Trittau. Immer Donnerstags treffen sich Zauberkünstler aus Stormarn. Im Abendblatt verraten sie, wie viel Magie in ihrer Arbeit steckt.
Eigentlich ist es kein großes Kunststück, in Gesellschaft von netten Leuten ein bis drei Glas Bier leerzuzaubern. Oder nach dem Kneipenbesuch wie durch Zauberhand weniger Münzen im Portemonnaie zu haben als davor. Oder sich verzaubert zu fühlen, wenn einem das Gegenüber hypnotisierend in die Augen blickt. Passiert all dies aber an einem Donnerstagabend in Trittau, steckt tatsächlich Magie dahinter.
Im Restaurant des Hotels Vorburg treffen sich jede Woche rund ein Dutzend Zauberer zum Stammtisch. Sie nennen sich „Magischer Kreisel Trittau e.V.“ und kommen aus fast allen Ecken Stormarns. Mit Hans-Dieter Galbrecht (Künstlername „Zauberhans“) und Herbert Witthöft („Hörbie“) sind auch Hamburger vertreten. Auf dem Tisch liegen Kartendecks, bunte Tücher, große und kleine Würfel. Wider erwarten tragen die Männer weder Zylinder noch Umhänge – für den Termin mit dem Abendblatt hat jedoch der eine oder andere sein Auftritts-Outfit eingepackt.
„Zum Stammtisch kommen wir alle in zivil“, sagt Lars Braun, Künstlername Larsini. Der Trittauer ist 51 Jahre alt, arbeitet hauptberuflich als Feuerwehrmann in Hamburg und hat den Magier-Treff mit seinem Barsbüttler Kollegen Rolf-Roderich Kunstmann („Rollo“) 2007 ins Leben gerufen. „Zaubern ist kein normales Hobby, sondern eine Passion“, sagt Lars. Daher sei es unheimlich bereichernd, sich mit Gleichgesinnten auszutauschen. „Weil die ebenso besessen sind, wie man selbst.“
Frauen sitzen nicht mit am Stammtisch – noch nicht...
Und tatsächlich versteht ein Nicht-Zauberer kein Wort, wenn die Profis fachsimpeln. Da geht es um Palmagen (Verstecken eines Gegenstands in der Handfläche), Levitation (schweben lassen), Erdnase-Change (Variante des Farbwechsels) und Mexikanisches Spiralmischen (spezielle Kartenzählmethode). Sich all diese Begriffe und die dazugehörigen Handgriffe merken zu können, grenzt schon an Zauberei. Sie dann aber auch noch so ausführen zu können, dass sich kleine und große Zuschauer verwundert die Augen reiben, ist echte Handwerkskunst.
„Ein Trick muss wochenlang geübt werden und dann hundert Mal einwandfrei klappen, dann erst sitzt er richtig“, sagt Jan Bastian. Der 50-Jährige aus Reinfeld-Benstaben tritt wie seine Kollegen auf Stadtfesten, bei Geburtstagen, Familien- und Betriebsfeiern auf. Und wie die meisten anderen hat auch er die Liebe zum Zaubern bereits als Kind entdeckt. Zum Trittauer Stammtisch gehört er erst seit einem Jahr. „Ich habe von einem Bekannten davon erfahren und war sofort begeistert“, sagt der Postbeamte, der am liebsten „einfache Zaubereien mit großer Wirkung“ vorführt. Dazu gehört das Verschwindenlassen von Münzen ebenso wie die brennende Geldbörse, die im Stammlokal regelmäßig für Aufsehen sorgt. „Es ist immer spannend, wenn man den Kollegen einen neuen Trick präsentiert. Ihre Reaktion darauf ist enorm wichtig und entscheidet, ob er ins Programm aufgenommen wird oder nicht“, sagt Rolf-Roderich Kunstmann.
Männer werden zu kleinen Jungs
Der 66-Jährige war Müllmann, ist jetzt Rentner und damit quasi Zauberer in Vollzeit. Rund 20 Mal pro Jahr tritt er auf und unterhält mit launigen Sprüchen sein Publikum. Steht er nicht als Rollo auf der Bühne, reist Rolf-Roderich zu Zauberkongressen, besucht Magier-Kollegen oder besorgt sich neue Zauber-Utensilien. „Davon kann man nie genug haben“, sagt der Barsbüttler. Und alle am Stammtisch stimmen ihm zu. So ein bisschen wirken die Männer dabei wie kleine Jungs. Dabei ist der Jüngste knappe 50, der Älteste 76 Jahre alt. „Wer einen Zauberer zum Mann hat, sollte gute Nerven haben“, sagt Lars Braun. „Wir sind oft unterwegs oder stecken mit unseren Nasen in Büchern, um Neues zu lernen.“
Die Fingerfertigkeit, eine der wichtigsten Grundlagen für Magier, werde ständig und überall geübt. „Das kann den Partner dann schon mal verrückt machen“, gibt der Trittauer zu. Zaubernde Frauen gibt es beim Magischen Kreisel derzeit keine. „Das heißt nicht, dass es keine guten weiblichen Zauberkünstler gibt“, betont der Grönwohlder Stephan Eichler, kreisweit als „Hektor der Gaukler“ bekannt. Sollte sich eine Zauberin für den Stammtisch interessieren, sei sie herzlich eingeladen. Das gelte für alle, die Kenntnisse in Sachen Magie haben.
Treffen ist für Fortgeschrittene Magier
Für blutige Anfänger sei das donnerstägliche Treffen weniger geeignet. „Es geht bei uns ja darum, Erfahrungen auszutauschen und einander wertvolle Ratschläge zu geben. Jeder profitiert vom Können des Anderen.“ Nach wie vor können sich die Kreisel-Mitglieder auch gegenseitig verblüffen. „Wir anderen sitzen dann da und rätseln, wie der Trick funktioniert“, sagt Lars Braun. „Doch manchmal wollen wir uns einfach nur verzaubern lassen.“ Das sei auch bei Auftritten ihr schönster Lohn: Verwunderte und staunende Menschen, die kaum glauben können, was sie sehen. Es sei schade, wenn Zuschauer ständig nur herausfinden wollen, welches Geheimnis hinter der Vorführung steckt. Lars sagt: „Stattdessen sollten sie die Illusion genießen und sich von uns unterhalten lassen.“ Je besser der Zauberer ist, desto leichter fällt das: Dass die Stormarner Magier tatsächlich tricksen, ist bei ihren Einlagen am Stammtisch nebensächlich. Da wandern Geldstücke durch Tischplatten, Kreidestriche fliegen durch die Luft, Zeitungsschnipsel verwandeln sich in 20-Euro-Scheine, Spielkarten ändern durch Fingerschnippen die Farbe. Hinter allem steckt eine Erklärung. Und doch bleibt der Mund vor Verblüffung offen stehen.
Wer dieses Gefühl gern bei anderen auslösen möchte, der liest jetzt weiter. Die Mitglieder des Magischen Kreisels Trittau haben dem Abendblatt nämlich einen Trick verraten. Wer lieber weiterhin an Zauberei glauben möchte, kann sich nun dem nächsten Artikel widmen.
Kontakt zum Magischen Kreisel Trittau e.V. über braunlars@gmx.de
Zum Nachzaubern: So funktioniert der Taschentuchtrick
Probieren Sie das doch mal aus: Geben Sie Ihrem Gegenüber ein Papiertaschentuch und sagen, er solle Ihnen alles genau nachmachen. Greifen Sie nun mit Daumen und Zeigefinger die Ecke Ihres Taschentuchs, so, dass oben ein Stückchen heraussteht und der Rest in der Handfläche liegt. Dann schließen Sie die Hand und reißen dabei das Taschentuch entzwei (Sie halten dabei das obere Stück immer noch zwischen Daumen und Zeigefinger fest).
Ihr Gegenüber lenken Sie dabei ab, in dem Sie ihm sagen, er solle das oben herausstehende Stück des Tuchs glattstreichen. Jetzt stecken Sie nach und nach den unten herausstehenden Teil des Taschentuchs in die geballte Hand. Während ihr Gegenüber dasselbe tut, nehmen Sie den abgerissenen Teil Ihres Tuchs in die andere Hand, lassen ihn unbemerkt verschwinden. Jetzt wird der verbliebene obere Tuchzipfel auch in die Faust gesteckt. Dabei wandert das kleine Stück Ihres Tuchs in die andere Hand.
Nun präsentieren Sie Ihrem Gegenüber die völlig leere Hand. Er wird erstaunt sein, aber schnell vermuten, dass Sie das Taschentuch in der anderen Hand haben. So ist es auch – und doch können Sie ihn verblüffen, indem Sie sagen: „Aber meines ist geschrumpft!“ Machen Sie aus dem Tuchzipfel ein Kügelchen und bitten Sie den Mitmacher, dasselbe zu tun. Seine Taschentuchkugel wird immer größer sein.