Ahrensburg. Abendblatt lädt zum 1. Stormarner Pflegetag. Auf einem Podium kommen Jobagentur, Heimaufsicht und -betreiber sowie die Politik zur Wort.

Die Menschen in Schleswig-Holstein erreichen ein immer höheres Alter. Laut Prognose der Bertelsmann-Stiftung steigt die Zahl der über 80-Jährigen bis 2030 landesweit um 68,8 Prozent auf 245.800 Menschen. Der Pflegebedarf nimmt zu. Ausgangspunkt für die Berechnung ist das Jahr 2012. Damals lebten 145.610 ältere Menschen im Norden. Für Stormarn erwarten die Experten sogar einen Anstieg um 90,2 Prozent. Das ist nach dem Kreis Segeberg der zweithöchste Wert im Land.

Das ist eine Entwicklung, die zu einem großen Problem werden könnte. Denn mit zunehmendem Alter steigt auch der Bedarf an Unterstützung. Stormarn steuert auf einen Pflegenotstand zu. Laut der Studie könnten bis zum Jahr 2030 kreisweit rund 1800 Fachkräfte fehlen. Schon jetzt werden in vielen der rund 50 Alten- und Pflegeheime Mitarbeiter verzweifelt gesucht. Bei der Arbeitsagentur in Bad Oldesloe sind für den Kreis Stormarn zurzeit 79 unbesetzte Stellen in der Altenpflege gemeldet. „So ziemlich alle Pflegeeinrichtungen suchen qualifizierte Mitarbeiter“, sagt Robert Nobiling, Geschäftsführer Operativ der Agentur.

Arbeitsagentur unterstützt bereits die Pflegehäuser

Dem gegenüber stehen aktuell nur fünf arbeitslos gemeldete Pflegekräfte. „Sind Altenpfleger auf Jobsuche, können sie aus einem breiten Stellenangebot wählen“, sagt Nobiling. „Sie haben dabei die Chance, Verdienstmöglichkeiten oder flexible Arbeitszeitmodelle gegeneinander abzuwägen.“ Das führe zu einer starken Konkurrenzsituation unter den Einrichtungen.

Die Arbeitsagentur unterstützt die Häuser bereits dabei, neue Fachkräfte zu gewinnen, zum Beispiel über Weiterbildungsangebote für Geringqualifizierte und ältere Arbeitnehmer. Nobiling sagt: „So qualifizieren wir in diesem Jahr in den Kreisen Stormarn und Herzogtum Lauenburg 130 Teilnehmer zu Altenpflegefachkräften.“

Zahl der Beschäftigten in der Branche steigt

„So ziemlich alle Pflegeeinrichtungen in Stormarn suchen qualifizierte Mitarbeiter“, sagt Robert Nobiling (Geschäftsführer Operativ der Arbeitsagentur in Bad Oldesloe)
„So ziemlich alle Pflegeeinrichtungen in Stormarn suchen qualifizierte Mitarbeiter“, sagt Robert Nobiling (Geschäftsführer Operativ der Arbeitsagentur in Bad Oldesloe) © HA | Agentur für Arbeit Bad Oldesloe

Die gute Nachricht ist: Die Zahl der Beschäftigten in der Branche steigt. Im März 2013 waren in Stormarn 1372 sozialversicherungspflichte Beschäftigte in der Pflege gemeldet, bis März 2018 stieg die Zahl auf 1641 Menschen. Das entspricht einem Plus von 19,6 Prozent. Trotzdem reicht das offenbar nicht aus. „Es gibt eine ganze Reihe von Pflegeheimen in Stormarn, die einige ihrer vorhandenen Plätze freiwillig nicht besetzen, weil sie nicht genügend Fachpersonal haben“, sagt Andreas Rehberg, der als Fachbereichsleiter Sicherheit und Gefahrenabwehr des Kreises auch für die Stormarner Heimaufsicht zuständig ist. Dabei könnten sie die Plätze eigentlich leicht besetzen. Rehberg: „Es gibt Wartelisten auf einen Betreuungsplatz.“ In Stormarn sei die Situation besonders problematisch, sagt Matthias Trenkle, Sprecher der Gesellschaft für soziale Aufgaben (GesA). „Es ist hier noch schwieriger Fachkräfte zu finden als in anderen Regionen Deutschlands.“ Die GesA betreibt seit Mai dieses Jahres zwei Pflegeeinrichtungen im Kreis – eine in Reinfeld und eine in Ahrensburg.

Dass der Pflegebedarf schon jetzt steigt, zeigen Zahlen des Statistikamtes Nord. Demnach betreuten die ambulanten Pflegedienste in Schleswig-Holstein Ende 2017 rund 26.100 Menschen. Das sind 23 Prozent mehr als noch zwei Jahre zuvor. In Hamburg waren es 19.000 Personen, ein Plus von elf Prozent im Vergleich zu 2015.

Die Info-Veranstaltung ist am 20. November

Doch wie dramatisch ist die Situation in Stormarn wirklich? Wie groß ist der Personalnotstand und wie viele Betreuungsplätze fehlen tatsächlich? Ist die medizinische Versorgung vor dem Hintergrund des demografischen Wandels gesichert? Was tut die Politik, um dafür zu sorgen? Über diese und viele weitere Fragen rund um das Thema Pflege wird die Abendblatt-Regionalausgabe Stormarn mit Experten bei einer Podiumsdiskussion sprechen. Matthias Badenhop, Staatssekretär des Sozialministeriums, Robert Nobiling von der Arbeitsagentur Bad Oldesloe und Andreas Rehberg, zuständig für die Heimaufsicht des Kreises, sowie die Betreiber mehrere Pflegedienste und -einrichtungen wollen dem Thema auf den Grund gehen. Die Moderation übernimmt Abendblatt-Autor Peter Wenig. Er hat sich in seinem Buch „Der große Hamburger Pflegeratgeber“ ausführlich mit der Situation der Pflege in der Millionenmetropole beschäftigt.

Bei der Veranstaltung am Dienstag, 20. November, im Ahrensburger Marstall sollen die Besucher zudem Informationen darüber bekommen, wie sie ein gutes Pflegeheim finden und auf welche Kriterien sie bei der Auswahl achten sollten.

„Der große Hamburger Pflegeratgeber“: Das Buch von Peter Wenig ist für 19,95 Euro in der Abendblatt-Geschäftsstelle in Hamburg, Großer Burstah 18–32, erhältlich. Es kann zudem unter www.abendblatt.de/shop oder per Tel. 040/33 36 69 99 bestellt werden.

Diesen Termin sollten Sie sich vormerken

Der Stormarner Pflegetag beginnt am Dienstag, 20. November, um 16 Uhr im Ahrensburger Marstall (Lübecker Straße 8). Bei einer Messe stellen sich zunächst verschiedene Pflegeheimbetreiber aus der Region vor und informieren über ihre Angebote. Auf dem Podium diskutieren ab 18 Uhr Matthias Badenhop, Staatssekretär im Sozialministerium des Landes Schleswig-Holstein, Andreas Rehberg für die Heimaufsicht des Kreises Stormarn, Robert Nobiling, Geschäftsführer Operativ der Agentur für Arbeit in Bad Oldesloe, sowie Pflegedienst- und Heimbetreiber über Fragen rund ums Thema Pflege. Mit dabei sind der Rosenhof in Ahrensburg, Malepartus aus Bargteheide, das Augustinum Aumühle, die Südstormarner Vereinigung-Pflegedienst (SVS) sowie die Gesellschaft für soziale Aufgaben (GesA). Moderiert wird die Veranstaltung vom Abendblatt-Autor und Pflegeexperten Peter Wenig. Der Eintritt ist frei.jjd