Grosshansdorf. Beim Tag der offenen Tür präsentiert die Lungenclinic den Umbau ihrer Endoskopie. Besucher dürfen die Geräte selbst ausprobieren.
Auf Mikrobengröße verkleinerte Mediziner werden durch eine Kanüle in die Blutbahn von Patienten injiziert. Dort haben sie exakt eine Stunde Zeit, um Schwachstellen innerhalb des Körpers zu reparieren, danach wachsen sie zur Originalgröße heran. Klingt nach Science-Fiction? Ist es auch. Die Handlung hat sich ein amerikanischer Regisseur Mitte der 1960er-Jahre ausgedacht.
Beim Tag der offenen Tür in der Lungenclinic Großhansdorf konnten Besucher allerdings den Eindruck haben, als wären sie von der Fiktion nicht mehr allzu weit entfernt. Statt Mini-Menschen in Mini-U-Booten übernehmen dort von Fachärzten geführte Endoskope (mit Kamera und Licht ausgestattete Spezialschläuche) den Job, das Innere des Körpers bis ins kleinste Detail zu erkunden.
Jährlich behandelt die Klinik 12.000 Menschen
3,5 Millionen Euro hat die Klinik am Wöhrendamm in den Umbau ihrer Endoskopie investiert. Während des laufenden Betriebs wurden in neun Monaten alle Räume modernisiert. Sie erfüllen nun medizinisch-technische sowie hygienische Höchststandards. Prof. Klaus F. Rabe, Chefarzt und Ärztlicher Direktor, beschreibt die Endoskopie als Herzstück des Hauses, in dem jährlich 12.000 Menschen ambulant und stationär behandelt werden.
Weit über die Grenzen Schleswig-Holsteins hinaus ist die Stormarner Lungenfachklinik bekannt. „Es ist faszinierend, einen Blick hinter die Kulissen werfen zu können“, sagt Barbara Lange. Die Kielerin verbindet einen Besuch bei ihrer Mutter in Ahrensburg mit einer Visite in Großhansdorf.
Sie ist auch von Berufs wegen an den Neuerungen interessiert. Als Stimmtherapeutin und Lehrerin an einer Logopädieschule weiß Barbara Lange, wie wichtig eine gesunde Lungenfunktion für den Menschen ist: „Der Atem ist der Träger des Schalls.“
Schon vor 30 Jahren hoher medizinischer Standard
Aus reiner Patientensicht sieht sich Jens Both die weiß und blau gestaltete Endoskopie-Station an. Der Großhansdorfer lag vor rund 30 Jahren in dem Krankenhaus und musste sich einer Operation unterziehen. „Schon da war der medizinische Standard verhältnismäßig hoch“, sagt der 76-Jährige. Es sei enorm, was sich in den vergangenen Jahrzehnten weiterhin getan habe und welche Möglichkeiten es heute gebe.
Damals musste Both tagelang mit dem Verdacht auf einen bösartigen, faustgroßen Tumor leben. Bis sich herausstellte, dass es sich um einen dritten, verkümmerten Lungenflügel handelte.
Endoskopie hat nun zwei baugleiche Räume
„Dank des medizinischen Fortschritts sind Diagnosen heutzutage viel schneller möglich. Die furchtbare Zeit der Ungewissheit wird dadurch auf ein Minimum reduziert“, sagt Sara John. Gemeinsam mit Oberarzt Dr. Martin Claussen leitet sie das Team der neuen Endoskopie-Station, die jetzt über zwei baugleiche Säle verfügt. „Auch das verkürzt Wartezeiten, da wir in beiden Räumen gleichzeitig alle Untersuchungen durchführen können“, so John. Dazu gehören zum Beispiel Lungenspiegelungen, auch Bronchoskopien genannt.
„Mein Freund erzählt abends so häufig davon. Jetzt kann ich das selbst mal ausprobieren“, sagt Donya Ahmadi. Ihr Freund ist Dr. Athanasios Tzimas, Assistenzarzt in der Pneumologie. Während er nahezu täglich mittels Endoskop Bronchien freispült, Fremdkörper entfernt oder Gewebematerial entnimmt, hat Versicherungsfachfrau Donya am Tag der offenen Tür erstmals OP-Besteck in der Hand.
Neues Videomanagement ermöglicht schnelle Diagnose
Unter Anleitung führt sie den flexiblen Schlauch in den Mund der Kunststoffpuppe ein. Die Kamerabilder erscheinen auf einem riesigen Bildschirm. Der ist Teil der neu installierten Videomanagement-Technologie, die es mit einer zentralen Steuerung ermöglicht, in jedem Raum auf alle Bildquellen zugreifen zu können. So kann zum Beispiel bereits während des Eingriffs das Ergebnis der frisch entnommenen und im Nebenraum untersuchten Gewebeprobe angeschaut und sofort entsprechend gehandelt werden.
„Viele unserer Patienten müssen schlimme Diagnosen verdauen“, sagt Chefarzt Klaus Rabe. „Da hilft es, sich sicher, gut aufgehoben und bestens betreut zu fühlen.“ Wer nach Großhansdorf kommt, könne sich darauf verlassen, dass neben dem Einsatz bester Technik auch alles Menschenmögliche zum Wohl des Patienten beigetragen werde.
Nun ist alles auf einer Ebene
Von der Diagnosestellung über Behandlung und Nachbetreuung biete die neue Station im ersten Stock dafür beste Voraussetzungen. „Dass jetzt alles auf einer Ebene ist, ist ein großer Gewinn“, sagt Stations-Teamleiterin Sara John. „Die Wege sind kurz, die Hilfe dadurch umso schneller.“
Lichtdurchflutete Warte-, Umkleide- und Aufwachräume machen aus dem Krankenhausaufenthalt zwar immer noch keine Vergnügungsreise. „Dennoch ist eine gute Atmosphäre wichtig“, sagt Sara John. „Und die haben wir jetzt.“
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Im Dezember 1900 eröffnet
Die Lungenclinic Großhansdorf (Wöhrendamm 80) ist spezialisiert auf Erkrankungen der Lunge, des Brustkorbs und der Atemwege. Ihre Schwerpunkte sind Pneumologie, Onkologie, Palliativmedizin, Thoraxchirurgie und Anästhesie. Als Frauen-Genesungsheim für „blutarme und bleichsüchtige Rekonvaleszentinnen“ wurde das Haus im Dezember 1900 mit 50 Betten eröffnet. 1938 ging der erste Operationssaal in Betrieb. Das einzige von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifizierte Lungenkrebszentrum im Raum Hamburg/Schleswig-Holstein behandelt jährlich 8000 Patienten stationär und 4000 ambulant. Die Klinik ist auch Standort des Deutschen Zentrums für Lungenforschung (DZL) und akademisches Lehrkrankenhaus der Universität Lübeck. Rund 55 Ärzte und 170 Pfleger arbeiten in Großhansdorf. Infos im Internet: www. lungenclinic.de.