Ahrensburg. An der Berufsschule und im Reeshoop-Viertel herrscht Stellplatz-Mangel. Doch eine Einigung über neue Parkpalette scheint unmöglich.
„Eine Katastrophe“: In der Beurteilung der Parkplatzsituation an der Berufsschule in Ahrensburg und im benachbarten Reeshoop-Viertel herrscht Einigkeit. Darüber, wie das Chaos aus dicht an dicht abgestellten Autos in den Wohnstraßen gelöst werden kann, finden die Stadt und der Kreis Stormarn als Träger der Berufsschule aber keinen gemeinsamen Nenner.
Der Kreis möchte eine Parkpalette auf dem Schulparkplatz bauen – nach Möglichkeit gemeinsam mit der Stadt. „Das wäre für alle Seiten die beste und günstigste Lösung“, sagt Wolfgang Gerstand (CDU), Vorsitzender im Wirtschafts-, Planungs- und Bauausschuss (WPBA) des Stormarner Kreistags. „Deshalb habe ich kein Verständnis dafür, dass sich die Stadt nicht beteiligen will.“
Offenbar gibt es Kommunikationsprobleme. „Für Anfang Oktober hatte uns das Ahrensburger Rathaus eine Antwort auf eine Bauvoranfrage und auf unser Kooperationsangebot angekündigt. Doch leider gibt es nichts Neues“, sagte Stephan Brockmöller, Fachdienstleiter bei der Kreisverwaltung, den WPBA-Mitgliedern. Eine Kollegin sei sogar nach Ahrensburg gefahren, habe aber keine Auskunft erreicht.
Schülerparkplatz ist stark unterdimensioniert
Gerade einmal knapp 80 Autos passen auf den Schülerparkplatz. „Das ist völlig unzureichend“, sagt Schulleiter Joachim Schleußhoff. In zehn Jahren sei die Schülerzahl um 900 auf jetzt 2500 gestiegen. Darunter sind 1600 Lehrlinge, von denen viele aus ihren Dörfern oder dem Süden des Kreises rund um Reinbek mit dem Auto anreisen. Weil der Parkplatz schon weit vor Unterrichtsbeginn voll ist, stellen sie ihre Fahrzeuge in den Straßen oder am Badlantic ab. Ausdrücklich weist die Schule darauf hin, dass dies beim nahen Netto-Supermarkt verboten ist.
Berufsschüler Arthur Nitschke kommt aus dem rund 20 Kilometer entfernten Kuddewörde (südlich von Trittau) zum Unterricht nach Ahrensburg. „Bei der schlechten Verbindung würde ich mit dem Bus wohl dreieinhalb Stunden brauchen“, sagt er. Der Parkplatz sei stets überfüllt, teilweise seien Feuerwehrzufahrten blockiert. Eine kleine Parkpalette bringe wenig. „Mit zwei oder vielleicht auch drei Ebenen wäre das Problem erst mal beseitigt.“
Für viele Jugendliche ist der Parkplatz am Hallenbad die erste Alternative. „Am Badlantic ist meistens etwas frei“, sagt Lukas Schomann. Sein Auto steht heute in zweiter Reihe: „Ich parke gerade zwei Leute zu, aber die sind Gott sei Dank in meiner Parallelklasse.“
Knackpunkt Geld: 280 Plätze kosten 2,7 Millionen Euro
„Rein rechtlich brauchen wir nichts zu machen“, sagt Kreisbaudirektor Klaus Kucinski. Es gebe 120 Stellplätze. Die gesetzlich notwendige Zahl von knapp 160 lasse sich durch Verdichtung und Zupflastern von Grünflächen erreichen. Eine eingeschossige Palette mit bis zu 70 Plätzen kostet rund 1,3 Millionen Euro, ein Parkhaus mit 280 Extra-Plätzen gut drei Millionen.
Für Ahrensburgs Bürgermeister Michael Sarach ist klar: „Der Kreis muss das Problem als Träger der Berufsschule lösen.“ Bauamtsleiter Peter Kania verweist auf eine Stellungnahme vom Juni: Demnach habe die Mitfinanzierung einer Parkpalette im städtischen Bau- und Planungsausschuss „keinen Anklang“ gefunden.
Die Kreisverwaltung sieht dagegen auch die Stadt in der Pflicht: In dem in den 1950er-Jahren angelegten Wohnviertel gebe es bei steigender Autozahl ohnehin viel zu wenig Parkflächen. Hinzu komme, dass die Neue Lübecker bis Mitte 2030 Hunderte neue Wohnungen baue, die Stadt bei dieser Nachverdichtung je Einheit aber nur 1,25 Stellplätze fordere. Möglich wären bis zu zwei.
Ortspoltiker kann Verhalten nicht nachvollziehen
Der Ahrensburger Kreistagsabgeordnete Jörg Hansen (Grüne) war bis Mitte des Jahres auch Stadtverordneter in seiner Heimat. „Wir haben damals nur beiläufig von dem Vorschlag erfahren“, sagt er. Eine ausführliche inhaltliche Diskussion habe es nicht gegeben. „Das Problem ist latent. Ich kann nicht nachvollziehen, warum die Stadt so mauert“, sagt er.
Einstimmig beschlossen die WPBA-Mitglieder, die im Etat für die Parkpalette eingeplante eine Million Euro mit einem sogenannten Sperrvermerk zu versehen. Das bedeutet, dass die Kommunalpolitiker das Geld explizit per Abstimmung freigeben müssen. Zugleich wird ein letzter Versuch unternommen, sich nicht nur beim Erkennen des Problems, sondern auch beim Lösen einig zu werden: Der Kreis wird Ahrensburgs Bürgermeister Sarach direkt um eine zeitnahe Antwort bitten.