Bad Oldesloe. Während Gemeinden andernorts protestieren, setzt Bad Oldesloe auf regenerative Energie. Stadtwerke könnten selbst einsteigen.
Während der Wind über den abgemähten Acker von Bauer Bernd Strehl streicht und lediglich ein paar verbliebene Gräser in Wallung versetzt, treibt er im benachbarten Feldhorst die Rotoren von sechs Windkraftanlagen an. Nach Plänen des Landes könnten bald auch im Oldesloer Ortsteil Schadehorn Windräder Realität werden. Bauer Strehl freut das. Zusammen mit vier Nachbarn könnte er einen Teil seines Landes verpachten und am Fuße der Windräder weiter Landwirtschaft betreiben.
Anders als in Großensee oder Steinburg, wo sich die örtliche Politik gegen die Ausweisung sogenannter Vorranggebiete zur Windenergienutzung ausgesprochen hat, befürworten die Volksvertreter in Bad Oldesloe das Vorhaben. Eine von der Verwaltung vorbereitete positive Stellungnahme an das Land soll am 17. Dezember von den Stadtverordneten beschlossen werden. Die finale Entscheidung, ob in Bad Oldesloe gebaut wird, trifft jedoch das Land. Wie jetzt bekannt wurde, erwägen auch die Stadtwerke ein Engagement.
Fläche in der Kreisstadt neu im Regionalplan
Dabei ist die Ausweisung der Fläche im Norden der Kreisstadt durchaus eine Überraschung. Bernd Strehl sagt: „In den vorherigen Entwürfen war unser Gebiet nicht verzeichnet.“ Der 68-Jährige bewirtschaftet 20 Hektar im Nebenerwerb. Nur von der Landwirtschaft allein leben muss Strehl nicht, sagt aber auch: „Das Geschäft ist schwankungsanfällig.“ Witterung und Marktpreis sind unbekannte Größen. „Dieses und vergangenes Jahr war es erst zu nass und zuletzt zu trocken.“ Die Folge: ein Ernteverlust von rund 50 Prozent. Die Verpachtung eines Teils seiner Fläche für die Windkraft eröffne eine stete Einnahmequelle. „Mein Nachbar hat das als gute Fruchtfolge bezeichnet“, sagt Strehl und lacht dabei. „Denn Wind weht hier praktisch immer.“
Doch den richtigen Betreiber auszuwählen, fällt den Eigentümern nicht leicht. Zwar sagt Strehl: „Als das Gebiet ausgewiesen wurde, läutete das Telefon andauernd.“ So viele Interessenten meldeten sich. Doch wie es Unterschiede in der genauen Höhe und dem Aussehen der Anlagen gebe, sei dies auch bei den Verträgen. „In unserem recht kleinen Vorranggebiet von 22,5 Hektar macht der Bau nur Sinn, wenn wir alle dafür sind.“ Zwei oder drei Anlagen der 180-Meter-Klasse könnten gebaut werden. Drei Betreiber haben die Nachbarn nun in die engere Wahl genommen. „Am Telefon habe ich weitere Angebote abgelehnt“, so Strehl. Nun hätten sich jedoch auch noch die Stadtwerke gemeldet. Werkleiter Jürgen Fahl bestätigt auf Abendblatt-Anfrage: „Wir sind in Gesprächen.“ Der Betrieb von Windkraftanlagen an dem Standort sei für den stadteigenen Betrieb „attraktiv“. Dieses Angebot will Strehl noch abwarten.
Die Aufstellung der Anlage beanspruche nur rund 6000 Quadratmeter so Strehl, „der Rest der Fläche könne weiter landwirtschaftlich genutzt werden“. Entsprechend lukrativ könnte die Aufstellung für die Beteiligten sein. Von 50.000 Euro Pacht pro Windrad und Jahr ist die Rede. Eine Zahl, die Strehl nicht dementiert. Macht bei zwei Rädern im Schadehorn 100.000 Euro im Jahr. Eine Summe, die auch durch fünf geteilt noch erklecklich ist.
Die Investition selbst zu stemmen, einen Bürgerwindpark zu initiieren, komme für die Beteiligten jedoch nicht infrage, sagt Bernd Strehl. „Dafür fehlen uns das Kapital und die Erfahrung“, so der Landwirt. Doch auch wenn ein Investor übernimmt, Gegenwehr fürchten die Eigentümer nicht. Er sagt: „Ich wüsste nicht, wer hier dagegen sein soll.“ Wer den Klimaschutz ernst nehme, brauche Windkraft. „Geklingelt hat hier jedenfalls noch kein Gegner.“ Ähnlich sieht das der stellvertretende Bürgermeister und CDU-Fraktionsvorsitzende Horst Möller: „Wir sind dem Vorhaben quer durch die Fraktionen gegenüber positiv gestimmt“.
Doch bis Oldesloer Wind in das Stromnetz eingespeist wird, wird es noch etwas dauern. Bis 3. Januar 2019 haben Bürger und Kommunen Zeit, Stellungnahmen zu den Regionalplänen abzugeben. Wird bekannt, wo zum Beispiel schützenswerte Tiere leben, könnten sich die Gebiete erneut verändern. Ein Vetorecht haben die Kommunen nicht. Werden die Pläne wie geplant bis zum Sommer kommenden Jahres verabschiedet, wird ein potenzieller Betreiber den Standort erst noch unter die Lupe nehmen. „Es soll eine mobile Anlage aufgestellt werden, die ein Jahr lang Messungen vornimmt“, sagt Bernd Strehl. Schließlich will der Betreiber mindestens 25 Jahre lang mit der Anlage verdienen. Bis Strom fließt, dauert es darum mindestens noch gut drei Jahre.