Grönwohld. Bund und Land unterstützen bei Sanierungen. In Grönwohld sind dadurch 70 Prozent der Kosten in Höhe von 820.000 Euro gedeckt.

Morsche Fensterrahmen, durch die der Wind pfeift, ein marodes Dach, durch das ab und zu Wasser sickert, und eine uralte Heizungsanlage, die Räume in dem schlecht isolierten Gebäude kaum heizt – der Altbau der Grönwohlder Grundschule in der Bahnhofstraße ist heruntergekommen. Lange sah die Gemeinde keine Möglichkeit, die rund 820.000 Euro, die eine Sanierung kostet, aufzubringen. Doch nun gibt es eine Finanzspritze von Bund und Land. 70 Prozent der Kosten sind damit gedeckt.

„Ich freue mich, dass erstmals eine Stormarner Kommune in den Genuss von Bundesmitteln kommt“, sagt der CDU-Landtagsabgeordnete Tobias Koch aus Ahrensburg. Denn die Kriterien, um aus dem Kommunalinvestitionsprogramm II, so der sperrige Name für den Fördertopf, schöpfen zu können, sind hoch. So greift der Bund nur solchen Gemeinden unter die Arme, die „finanzschwach“ sind. Das sind – anders als bei der vergangenen Schulbauförderung – nicht nur besonders hoch verschuldete Kommunen, sondern alle, deren Finanzkraft unter dem schleswig-holsteinischen Durchschnitt liegt. Und dazu zählt Grönwohld. Sobald die Schule alle Anträge und Baupläne eingereicht hat, kann es losgehen. Somit könnten die Bauarbeiten schon 2020 beginnen.

99,7 Millionen Euro gehen nach Schleswig-Holstein

In Grönwohld sickert Wasser durchs Dach des Schulgebäudes
In Grönwohld sickert Wasser durchs Dach des Schulgebäudes © HA | Janina Heinemann

Vor zehn Jahren stand die Lehranstalt wegen zu geringer Anmeldezahlen vor dem Aus. Dann wurde das pädagogische Konzept geändert, ein weiteres Gebäude gebaut. Inzwischen lernen dort 96 Jungen und Mädchen. Die Grönwohlder Schüler sind nicht die einzigen, die bald in neuen, modernen Räumen lernen können. Auch Zarpen und Hamberge gelten nach der neuen Definition als finanzschwach und bekommen Bundesmittel zur Schulsanierung.

Insgesamt 3,5 Milliarden Euro macht der Bund locker, von denen 99,7 Millionen Euro nach Schleswig-Holstein gehen. Die Landesregierung in Kiel aus CDU, Grünen und FDP legt noch einmal 39 Millionen Euro in einem separaten Förderprogramm drauf, sodass knapp 140 Millionen Euro für die dringend notwendigen Schulsanierungen zur Verfügung stehen.

In Stormarn profitieren davon immerhin neun Bildungseinrichtungen. Bünningstedt bekommt 2,12 Millionen Euro für ein nagelneues Grundschulgebäude. Die Hälfte der Neubaukosten ist damit gedeckt. Auch die Grundschule in Hoisdorf und das Emil-von-Behring-Gymnasium sowie die Grundschule Wöhrendamm in Großhansdorf können für Sanierungsarbeiten auf das Förderprogramm zurückgreifen. Im Norden Stormarns werden die Dörfergemeinschaftsschule am Struckteich in Zarpen, die Ida-Ehre-Schule in Bad Oldesloe, die Grundschule Mollhagen und die Sporthalle der Grundschule Hamberge modernisiert.

Fördermittel in Stormarn ein Tropfen auf heißen Stein

„Es besteht bundesweit ein hoher Sanierungsbedarf“, sagt Norbert Brackmann, CDU-Bundestagsabgeordneter für den Wahlkreis Herzogtum Lauenburg/Stormarn-Süd. Eigentlich seien die Gemeinden für Schulsanierungen zuständig. Doch viele könnten die Kosten nicht decken. Brackmann: „Deshalb springen wir als Bund ein.“

So erfreulich die Nachrichten auch sind – die Fördermittel sind in Stormarn nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Denn der Sanierungsstau ist gigantisch. Zahlreiche Schulen sind veraltet, marode, abgewrackt. In der Stormarnschule in Ahrensburg bröckelt der Putz, Lampen fallen von der Decke, viele Fenster sind undicht – und im Winter ist es in manchen Klassenräumen so kalt, dass die Jungen und Mädchen trotz Jacke bibbern (wir berichteten). Auch in der Heimgartenschule gibt es oft Probleme mit der Heizung. Sogar Unterricht fiel deshalb schon aus. In Glinde lagert Asbest in den Wänden, und in den meisten Schulen herrscht akute Raumnot, sodass es Wanderklassen gibt, die Schüler also keinen festen Raum haben.

Welche Schulen eine Förderung aus dem Landesprogramm bekommen, entschied ein Gremium aus Gebäudemanagement Schleswig-Holstein und dem Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur mit den Landesverbänden. Hauptkriterium war das „Schadens- und Gefährdungspotenzial“. Das heißt, die schlimmsten Bruchbuden werden zuerst saniert. Stormarnschule und Heimgartenschule gehören nicht dazu.

Tobias Koch sieht Kommunen in der Verantwortung

„Das ist die Kehrseite“, sagt Tobias Koch, CDU-Fraktionschef im Kieler Landtag. „Eine Vielzahl von Anträgen konnte nicht berücksichtigt werden.“ Deshalb ist seine Hoffnung, dass Bund und Länder auch in den kommenden Jahren bei Schulsanierungen finanziell in die Bresche springen. Denn auch er sieht: „Der Bedarf allein in Stormarn ist gewaltig.“ Allerdings hofft er auch, dass Städte und Gemeinden als Schulträger Geld in die Hand nehmen. „Im Idealfall stemmen die Kommunen das selbst.“

Ein Lichtblick: Für die Digitalisierung an Lehranstalten sollen im kommenden Jahr noch einmal Bundesmittel in Höhe von fünf Milliarden Euro in die Kommunen gepumpt werden.