser Art 2018 in Stormarn. In der Regel seien Autodiebe mit speziellen Werkzeugtools ausgestattet, um Wegfahrsperren und sogenannte Keyless-Go-Systeme zu überwinden.
81 Autos im Kreis als gestohlen gemeldet
Im vergangenen Jahr sind 81 Autos im Kreis Stormarn als gestohlen gemeldet worden – ein deutlicher Rückgang. 2017 waren es 215 Pkw-Diebstähle, 2016 immerhin 137. Von den 81 Fahrzeugen hatten 32 einen Zeitwert von mehr als 30.000 Euro, bei 15 Autos lag er über 50.000 Euro. „Hierbei handelt es sich um Fahrzeuge der Hersteller BMW, Mercedes, Porsche und Toyota“, sagt Polizeisprecherin Sandra Kilian. Die Ermittler gehen davon aus, dass die Autos größtenteils in den Osten gebracht wurden. Kilian: „Einige der entwendeten Fahrzeuge aus Stormarn wurden kurz vor der polnischen Grenze verlassen aufgefunden.“ Der Porsche des Opfers aus Großensee wurde kurz nach der Tat in einem Waldstück in Mecklenburg-Vorpommern entdeckt. Warum die Diebe mit dem Sportwagen dorthin sind, kann sich die Polizei nicht erklären.
Der 48 Jahre alte Eigentümer, der anonym bleiben möchte, ist sich jedoch sicher, dass die Kriminellen ihn und seine Familie zuvor ausspioniert hatten. Er lebt mit seiner Freundin und dem erst 15 Wochen alten Kind in einem idyllisch gelegenen Einfamilienhaus am See. In der Tatnacht war der Steuerberater allein, seine Lebensgefährtin in Bielefeld zu Besuch bei Verwandten. „Ich vermute, die Diebe dachten, dass niemand zu Hause ist.“ Denn im Carport fehlte in dieser Nacht das Familienauto. „Sie haben zunächst versucht, die Eingangstür aufzuhebeln, jedoch ohne Erfolg“, berichtet das Opfer. Mit einer Fräse legten die Täter das Schloss frei und verschafften sich Zutritt. So wurde auch die Alarmanlage deaktiviert. Im Arbeitszimmer entdeckten die Diebe den Autoschlüssel. Diesen sowie eine Armbanduhr und 50 Euro aus dem Portemonnaie nahmen sie mit.
Das Opfer hat sich jetzt einen Kleinwagen zugelegt
Der Großenseer wollte seinen demolierten Wagen nicht zurück und hat den Schaden erstattet bekommen. „Eigentlich bin ich ein Autonarr, der immer einen Sportwagen hatte“, sagt der 48-Jährige. Jetzt hat er sich erst einmal einen Kleinwagen zugelegt, möchte nicht erneut Opfer von Dieben werden.
Der Mann sagt, bei ihm und seiner Lebensgefährtin bleibe ein mulmiges Gefühl, wenn beide schlafen gehen. „Insbesondere, weil unser Kind allein in einem Zimmer schläft.“ Er sei ratlos, wie er sich künftig vor Dieben schützen kann. „Ich habe schon viel Geld in die Sicherung des Hauses investiert.“ Er habe auch überlegt, aus Großensee wegzuziehen. Davor wohnte der Mann in Witzhave. Er sagt: „Dort patrouilliert nachts wegen der zahlreichen Einbrüche schon eine Bürgerwehr.“