Bad Oldesloe. Oldesloes Bauamtsleiter Thilo Scheuber wechselt Mitte 2019 zum Kreis. Rathäuser berichten über das Abwerben von Mitarbeitern.

Anträge stapeln sich, politische Beschlüsse können zum Teil nicht mehr zeitnah umgesetzt werden: Die Oldesloer Stadtverwaltung leidet unter Personalnot. Der Gewinn von neuen Kräften ist nicht leicht. Hinzu kommt, dass Verwaltungen sich gegenseitig Mitarbeiter abjagen. So wechselt Bauamtsleiter Thilo Scheuber Mitte 2019 in die Kreisverwaltung.

„Bis dahin möchte ich in Bad Oldesloe noch wichtige Projekte wie den Umbau der Hagenstraße voranbringen und auch bei der Suche nach einem Nachfolger helfen“, sagte der 37-Jährige. Letzteres könnte schwieriger werden als der Umbau der Hagenstraße. Bürgermeister Jörg Lembke ließ bei den jüngsten Ausschusssitzungen keine Gelegenheit aus zu betonen, wie schwierig gutes Verwaltungspersonal zu finden ist. Das betrifft vor allem Stellen in der Kernverwaltung. Thilo Scheuber wird beim Kreis die Leitung des Fachbereichs Bau, Umwelt und Verkehr übernehmen. Für den Posten gab es lediglich zwei Bewerber. Einer sagte schon vor der Entscheidung ab. Schon das zeigt: Bauamtsleiter wachsen nicht auf Bäumen.

Oldesloer Rathaus-Azubis lehnen eine Übernahme ab

Zu wenig Menschen wollen in kommunalen Verwaltungen arbeiten. Das betrifft nicht alle Bereiche, aber viele. Etwa die im Bauamt angesiedelte Gebäudeunterhaltung. „Zu 80 Prozent sind unsere Mitarbeiter damit beschäftigt, unsere vorhandenen Grundstücke und Gebäude zu verwalten“, sagt Lembke. 20 Prozent der Arbeitszeit bleiben übrig, um neue Beschlüsse der Politik umzusetzen. Wie zum Beispiel die Sanierung der Obdachlosenunterkunft an der Lübecker Straße. Beschlossen wurde das vor anderthalb Jahren. Umgesetzt ist die Instandsetzung bis heute nicht. Auch hier verwies der Verwaltungschef auf die angespannte Personalsituation: „Wir könnten das umsetzen, aber dann muss der Amok-Schutz an den Schulen eben warten.“ Diskussion beendet.

Stormarner Kreisverwaltung muss 35 Stellen neu besetzen

Es ist nur eines von vielen Beispielen, bei denen Beschlüsse in die Warteschleife geschoben werden. Schuld sind nicht etwa zu wenig Stellen. Vielmehr ist das Problem, dass die vorhandenen nicht besetzt werden können, wie Lembke sagt: „Einige schreiben wir immer wieder aus, aber wir bekommen keine Bewerbungen.“

Bauamtsleiter Thilo Scheuber (links) wechselt von der Stadt- zur Kreisverwaltung. Sein künftiger Chef Landrat Henning Görtz gratuliert ihm.
Bauamtsleiter Thilo Scheuber (links) wechselt von der Stadt- zur Kreisverwaltung. Sein künftiger Chef Landrat Henning Görtz gratuliert ihm. © Finn Fischer | Finn Fischer

Der Bürgermeister hatte vor einigen Wochen die Befürchtung geäußert, die Personalnot könne sich in diesem Jahr noch verstärken, weil der Kreis 35 Stellen neu besetzt. Denn auch dort stapeln sich die unbearbeiteten Anträge. Scheubers anstehender Wechsel zeigt, dass die Sorge nicht unbegründet ist. Und das betrifft offenbar nicht nur die Führungsetage mit den besser bezahlten Posten. Die im Jahr 2019 abschließenden Auszubildenden in der Oldesloer Stadtverwaltung wollen sich allesamt nicht übernehmen lassen.

Zu wenig Verwaltungsfachkräfte auf dem Arbeitsmarkt

In anderen Rathäusern ist die Lage nicht so dramatisch wie in der Kreisstadt. Allerdings ist auch dort wahrnehmbar, dass die Suche nach Personal schwieriger wird. „Das ist eines der vordringlichen Probleme, die uns in den nächsten Jahren beschäftigen werden“, sagt der Trittauer Bürgermeister Oliver Mesch dem Abendblatt. Es gebe viel zu wenig ausgebildete Verwaltungsfachkräfte auf dem Arbeitsmarkt.

Offenbar haben viele Verwaltungen in den vergangenen Jahren versäumt, ihre Ausbildungsangebote dem Bedarf anzupassen. Trittau hat derzeit drei Azubis und plant jetzt, das Angebot auszuweiten. Mesch: „Wir wollen nun auch eine Ausbildung für den gehobenen Dienst anbieten.“

Bargteheider Bürgermeisterin berichtet von Abwerbeversuchen

Wie in Trittau konnten in Bargteheide alle ausgeschriebenen Stellen besetzt werden. „In Einzelfällen kam es zu Fluktuationen in Fachbereichen, die aber im Vergleich zur geschilderten Lage in Bad Oldesloe nicht besorgniserregend sind“, sagt Bürgermeisterin Birte Kruse-Gobrecht zum Abendblatt. Allerdings mussten auch hier Stellenausschreibungen teilweise wegen fehlender Bewerbungen oder Eignung ein zweites Mal erfolgen, die aber schließlich zu einer Besetzung führten.

Perspektivisch sieht sich die Stadt Bargteheide in Konkurrenz um „die besten Köpfe“ mit anderen Gemeinde- und Stadtverwaltungen und nicht zuletzt mit der Kreisverwaltung. Denn das Werben um Mitarbeiter wird aggressiver. Kruse-Gobrecht: „Es ist nicht nachweisbar, aber im Falle von drei ehemaligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern liegt eine Vermutung nahe, dass gezielt geworben wurde.“

Verwaltungen müssen Gesundheitsmanagement optimieren

Um Mitarbeiter zu halten und zu gewinnen, muss die Verwaltung noch attraktiver werden, wie die Bürgermeisterin sagt: „Zum Beispiel durch lebensphasenbezogene Personalführung zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie, Aufstiegsmöglichkeiten, Fortbildungsangebote und ein betriebliches Gesundheitsmanagement.“ Derzeit hat die Bargteheider Verwaltung drei Auszubildende. Ab August 2019 werden es fünf sein. Dann beginnen erstmals zwei Auszubildende in der Kernverwaltung.

Ahrensburger Stadtverordnete lehnen Personalzuwachs ab

Das ist auch nötig, weil Bargteheide allein in diesem Jahr elf neue Stellen besetzen will. Anders als in Ahrensburg. Dort hat die Lokalpolitik den Stellenplan der Stadtverwaltung massiv zusammengestrichen. Von zehn Voll- und drei Teilzeitstellen blieben nur zwei halbe Stellen übrig.

Im Ahrensburger Rathaus arbeiten derzeit 150 Personen einschließlich des Bürgermeisters. Acht Stellen in der Verwaltung sind momentan nicht besetzt. Derzeit gibt es sieben Auszubildende für den Beruf des Verwaltungsfachangestellten. „Mittelfristig wird eine Erhöhung der Anzahl der Ausbildungsstellen angestrebt“, sagt die Sprecherin der Stadt, Imke Bär.

Auch die Kreisverwaltung in Bad Oldesloe will das Ausbildungsangebot erweitern. 2018 hatten 14 junge Menschen ihre berufliche Karriere begonnen. Jennifer Heisch ist bereits im zweiten Ausbildungsjahr und schwärmt. „Es ist eine vielfältige Ausbildung in sehr unterschiedlichen Bereichen“, sagt die Kreissekretärsanwärterin. Nach der Ausbildung will sie weiter beim Kreis Stormarn arbeiten. Genügend freie Stellen sollte es dort auch in anderthalb Jahren noch geben.