Reinbek. System für das Ausleihen von Medien soll lange Warteschlangen vermeiden helfen. Mitarbeiter bekommen so mehr Zeit zur Beratung.

In der Stadtbibliothek Reinbek herrscht jetzt Selbstbedienung. Die Leser entscheiden nicht nur, welche Bücher sie mit nach Hause nehmen wollen, sondern buchen sie anschließend auch noch selbst aus dem System aus. Für die rund 3000 Leser pro Jahr entfallen damit lange Warteschlangen am Bibliothekstresen. „Und wir Mitarbeiter haben mehr Zeit für die Beratung unserer Kunden“, sagt Büchereileiter Mark Yeesune-Hlong. Er und seine Kollegen haben bislang jährlich rund 280.000 Ausleihen bewältigt, jede einzelne per Hand ein- und ausgescannt.

Die neue Technik, die vieles erleichtern soll, nennt sich Radio Frequency Identification, kurz RFID. Jedes Buch, jede CD, jedes Video ist mit einem Etikett versehen worden, in das ein Chip mit Antenne eingebunden ist. Zwei Wochen war ein externer Dienstleister damit beschäftigt, jedes einzelne der 40.000 Medien in die Hand zu nehmen und mit der neuen Technik auszustatten. Sobald ein Leser seinen Bücherstapel nun auf ein spezielles Terminal legt, erkennt der Computer, was ausgeliehen werden soll.

Land übernimmt 75 Prozent der Umrüstungskosten

Zuvor hat der Leser seinen Bibliotheksausweis gegen ein Lesegerät gehalten und ist bereits identifiziert. Ein weiterer Vorteil: Das System scannt mehrere Medien gleichzeitig, niemand muss jedes Buch einzeln registrieren – das spart Zeit und Nerven. Allerdings: Bringt der Leser seine Ausleihen wieder zurück, werden sie von den Bibliotheksmitarbeitern entgegengenommen und wenig später wieder in die Regale einsortiert. Nur so kann verhindert werden, dass am Ende Liebesromane neben Anatomiebüchern und CDs zwischen Zeitschriften stehen. Denn eine automatische Sortieranlage wie in der Hamburger Zentralbibliothek gibt es in Reinbek nicht.

Angst, mit der neuen Technik nicht zurechtzukommen, müsse niemand haben, verspricht Yeesune-Hlong. Sie sei quasi selbsterklärend, zudem stehe das Bibliotheksteam bei Fragen jederzeit zur Verfügung. In den kommenden Wochen ist die Ausleihe am Terminal noch freiwillig, ab Januar 2019 wird sie verpflichtend. Mit der neuen Technik hat die Reinbeker Bibliothek im Kreis und im Land die Nase vorn. Das RFID-System ist zwar in Berlin und Hamburg seit rund zehn Jahren Standard, in Stormarn aber nicht. Die Umrüstung hat 60.000 Euro gekostet, 75 Prozent davon werden vom Land übernommen.

Ein Besuch in der Bibliothek lohnt sich in den kommenden Wochen auf jeden Fall. Nach der Frankfurter Buchmesse werden wieder viele Neuerscheinungen angeliefert. Auch wenn ein Buch noch so reizvoll ist – im neuen System steckt jetzt eine Diebstahlsicherung.