Bad Oldesloe/Bargteheide. Mobbing im Internet nimmt zu. Schulen in Bad Oldesloe und Bargteheide begegnen den Gefahren mit Aktionen und Programmen.

Die Zahl der Kinder, die mit der Smartphone- und Tablet-Nutzung aufwachsen, nimmt weiter zu. Deswegen entwickeln Schulen in Stormarn neue Ansätze für mehr Medienkompetenz. So auch die Theodor-Mommsen-Schule (TMS) in Bad Oldesloe oder das Gymnasium Eckhorst in Bargteheide. Bei einer Themenwoche beschäftigten sich nun Schüler der TMS mit dem Thema Cybermobbing. Und Eltern mit Methoden, wie sie ihre Kinder vor Gefahren des Internets schützen können. Doch Technik und Personal kosten Geld. Schulen müssen daher um Sponsoren werben.

Während viele Eltern und Lehrer noch in einer Zeit ohne Twitter, Facebook und Instagram aufwuchsen, ist das Internet für die Generation der Heranwachsenden Alltag. „Cyberattacken haben die offenen Auseinandersetzungen auf dem Schulhof oftmals abgelöst“, sagt Yvonne Treptow. Sie ist Schulsozialarbeiterin an der Theodor-Mommsen-Schule in Bad Oldesloe, eines der größten Gymnasien in Schleswig-Holstein. spiele sich mittlerweile in der Regel immer auch online ab – und das außerhalb des direkten Zugriffs durch Lehrkräfte. Das birgt viele Gefahren. Fast jedes Kind hat ein Smartphone und damit Zugang auch zu den schlechten Seiten des World-Wide-Web. Umso wichtiger sei es daher für Schulen, sich den technischen Gegebenheiten anzupassen.

Schule veranstaltet Tehmenwoche

Seit Jahren beschäftigt sich das Oldesloer Gymnasium – wie andere Schulen in Stormarn auch – mit dem Aufbau digitaler Lernstrukturen. Als Teil eines Präventionskonzeptes gegen Sucht, Cybermobbing und Gewalt vermittelt die Schule ab der fünften Klasse allgemeine Medienkompetenz, intensiviert digitales Lernen ab der sechsten Stufe. Nicht nur Schülern soll dabei Wissen vermittelt werden, sondern auch Lehrkräften und Eltern. Gerade erst veranstaltete die TMS eine Themenwoche für die sechsten Klassen unter dem Titel „Umgang mit Medien“ in Zusammenarbeit mit dem Offenen Kanal Schleswig-Holstein, dem Kreisjugendring und der Therapiehilfe Stormarn.

„An unseren Elternabenden beteiligten sich rund 70 Personen“, sagt Yvonne Treptow. Denn auch die Erwachsenen hätten viele Fragen. An sechs Abenden beschäftigten sich die Eltern unter Anleitung mit Themen wie Social Media und Cybermobbing, Datenschutz, Spiele und Mediensucht. „Eine klassische Frage, die immer wieder kommt, ist die nach der angemessenen Zeit der Mediennutzung bei Kindern“, sagt die Schulsozialarbeiterin und gibt die Antwort: Studien hätten ergeben, dass Mediennutzung im Konsumbereich von mehr als einer Stunde pro Tag problematisch wird – vor allem für schwächere Schüler. Mittlerweile gebe es Apps, also Programme für Smartphones, mit denen Eltern den Medienkonsum auf den Smartphones ihrer Kinder reglementieren können.

Schulleiter wünscht sich mehr Unterstützung vom Land

Wie Medien und Schule funktionieren kann, zeigt auch das Gymnasium Eckhorst als Pilot-Medienschule des Offenen Kanals Schleswig-Holstein. Im zurückliegenden Schuljahr startete das Gymnasium den Entwicklungsprozess „Fachunterricht mit digitalen Medien“. In einem Erweiterungsbau wurde ein 250 Quadratmeter großes Lern- und Medienzentrum eingerichtet, inklusive Filmraum und Produktionsstudio für Schul-TV. Außerdem gibt es ein Radiostudio, 50 PC-Arbeitsplätze, drei Klassensätze iPads und 25 Notebooks. Das schulinterne WLAN soll mittelfristig eine zehn-Gigabit-Brandbeite bekommen. Finanziert werden zusätzliche Projekte etwa durch die schuleigene Bildungsstiftung Eckhorst.

„Solch eine Ausstattung ist natürlich ein Traum“, sagt Yvonne Treptow. Dass sich Schüler nun auch noch während der Schulzeit mit Smartphones beschäftigen sollen, wirke auf den ersten Blick widersprüchlich. Doch es sei nötig: Online zu sein, gehöre mittlerweile zum Alltag. Deshalb sei es wichtig, so die Ansicht der Sozialarbeiterin, den richtigen Umgang mit der Technik zu lernen. So kommt es während Themenwochen immer wieder vor, dass sich Schüler anschließend an die Beraterinnen der Therapiehilfe Stormarn wenden, weil sie selbst erkannt haben, dass sie sich zu häufig mit ihrem Smartphone beschäftigen.

Neue Medien auch Spielfelder für Mobbing

„Wir stellen immer wieder fest, dass sich die Kinder durchaus Gedanken über ihre Mediennutzung machen“, sagt Marlies Givens von der Therapiehilfe Stormarn in Bad Oldesloe, die mit ihrer Kollegin Judith Lindenberg Lehrkräfte bei der Themenwoche unterstützte. Lehrerin Susanne Brodersen: „Wir wollen Schülern die Möglichkeit geben, in einem vertrauensvollen Umfeld offen sprechen zu können.“ Dadurch würden Hürden abgebaut. Das funktioniere auch spielerisch. Unter anderem erstellten die Kinder kurze Stop-Motion-Filme – Clips aus aneinandergereihten Fotos – in denen sie sich mit Mobbing beschäftigten.

Dem Aufklärungsbedürfnis in Sachen Medien gerecht zu werden, werde indes immer schwieriger. Denn die technische Entwicklung schreitet schnell voran. Lehrkräfte sind in der Regel keine ausgebildeten Medienpädagogen und nicht per sé internetaffin. TMS-Schulleiter Henning Bergmann wünscht sich mehr finanzielle Unterstützung durch das Land, sagt: „Was wir bei uns anbieten, geht weit über das hinaus, was Schule eigentlich leisten kann.“

Zusätzliches Personal ist nötig

Um der Digitalisierung auch unter schulischen Aspekten gerecht zu werden, brauche es personellen Input, und das verursache Kosten. Allein die jährlichen Präventionsangebote beliefen sich auf etwa etwa 4000 Euro, die nicht über das Schulbudget bezahlt werden könnten. Sponsoren wie die Sparkassen- und die Gladigau-Stiftung sowie der Elternfonds müssten einspringen. Hilfe gibt es außerdem vom Kreis Stormarn.

Schulleiter Bergmann sagt: „Wir sind darauf angewiesen, Geld einzuwerben, um das alles finanzieren zu können.“ Das gelte nicht nur für die jährliche Themenwoche. Auch die Finanzierung der iPad-Klassen könne nicht gänzlich durch das Schulbudget abgedeckt werden. Allerdings lobt der Schulleiter auch die Stadt Bad Oldesloe als Schulträger: „Wir haben Glück, dass die Stadt die Schulsozialarbeit bezahlt.“ Die Kosten für die Stellen werden nicht vom Land übernommen.