Bad Oldesloe. Morgens und mittags bricht der Verkehr vor der Stadtschule an der Königstraße regelmäßig zusammen. Viele Autofahrer sind uneinsichtig.

„Willst du da etwa einfach so über die Straße gehen, Papa?“, fragt ein Mädchen ihren Vater, der sie und ihren Bruder von der Schule abholen will. Sie weist den Erwachsenen zurecht, sagt: „Da ist doch ein Zebrastreifen!“ Der Mann mit der adretten Frisur und dem schicken Mantel lacht verlegen und macht kehrt. Das Trio zuckelt Richtung Fußgängerüberweg davon. Szenen wie diese spielen sich wochentags regelmäßig ab vor der Oldesloer Stadtschule an der Königstraße.

Helikoptereltern verstopfen Straßen mit ihren Autos

Hier sind eher die Kinder die Vernünftigen. Und die Eltern diejenigen, die sich oft nicht an die Regeln halten. Die Straße „einfach so“ zu überqueren, ist gefährlich. Auch andere Verkehrsregeln werden vor dieser – wie auch vor anderen Schulen im Kreis Stormarn – leider oft außer Acht gelassen. Hier vor der Oldesloer Grundschule herrschen besonders bei schlechtem Wetter zu Schulbeginn und nach Unterrichtsende chaotische Zustände, weil sogenannte Helikoptereltern ihre Kinder zur Schule bringen oder von dort abholen und die Straßen verstopfen.

So auch am letzten Schultag vor den Ferien, als exakt um 11.25 Uhr eine regelrechte Blechlawine über die Königstraße hereinbricht. Erst ein Kleinwagen, der mit Warnleuchten vor dem Zebrastreifen im absoluten Halteverbot steht. Der Halter will „mal eben schnell“ den Nachwuchs einladen. Das dauert dann doch zehn Minuten, weil Grundschüler selten pünktlich sind und erst einmal einiges mit ihren Mitschülern zu besprechen haben.

Halteverbot vor der Feuerwehrzufahrt wird oft ignoriert

Auch die Kinder anderer Eltern kommen nicht eben pünktlich auf die Rückbänke der Autos, die nun nach und nach hinter dem Kleinwagen einen Stau bilden – ein Mercedes, ein Mazda, ein weißer Van der Marke Volkswagen. Das absolute Halteverbot interessiert hier offenbar niemanden. Auch nicht, dass vor der Mensa eigentlich nur der Schulbus halten soll, damit die Schüler dort ein- oder aussteigen können. Auch das Halteverbot vor der deutlich gekennzeichneten Feuerwehrzufahrt der Schule wird von Eltern regelmäßig ignoriert. Weil sich Mitarbeiter des Ordnungsamtes selten dem Zorn gestresster Eltern aussetzen, geht Schulleiterin Sabine Prinz an diesem Tag persönlich auf Streife.

Ignoranter Autofahrer zeigt Schulleiterin den Mittelfinger

Zwei an die Eltern adressierte Mitteilungen, in denen zu mehr Vernunft aufgerufen wird, reichen offensichtlich nicht aus, um für Ordnung zu sorgen. „Vielen ist es unangenehm, hier im Halteverbot zu warten. Aber am Ende siegt die Bequemlichkeit“, sagt Sabine Prinz und klopft an eine Autotür, um anschließend auf das runde Verkehrszeichen mit dem roten Rand und dem „X“ auf blauem Grund zu zeigen: Absolutes Halteverbot. Dieser Fahrer trollt sich. Der Halter eines silbernen Volkswagen Multivan ist weniger einsichtig, zeigt den gestreckten Mittelfinger. „Das gibt eine Anzeige“, droht die Schulleiterin und merkt sich das Kennzeichen.

Es ist 11.35. Spätestens jetzt haben die Verkehrszeichen nur noch empfehlenden Charakter. Auf der anderen Straßenseite gegenüber der Schulmensa verstellen Eltern mit ihren Autos „nur mal kurz“ zwei Behindertenparkplätze und eine Anliegerstraße. Sabine Prinz kommt nicht dagegen an. Einige Meter weiter hupen und schimpfen Autofahrer. Der Verkehr kommt zum Erliegen.

Bei schlechtem Wetter verschärft sich die Situation

„Nicht alle Eltern sind so. Viele nutzen auch das Parkhaus und gehen etwa 200 Meter zu Fuß“, sagt Sabine Prinz. 11.40 Uhr: Weil jetzt ohnehin nichts mehr geht, stoppt ein Mann seinen japanischen Kompaktwagen vor dem Zebrastreifen direkt auf der Straße, um mit seinem Sohnemann etwas in den Kofferraum zu laden. Um 11.45 Uhr – nur 20 Minuten, nachdem der erste Autofahrer seine Warmblinkanlage eingeschaltet hat – ist der Spuk vorbei. Alle Kinder sind verladen. Das Chaos löst sich auf.

Was sich hier heute abspielte, ist vergleichsweise noch harmlos. An anderen Tagen stehen Elterntaxis in zwei Reihen. Hin und wieder sogar direkt auf dem Zebrastreifen. Wer auf dieser Strecke einen Schul- oder Linienbus lenken muss, wird sich stressgeplagt schon oft mittags in den Feierabend wünschen.

Solche Probleme gibt es vor vielen Schulen in Stormarn

Das Verkehrschaos ist eine saisonale und witterungsabhängige Erscheinung. Wenn es kalt, dunkel und feucht wird, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass es zu solch unzumutbaren und gefährlichen Situationen kommt. Das gilt nicht nur für den Bereich um die Oldesloer Stadtschule. Auch am Schulzentrum einige Hundert Meter weiter an der Olivet-Allee spielen sich ähnliche Szenen ab. Von der unübersichtlichen Stichstraße aus bringen Eltern ihre Kinder zu drei weiterführenden Schulen.

Auch in anderen Stormarner Städten und Gemeinden sind Elterntaxis ein großes Ärgernis. „Um Viertel vor acht ist die Welt für die Anwohner am Soltausredder in Barsbüttel nicht mehr in Ordnung“, berichtete das Abendblatt im Dezember über die Sorgen verzweifelter Anwohner. Dort raten Verkehrsexperten inzwischen zu einer „Hol- und Bringzone“. Ein Bereich, in dem Eltern legal kurz stoppen können, um ihren Nachwuchs aus dem Auto aussteigen zu lassen. In Barsbüttel wird sich nun auch die Lokalpolitik mit der Verkehrssituation vor Schulen beschäftigen.

Diskutieren Sie mit über das Thema Eltern-Taxis

In Bad Oldesloe ist das noch nicht der Fall. Auf Abendblatt-Anfrage sagt die für Öffentlichkeitsarbeit der Verwaltung zuständige Agnes Heesch, dass künftig „schwerpunktmäßig verstärkte Kontrollen durchgeführt werden“.

Wie ist Ihre Meinung zu diesem Thema? Gibt es in Ihrem Wohnort vergleichbare Probleme? Sorgen Helikoptereltern auch an Schulen Ihrer Kinder für chaotische und gefährliche Verkehrsverhältnisse? Schreiben Sie uns per E-Mail an stormarn@abendblatt.de oder per Post an Abendblatt-Regionalausgabe Stormarn, Große Straße 11–13, 22926 Ahrensburg.