Glinde. Auch zusätzlicher Wohnraum und mehr Ladengeschäfte sind Forderungen aus der Zukunftswerkstatt vom Wochenende.

Mehr Wohnungen und Geschäfte in der Innenstadt, einen zentralen Busbahnhof, weniger Durchgangsverkehr und eine begrünte Flaniermeile vom Engelspark hintern dem Rathaus bis zum Grünzug an der Glinder Au – das wünschen sich viele Glinder für ihre Innenstadt. Zudem könnte eine App Bürger und Geschäfte miteinander vernetzen und über Veranstaltungen informieren.

Es galt, Leitgedanken zu entwickeln beim zweiten Bürgerworkshop für ein neues Innenstadtkonzept. Drei Varianten für die City standen zur Wahl, die bewertet werden sollten: Soll Glindes Innenstadt ein starkes Einzelhandelszentrum werden oder ein grünes Zentrum? Oder heißt die Präferenz: Wohnen mitten in der Stadt. Von allem etwas, hieß das Fazit der Teilnehmer. Die Planer hatten die Szenarien aus den Ideen vom ersten Treffen im September entwickelt.

Beraterfirma sieht Potenzial für Läden auf dem Marktparkplatz

Auch die Ergebnisse einer Kinder- und Jugendbeteiligung, eine Untersuchung zum Straßenverkehr sowie ein Gutachten der Beratungsgesellschaft CIMA flossen in den Workshop ein. Letzteres ergab, dass die Glinder woanders einkaufen, weil der Bedarf vor Ort nicht gedeckt werde. 8130 Quadratmeter Verkaufsfläche sind in der City vergeben. Die Berater sehen Kaufkraftpotenzial für weitere 4000 Quadratmeter, also ein Plus von 50 Prozent. Vor allem in den Bereichen Bekleidung, Wäsche, Sportartikel, Fahrräder sowie Schuhe und Lederwaren. „Das sind die Sortimente, die die Glinder vermissen“, sagte Planer Karsten Schwormstede. Der große Marktparkplatz sei eine nicht ausreichend genutzte Potenzialfläche. Der Engelspark könne aufgewertet werden, als grüner Erlebnisraum für jung und alt mit Café und Minigolfanlage. Ein Fußweg vom Engelspark zur Glinder Au würde alle innerstädtischen Areale miteinander zur Flaniermeile verbinden. Ergänzt werden sollte diese durch gehobene Gastronomie und Treffs für Jung und Alt. Die Innenstadt müsse sich in Konkurrenz zum Onlinehandel als Erlebnisraum positionieren und eine „Stadt der kurzen Wege“ werden. Dazu soll es eine zentrale Umsteigestation für die Fahrgäste der Buslinien geben, der Autoverkehr wird zurückgebaut, Fahrradwege werden ausgebaut.

Auch die Ideen des Vereins Stadtmarketing wurden berücksichtigt

Die von der Stadt initiierte Planungswerkstatt berücksichtigte auch die Vorschläge des Vereins Stadtmarketing. Wie berichtet, schlagen die Aktiven vor, die Möllner Landstraße auf die alte Eisenbahntrasse zu verlegen und auf dem Marktparkplatz ein Einkaufszentrum mit Arztpraxen, Wohnungen und Parkgarage zu errichten. Dann wäre die Dorfstraße mit ihren kleinen Läden nicht mehr durch eine Hauptverkehrsader von der Einkaufspassage getrennt – die City würde zur Fußgängerzone. Architekt Frank Staudinger, Mitglied im Verein Stadtmarketing, sagte: „In ganz Südstormarn gibt es kein Einkaufszentrum. Warum nicht hier Einkaufen und Wohnen verbinden.“ Die Verlegung der Möllner Landstraße erfordere Grundstückszukäufe beiderseits der Bahntrasse und einen Lärmschutz, sagte dazu Verkehrsplaner Jens Rümenapp. Alternativ könnte die 27,5 Meter breite Ortsdurchfahrt zurückgebaut und mit einem 17,5 Meter breiten Kreisel beruhigt werden.

Glinder Jugendliche fordern mehr Erlebnisgrünflächen und Angebote

Auch die Jugend sehe die Möllner Landstraße kritisch, berichtet Carsten Helms, Leiter des Jugendzentrums Spinosa, von der Kinder- und Jugendbeteiligung.Er sagte: „Da kam klar heraus: Tunnel statt Straße.“ Weitere wichtige Punkte: Mehr Erlebnisgrünflächen und mehr Angebote für Kinder und Jugendliche in der City. Wer in seiner Jugend die positive Erfahrung mache, an der Entwicklung des Ortes beteiligt zu werden, ist laut Studien später auch bereit, hier eigene Kinder aufzuziehen, betonte Helms. Anni Borzyszkowski, Erzieherin aus dem Hort Löwenzahn, hat die Jugendbeteiligung mit organisiert. Sie sagte: „Junge Leute wollen etwas erleben, deswegen fahren sie ins Einkaufszentrum nach Hamburg.“ Die 30-Jährige wohnt selbst in der Hansestadt und sagt: „Glinde war mir zu abgeschnitten.“

Ob der Untergrund am Glinder Markt eine Tiefgarage oder einen Tunnel gestattet, ist noch unklar. Teilnehmer Harald Unger äußerte Zweifel, ob so etwas im Zentrum realisiert werden könnte. Der Tiefbauingenieur, der bis 2005 für den Abwasser-Zweckverband Südstormarn tätig war, sagte: „Unter dem Marktplatz verlaufen dicke Abwasserrohre und das Kaufhaus Reinhold und Pabst wurde damals auf Pfählen errichtet, weil es so viel Wasser im Untergrund gab.“

Stadt lädt die Bürger zum dritten Workshop Ende Januar ein

Beim nächsten Treffen soll es Modelle zu den Konzepten geben, etwa von mehrgeschossigen Wohnhäusern in der City. Am Sonnabend, 26. Januar, geht es mit dem dritten und letzten Planungsworkshop weiter. Mit mehr Teilnehmern, hofft Stadtplanerin Verena Wilmes. Im September hatten sich 51 Einwohner beteiligt, am Sonnabend kamen nur noch 39. Im Januar können die Bürger die finalen Vorschläge für die Politik formulieren. Im Frühjahr 2019 soll die Stadtvertretung den Rahmenplan dann beschließen, der auch helfen soll, die richtigen Investoren für die City anzuziehen.