Grossensee. Gemeindevertreter wollen Pläne des Landes geschlossen stoppen, ein Vorranggebiet im Ort auszuweisen.

Politiker aus Großensee wenden sich gegen Pläne der Landesregierung, in der Gemeinde ein Vorranggebiet zur Windenergiegewinnungauszuweisen. Konkret geht es um ein rund 19 Hektar großes Areal zwischen dem Golfplatz und dem Brunsbeker Ortsteil Papendorf.

Gemeindevertreter aus dem 1800-Einwohner-Ort zeigen sich verwundert über die überarbeiteten Regionalpläne. Michael Prang (CDU) sagt: „In der im vergangenen Jahr vorgestellten Version sind wir nicht vorgekommen.“ Gerhard Iwan (Wählergemeinschaft Bürger für Großensee, BfG) stört, dass die Gemeinde nicht im Vorfeld angehört worden ist. „Da hat jemand mit dem Zirkel genau den Mindestabstand von 1000 Metern zu Wohnsiedlungen abgemessen und kein Stück mehr.“ Dieser vom Land vorgesehene Abstand ist den Gemeindevertretern zu gering. „Wir wenden uns nicht grundsätzlich gegen die Windkraft“, sagt Gerhard Iwan weiter.

Siedlungsdruck aus Hamburg betrifft auch Großensee

In dünn besiedelten Gebieten reichen nach jetziger Planung 400 Meter Abstand zu Wohnbebauung. Davon betroffen könnte die zu Großensee gehörende Siedlung Schierholzkaten sein, in der ein Reiterhof, eine Landmaschinenwerkstatt, ein Sanitärbetrieb und auch dazugehörige Wohnungen liegen.

Die Gemeindevertreter können nicht nachvollziehen, warum gerade dort Windräder stehen sollen. „Die stehen besser in Küstennähe, wo immer Wind ist“, sagt SPD-Mann Hans-Jürgen Schulz. Ex-Bürgermeister Uwe Tillmann-Mumm (Aktive Wählergemeinschaft Großensee, AWG) ergänzt: „Wir befinden uns im direkten Einzugsbereich von Hamburg und haben einen entsprechenden Siedlungsdruck.“ Wolle der Ort wachsen, ginge das durch die Lage am See nur durch Nachverdichtung im Ortskern oder eben gen Westen.

Also dort, wo in den Augen des Landes Windenergie gewonnen werden könnte. Gerhard Iwan sagt: „Vielleicht hofft das Land, dass wir uns nicht genug wehren.“ Prang macht sich außerdem Gedanken über den Schutz von Mensch und Tier. „Der Schattenwurf und der Schall der Generatoren könnten stören“, sagt er. Außerdem gebe es in der Region Störche, Seeadler und Fischreiher, die dadurch verscheucht oder durch die Rotorblätter getötet werden könnten.

Ortspolitiker planen Sondersitzung

Um eine Antwort an die Landesregierung zu formulieren, planen die Ortspolitiker eine Sondersitzung Ende Oktober. Bis Anfang Januar kommenden Jahres haben sie nun Zeit, Einwendungen geltend zu machen. Tillmann-Mumm sagt: „Ein Vetorecht haben wir leider nicht.“ Allerdings bedeutet die Ausweisung nicht automatisch, dass ein Windpark gebaut wird. Dazu müssten sich die Eigentümer auch zum Verkauf oder einer Verpachtung bereit erklären.

Zum Hintergrund: Die Landesregierung hat im August eine überarbeitete Regionalplanung vorgestellt, nachdem rund 6500 Einwendungen gegen die bisherigen Pläne eingegangen waren. Insgesamt sollen knapp zwei Prozent der Fläche Schleswig-Holsteins als Vorranggebiet ausgewiesen werden.