Glinde. Rainhard Zug bemängelt wie Kollegen aus Reinbek und Großhansdorf, dass Einzelinteressen wichtige Projekte blockieren.

Christine und Jörn Asmussen leben bereits seit 20 Jahren in Glinde, beim Neujahrsempfang der Stadt war das Ehepaar mit seinen Kindern am Sonntag aber zum ersten Mal zu Gast. Der Grund: Tochter Ulrike (15) spielt im Orchester des Gymnasiums Glinde, das für die musikalische Unterhaltung im Marcellin-Verbe-Haus sorgte. „Ich dachte vorher, die Veranstaltung sei eher für ältere Menschen“, sagte Christine Asmussen. „Aber es hat Spaß gemacht und war sehr kurzweilig.“

Das lag auch an Bürgermeister Rainhard Zug, der seinen Rückblick auf das vergangene Jahr und seine Informationen über die geplanten Projekte für 2019 immer wieder mit Witzen und ironischen Bemerkungen auflockerte. Nur zum Ende seiner Ansprache wurde der Verwaltungschef ernst. Es dürfe nicht sein, dass Einzelinteressen große und für die Stadt wichtige Bauvorhaben blockierten, die schon von den politischen Gremien beschlossen wurden, so Zug. Er griff damit einen Appell seines Reinbeker Amtskollegen Björn Warmer auf, der vor einer Woche das „inflationäre Auftreten von Bürgerinitiativen“ kritisiert hatte.

Normenkontrollverfahren verhindert Bau von 89 Wohnungen und 30 Reihenhäusern

Konkretes Beispiel in Glinde sei die Bebauung des Areals Altes Gleisdreieck. Dort will die Firma Semmelhaack 89 Wohnungen, davon 60 öffentlich geförderte, sowie 30 Reihenhäuser bauen. Doch seit der Rodung des Waldes vor gut einem Jahr steht das Projekt still, weil eine Bürgerinitiative ein Normenkontrollverfahren auf den Weg gebracht hat. „Das wird uns Jahre blockieren“, sagte Zug. Dabei benötige Glinde dringend bezahlbaren Wohnraum, viele Bürger könnten sich die steigenden Mieten nicht mehr leisten. Es sei relativ leicht, mit etwas Geld einen Anwalt zu engagieren und so ein Verfahren einzuleiten. Zug: „Hier ist die Politik gefordert, Grenzen zu setzen.“

Einen zweiten Appell richtete der Bürgermeister vor den rund 300 Gästen an die Frauen: „Engagieren Sie sich in der Politik! Bisher sind Frauen in den Gremien unterrepräsentiert.“