Ahrensburg. Vortragsreihe in Ahrensburg beginnt am Donnerstag. Experten schildern an sechs konkreten Beispielen den bevorstehenden Wandel.

Die Idee war Helgo Magnussen bei einem Gespräch mit seinem Freund und Technologieunternehmer Norbert Basler gekommen. Sechs Themen notierte er bei einem Glas Bier auf einem Zettel: Medizin, Industrie, Wirtschaft, Medien, Mobilität und Landwirtschaft. Über Digitalisierung sei wenig bekannt, viele Vorurteile im Umlauf – das will er ändern. Heute hält er den Flyer zu einer Vortragsreihe in der Hand: „Digitalisierung: Warum?“

Die Vorträge im Ahrensburger Marstall sollen anhand von Beispielen „Wissen vermitteln und Befürchtungen relativieren“. So steht es auf dem Flyer. „Wir wollen in die Tiefe gehen, aber auch Laien erreichen“, sagt Magnussen, der als ehemaliger ärztliche Leiter der Großhansdorfer LungenClinic auch im Alter von 74 Jahren noch munter forscht und praktiziert.

Eintritt pro Person kostet fünf Euro

Am Donnerstag, 4. Oktober, startet die Reihe. Dann wird sich auch zeigen, ob sie praktisch einlösen kann, was theoretisch versprochen wird: allgemeinverständlich von digitalen Veränderungen zu erzählen, die alle Menschen betreffen – oder schon sehr bald betreffen werden. Die Chancen dafür stehen gut. Das liegt zum einen an den hochkarätigen Gästen, die Helgo Magnussen gewinnen konnte. Und es liegt an den Themen. Zum anderen an einer cleveren Idee: Neben jedem erfahrenen Herren steht ein jüngerer Kollege auf der Bühne. Ein Honorar verlangen die Experten übrigens nicht. Mit einem Eintritt von fünf Euro sollen Kosten für Raum und Technik gedeckt werden, Schüler und Studenten können die Vorträge gratis besuchen. Los geht es jeweils um 19.30 Uhr.


Medizin, 4. Oktober: Den ersten Vortrag bestreitet Initiator Magnussen selbst gemeinsam mit Sohn Götz (37), der einen Abschluss in medizinischer Informatik hat. „Der weiß nicht nur, dass etwas am Computer passiert, sondern auch, warum es passiert“, sagt Magnussen. Thematisch geht um höchst aktuelle Themen – etwa die sogenannte Telemedizin: Vor kurzem hatte Hamburgs Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD) im Hamburger Abendblatt gefordert, dass Kliniken stärker auf Video-Telefonie und Diagnose per App setzen sollen.

Auch die digitale Patientenakte ist Thema sowie die Bedeutung persönlicher Daten für die Gesundheit, die heute häufig auch über Smartphones ermittelt werden: Puls und körperliche Aktivität zum Beispiel. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf Genom-Analysen, die mittlerweile auch für Privatpersonen erschwinglich werden. „Mit ihnen können Erb-Krankheiten in Zukunft relativ genau vorausgesagt werden“, sagt Mediziner Magnussen.


Industrie, 1. November:
Auch in der Medizin, aber nicht nur dort, spielen 3D-Drucker eine immer größere Rolle. Die Geräte liefern bereits perfekte Prothesen – und sollen immer weiter im klinischen Alltag ankommen. Der Vortrag „3D-Druck – vom Novum zur Industriellen Revolution“ widmet sich dem Thema am Donnerstag, 1. November. Allerdings geschieht das aus der Perspektive der Industrie. Sprechen wird Claus Emmelmann, der seit Anfang dieses Jahres die neuen Fraunhofer-Einrichtung für Additive Produktionstechnologien (IAPT) in Bergedorf leitet. Dort werden Grundlagen des 3D-Drucks erforscht und Produkte für die Industrie entwickelt. Zum Beispiel Auto- oder Flugzeugteile. Emmelmann wird mit Christoph Scholl nach Ahrensburg kommen, der wissenschaftlicher Mitarbeiter am IAPT ist. Im Vortrag geht es um die Entwicklung und den Stand der Forschung. Auch soll es einen Ausblick auf die Zukunft des 3D-Drucks und Industrie 4.0 geben.


Wirtschaft, 4. Dezember:
Ein weiteres Vater-Sohn-Gespann kommt im Dezember auf die Bühne: „Digitale Revolution und Künstliche Intelligenz – die Chancen für Wirtschaft und Gesellschaft“, heißt der Vortrag, den Norbert Basler, Gründer der Basler AG und sein Sohn Justus halten. Die Basler AG mit Sitz in Ahrensburg ist Industriekamera-Hersteller. Produziert werden Kameras, die zum Beispiel an Maschinenbauunternehmen verkauft werden und dort den Produktionsprozess überwachen. Auch für Robotik, Medizintechnik und Verkehr arbeitet Basler.

Sohn Justus hat nach seinem Ingenieur-Studium das Start-up „Fadenfeld“ gegründet. Das junge Unternehmen macht aus Fotografien sogenannte String-Art. Bilder, die durch gespannte Fäden entstehen. Das Muster erfasst und errechnet ein Computerprogramm. Im Vortrag geht es um Risiken und Chancen des technischen Fortschritts.


Mobilität, 17. Januar: Fliegende Autos gehören schon lange zu Science-Fiction-Geschichten. Dabei hat die Realität die Fiktion an vielen Stellen bereits eingeholt: Start-ups investieren in den Verkehr der Zukunft, ebenso wie große Luftfahrtkonzerne und Automobilhersteller: Per unbemanntem Flugtaxi zum Flughafen – möglich ist das schon, die praktische Umsetzung lässt derweil noch auf sich warten.

Zu „Innovativen Lösungen von heute für die Mobilität von morgen“ spircht Harry Evers, der den 2021 in Hamburg stattfindenen Welt-Kongress zu Intelligenten Transportsystemen (ITS) organisiert. Ihm zur Seite steht Tobias Brzoskowski, der als Projektmanager beim Kongress mitarbeitet.


Medien, 7. Februar: Besonders nah ist uns die Digitalisierung innerhalb alltäglicher Kommunikation, weil sie uns im Alltag auf Schritt und Tritt etwa in Form unserer Smartphones begleitet. Umstritten ist bis heute, was eigentlich mit den Daten passiert, die viele Nutzer in die sozialen Netzwerken und digitale Nachrichtendienste speisen. Thomas Ammann, stellvertretender Chefredakteur vom „Stern“ und seine Kollegin vom Internetableger „stern.de“, Laura-Lena Förster, sprechen am Donnerstag, 7. Februar, zur „Ethik in der digitalen Welt: wer verwendet unsere Daten?“ Dass nicht nur Internetgiganten am „Rohstoff des 21. Jahrhunderts“ Interesse haben, sondern auch Staaten und Geheimdienste, hat Ammann gemeinsam mit Stefan Aust in dem Buch „Digitale Diktatur“ dargelegt.


Landwirtschaft, 7. März: Die Landwirtschaft bringen viele für gewöhnlich eher selten mit dem Thema Digitalisierung zusammen. „Landwirtschaft 4.0 wird Realität“, heißt es dagegen auf dem Internet-Auftritt der DKE GmbH – ein Unternehmen, das landwirtschaftliche Prozesse mithilfe digitaler Technologien verbessern möchte. Dessen Geschäftsführer Jens Möller spricht am 7. März im Marstall zu der Frage, inwieweit neue Technik vor der Zerstörung der Umwelt schützen kann.