Ahrensburg. 490.000 Euro Fördermittel fließen in die Schlossstadt. Verschlammung des Gewässers soll verhindert werden. Das sind die zwei Projekte.
Dort, wo normalerweise Enten umherpaddeln, finden Passanten in Ahrensburg zurzeit nur dunklen, muffig riechenden Schlamm vor. Der äußere Schlossgraben ist trockenlegt, die Brückenpfeiler stehen im Moder. Ein Bagger steht für einen Einsatz am abgesperrten Ufer bereit. Spaziergänger, die das schöne Herbstwetter nutzen wollen, wundern sich.
„Ich habe schon am Wochenende gesehen, dass kein Wasser mehr da ist“, sagt Wolfgang Otto. Ihn ärgere, dass er nicht vorher von der Trockenlegung erfahren hat: „Wenn die Stadt hier arbeitet, sollte sie die Bürger darüber informieren. Schließlich ist das Schloss eine Sehenswürdigkeit.“ Auch Candy Jentschel ist überrascht, dass die Schlossinsel quasi auf dem Trockenen sitzt. „Eigentlich wollte ich schöne Herbstfotos machen, denn die Blätter und die Farben sind gerade so toll“, sagt die 23-Jährige. „Und ausgerechnet jetzt ist der Schlossgraben trockengelegt.“ Warum, weiß auch sie nicht. Das Abendblatt hat nachgehakt.
Gewässerpflegeverband arbeitet an zwei Projekten
Ein Anruf beim Gewässerpflegeverband (GPV) bringt Klarheit. Zwei voneinander unabhängige Projekte sollen der Verbesserung der Wasserqualität dienen. Gesamtkosten: rund 490.000 Euro. Die Stadt kostet das nichts, ausschließlich EU-Fördermittel fließen in den Schlossgraben.
Die ersten Arbeiten an Schlossteich und Schlossgraben dauern etwa zwei bis drei Wochen. Ziel ist, die sogenannte EU-Wasserrahmenrichtlinie umzusetzen. „Dazu gehört, dass Fische die Möglichkeit haben müssen, von der Flussmündung zur Quelle aufsteigen zu können, um dort zu laichen“, sagt Ulrich Bärwald, Fachbereichsleiter im Amt Bargteheide-Land und zuständig für die Gewässerpflegeverbände.
Barriere soll das Wasser in die Hunne leiten
Deshalb wurde im Jahr 2009 eine Fischtreppe am Mühlenredder gebaut. Nun sollen sogenannte Strömungslenker in den Schlossteich gesetzt werden – dort, wo das Flüsschen Hunnau in den Teich mündet. Als Strömungslenker dienen drei Elemente aus Kanaldielen, die jeweils drei Meter lang und vier Meter breit sind. Diese Stahlelemente werden 1,5 bis zwei Meter tief in den Boden gerammt, sodass sie nur bei Niedrigwasser zu sehen sind. Sie bilden eine Art Barriere; das Wasser soll an ihnen vorbei Richtung Schlossgraben gelenkt werden.
„Die Buhnen sollen dafür sorgen, dass das Wasser der Hunnau links in den schmaleren Schlossgraben und nicht nur rechts in den breiteren Schlossteich fließt“, sagt Ulrich Bärwald. Dadurch soll sichergestellt werden, dass der Schlossgraben auch bei Niedrigwasser nicht austrocknet. In der Vergangenheit floss häufig nur ein schmales Rinnsal durch den Schlamm, wenn es längere Zeit nicht geregnet hatte. Zusätzlich zu den Pfahlreihen soll eine Sandnase gebaut werden, die ebenfalls das Hunnauwasser in den Graben lenken und den Fischen frisches Wasser bescheren soll.
Präventiv gegen Verschlammung des Teiches
Unter der Hauptbrücke lässt der GPV eine Staustufe bauen. Der Bagger steht bereit, in diesen Tagen soll es losgehen. „Wir haben enge Rücksprache mit der Schlossstiftung gehalten, damit dort nicht gerade Baumaschinen herumstehen, wenn eine Hochzeit gefeiert wird“, sagt Bärwald. In zwei bis drei Wochen soll alles fertig sein – und der Graben wieder Wasser führen.
Etwas länger, nämlich bis Weihnachten, dauert die Umsetzung des zweiten Vorhabens. So mancher Spaziergänger hat sich bereits gewundert, warum der Sandweg entlag des Ostrings Richtung Großhansdorf gesperrt ist. An dem dortigen Hunnaulauf baut der GPV einen Sandfang. „In der Hunnau fließt regelmäßig Streusalz, Schlamm und anderer Schwemmsand mit“, erläutert Ulrich Bärwald. Bisher lagert sich dieser Schlamm im Schlossteich ab. Denn solange das Wasser schnell fließt, reißt es die Partikel mit. Weitet sich jedoch ein Gewässer – wie im Schlossteich – fließt es langsamer und die Schwebstoffe sinken auf den Grund. Um nicht alle paar Jahre den Schlossteich ausbaggern zu müssen – vor vier Jahren musste die Stadt rund 600.000 Euro dafür zahlen – soll der Schlick nun schon vorher in der Hunnau gesammelt werden.
Künstlicher Teich als Sandfang in der Hunnau
Dazu baut der GPV eine Art künstlichen Teich. Das Wasser fließt also langsamer und so sammelt sich der Schlamm schon dort. Diesen Teich könnte der GPV etwa alle drei Jahre ausbaggern lassen, vielleicht auch jedes Jahr.
„Das hängt davon ab, wie viel es in dem jeweiligen Jahr geregnet hat“, sagt Bärwald. „Wenn es viel regnet und viel Schlick mitgerissen wird, lagert sich mehr ab und wir müssen mehr Schlamm entfernen.“ Wie viel genau, lasse sich nicht vorhersagen. „Das ist Natur, das variiert von Jahr zu Jahr.“ Trotzdem sei es viel günstiger, diesen Sandfang auszubaggern als den Schlossteich. Und die Baggerarbeiten stören dann keine Spaziergänger oder Hochzeitspaare. Insofern spricht Bärwald von einer sinnvollen Maßnahme „sowohl für die Natur als auch für die Denkmalpflege.“