Bargteheide. Das Gebäude am Kopernikus-Gymnasium weist gravierende Mängel auf. Wie geht es nun mit dem Sportunterricht und Training weiter?

Die Sperrung der Turnhalle des Kopernikus-Gymnasiums in Bargteheide (KGB) sorgt für massive Probleme. Schule und Sportverein, die bisher die Halle für Unterricht und Training genutzt haben, müssen sich nun nach Alternativen umsehen – oder das Angebot ausfallen lassen. „Der Zustand der Halle ist lebensgefährlich“, sagt Norbert Muras (Wählergemeinschaft für Bargteheide), Vorsitzender des Bauausschusses. „Wir haben auf unseren Elterninstinkt gehört und der Verwaltung die Entscheidung empfohlen. Unsere eigenen Kinder würden wir auch nicht solchen Gefahren aussetzen.“

Am Freitagmorgen war die Halle kurzfristig geschlossen worden, nachdem ein Gutachter gravierende Mängel festgestellt hatte, die im Brandfall verheerende Folgen haben könnten (wir berichteten). Brisant ist: Bereits beim Bau im Jahre 1974 sollen bestehende Richtlinien missachtet worden sein, so der Gutachter.

Schließung wäre für TSV Bargteheide eine Katastrophe

Schule und Sportverein stehen nun vor einer großen Herausforderung. Denn noch ist nicht geklärt, wie es mit der Halle weitergehen soll. „Für uns ist die Schließung eine Katastrophe“, sagt Ulrike Brodmann, Geschäftsstellenleiterin vom TSV Bargteheide. „Es gab auch vorher schon keine freien Hallenzeiten in Bargteheide.“

Bislang wurde die Sporthalle des Kopernikus-Gymnasiums vormittags für den Schulsport und ab 16 Uhr für Volleyball, Handball und die Basketballer genutzt. Letzteren gelang erst Anfang des Jahres der Aufstieg in die Regionalliga. „Um den Punktspielbetrieb aufrechterhalten zu können, müssen nun alle enger zusammenrücken“, sagt Ulrike Brodmann. „Wir werden Prioritäten setzen und Gruppen im Hobbytrainingsbereich teilweise ausfallen lassen müssen.“ Der TSV sei in Gesprächen mit dem Amt Bargteheide-Land, um mögliche Kapazitäten abzufragen.

Schule wurde 2008 vom Kreis an Stadt übergeben

„Gegen eine neue Halle hätten wir nichts einzuwenden“, sagt Ines Moritz, Trainerin der Bargteheide Bees (Basketball). Im Sommer sei die Halle heiß und stickig, eine Lüftung quasi nicht vorhanden. Dabei ist gerade das Lüftungssystem ein Grund, weshalb die Halle zurzeit gesperrt ist. Denn im Brandfall würde der Qualm aus der Halle direkt in den 30 Meter langen Kabinengang ziehen, der als Notausgang gedacht ist. Ein weiteres Problem ist die Decke, die nicht aus feuerfestem Material besteht.

„Es hat natürlich immer wieder Begehungen der Halle gegeben“, so Norbert Muras. „Die Decke wurde dabei aber nicht geöffnet.“ Diese Baumängel entdeckte ein Gutachter nun eher durch Zufall. Er sollte den Zustand der Drei-Feld-Sporthalle für eine Sanierung überprüfen. Bereits Ende 2017 hatte das Architekturbüro „ams“ acht Varianten ermittelt, von der Sanierung mit 1,5 Millionen Euro bis hin zum Neubau für acht Millionen Euro – ohne jedoch Kosten für die Haustechnik (Trinkwasser, Lüftung, Heizung, Elektroinstallation) zu berücksichtigen. Noch weniger veranschlagte die Dekra, die das Gebäude 2008 überprüft hatte, als die Schulgebäude vom Kreis an die Stadt übergeben worden waren. Der damals ermittelte Investitionsbedarf belief sich lediglich auf knapp 683.000 Euro.

Von Wasserleitung geht Legionellen-Gefahr aus

Von wesentlich höheren Kosten geht jetzt jedoch die neue Prüfung aus, die unter anderem auch den Zustand der alten Wasserleitungen berücksichtigt, von denen eine Gefahr durch Legionellen ausgehe: Vier Millionen Euro würde demnach die Sanierung kosten, ein Neubau sieben Millionen. „Obwohl die Politik die Haushaltsmittel für eine Sanierung bereits bereitgestellt hat, müssen wir die Varianten ganz von vorne prüfen“, so Norbert Muras. „Nach jetzigem Stand ist nur ein Neubau wirtschaftlich.“

Dieser wäre an derselben Stelle möglich, auf dem heutigen Parkplatz des Kopernikus-Gymnasiums oder auf einem noch festzulegenden Grundstück des Schulzentrums – mit verschiedenen Vor- und Nachteilen: Während der Sportunterricht beim sofortigen Abriss der alten Halle für ein bis zwei Jahre woanders stattfinden müsste, benötigt die Stadt für den Neubau an anderer Stelle einen rechtskräftigen B-Plan, der bisher für den Bereich des Schulzentrums nicht vorhanden ist.

Auch die Schule spricht sich für Neubau der Halle aus

Unklar ist derzeit auch noch, ob die Halle in der Zwischenzeit wieder geöffnet werden kann. Die Stadtverwaltung will sich nach eigenen Angaben kurzfristig mit Kreisverwaltung, Schulleitung und Fachplanern zusammensetzen, um „unverzüglich Lösungsmöglichkeiten“ zu entwickeln. „Solange die Halle geschlossen ist, haben wir ein riesiges Problem“, sagt Trainerin Ines Moritz. Zwar könne das Basketball-Training in der Johannes-Gutenberg-Grundschule stattfinden. Eine Drei-Punkte-Linie, wie sie für Heimspiele der Regionalliga benötigt wird, gibt es hier jedoch nicht.

Experten sollen nun ein aktualisiertes Brandschutzkonzept erstellen und prüfen, ob die Mängel kurzfristig beseitigt werden können. Einen Förderantrag für ein Programm des Bundes hat die Stadt vorsorglich für einen Neubau an gleicher Stelle gestellt.

Älteste Sporthalle ist Anne-Frank-Schule

Auch der Schulbetrieb am KGB wird durch die Sperrung der Halle vor große Herausforderungen gestellt. „In den Sommermonaten findet der Sportunterricht bei gutem Wetter zwar draußen statt“, sagt Schulleiterin Brigitte Menell. „Schwierig wird es aber in der kalten Jahreszeit.“ Zwei Räume im Schulgebäude wurden bereits als Umkleidekabinen umfunktioniert. „Bei starkem Regen muss der Sportunterricht aber ausfallen.“ Für Menell ist ein Neubau die einzig sinnvolle Lösung, da auch während einer Sanierung kein Betrieb nebenbei möglich sei. „Uns ist besonders wichtig, dass die Halle direkt neben der Schule gebaut wird“, so Menell. „Es sollen keine langen Wege für die Schüler entstehen.“

Die älteste Sporthalle in Bargteheide ist die der Anne-Frank-Schule: Sie wurde 1959 erbaut. Insgesamt gibt es in Bargteheide drei so genannte „Drei-Feld-Sporthallen“ sowie vier kleinere. „Wir bemühen uns seit Langem um eine weitere Halle, da die Nutzungszeiten immer ausgebucht sind“, sagt Ulrike Brodmann vom TSV Bargteheide. „Die Politik ist da dran.“