Ahrensburg/Todendorf. 36-Jähriger hatte nach Überzeugung des Gerichts seinen Anhänger nicht richtig gesichert. Deswegen starben zwei Menschen.
Es war ein kurzer Moment der Unachtsamkeit, der tödliche Folgen hatte: Weil Thilo M. (Name geändert) nicht sorgfältig kontrolliert hat, ob der Auflieger einer Sattelzugmaschine fest in der Verankerung ist, sind zwei Menschen gestorben. Zu diesem Ergebnis ist ein Schöffengericht in Ahrensburg gekommen. Die Richter verurteilten den 36 Jahre alten Berufskraftfahrer wegen fahrlässiger Tötung sowie fahrlässiger Körperverletzung zu einer Geldstrafe von 5250 Euro.
„Es tut mir Leid und ich kann es leider nicht mehr ändern“, sagt der drahtige Mann mit dem dunkelblonden Haar. Gleich zu Beginn der Hauptverhandlung am Donnerstag lässt er keinen Zweifel daran, dass er für den Tod der beiden Menschen verantwortlich ist, die am 17. Januar 2018 bei einem Unfall auf der B 404 in Todendorf ums Leben kamen.
Ein Gutachter sagt, dass der Fehler hätte bemerkt werden können
„Ich hatte in Kiel geladen und war auf dem Weg nach Berlin“, erinnert sich Thilo M. Doch an diesem Wintertag fällt die Standheizung im Führerhaus aus. „Ich bin zu einer Werkstatt nach Lübeck gefahren.“ Nach der Reparatur musste der Lkw-Fahrer den Auflieger wieder an dem Fahrzeug befestigen. „Man fährt mit der Sattelzugmaschine zurück und dann rastet der Auflieger automatisch ein“, erklärt M. Anschließend habe er nachgesehen, ob der sogenannte Königszapfen auch eingerastet ist. „Der Hebel war drin“, sagt M., der aber auch nicht ausschließen kann, dass er sich verguckt hat. „Wir hatten an diesem Tag Schneeregen.“
Bei den Nachfragen des Vorsitzenden Richters zu der Verschließtechnik wirkt M. nervös, lässt sich Zeit mit den Antworten, blickt hilfesuchend in den Zuschauerraum. Er weiß offenbar, dass er den Hebel besser hätte kontrollieren müssen. Auch ein Dekra-Gutachter ist zu dem Ergebnis gekommen, dass sowohl optisch als auch manuell hätte bemerkt werden können, dass der Anhänger nicht richtig eingerastet ist.
M. fahrt in Lübeck los. Nach 32 Kilometern muss er kurz auf dem Parkplatz Wolfsbrook an der B 404 in Todendorf anhalten. Als er wieder auf die Straße fährt, löst sich der Anhänger und gerät in den Gegenverkehr.
Die Überlebenden leiden bis heute unter den Folgen des Unfalls
Der 35 Jahre alte Fahrer eines Subaru hat keine Chance, rechtzeitig zu bremsen. Die linke Seite des Autos wird bei dem Zusammenstoß völlig zerstört. Der zweifache Vater und eine Arbeitskollegin (39), Mutter von zwei Kindern, sind sofort tot. Der Beifahrer und die Frau, die hinter ihm saß, werden verletzt, können aber aus eigener Kraft aussteigen. „Die körperlichen Wunden sind verheilt, die psychischen noch nicht“, übersetzt eine Dolmetscherin die Worte der Überlebenden (37) aus Polen, die mit Kollegen auf Geschäftsreise war. Im Gericht bricht die zierliche Frau in Tränen aus, es fällt ihr schwer, sich an diesen Tag zu erinnern. „Ich habe noch immer Angst, in ein Auto zu steigen“, sagt sie.
„Doch wie ist der Lastwagenfahrer für all das Leid zu bestrafen?“, fragt die Staatsanwältin und fordert eine Geldstrafe. Dem folgt das Gericht. „Das haben Sie alles nicht gewollt und auch Sie nimmt es mit“, sagt der Richter in seinem Urteil. „Nichtsdestotrotz ist es Ihnen zuzurechnen.“ Lkw-Fahrer müssten besonders sorgfältig sein. Kleine Fehler könnten dramatische Folgen haben. „Sie hätten es verhindern können.“