Bad Oldesloe. Andreas Staier erweckt in Bad Oldesloe die bürgerliche Musikkultur aus der Zeit der Komponisten Schumann und Schubert zum Leben.
Im Mittelpunkt des Programms des Schleswig-Holstein Musik Festivals (SHMF) steht dieses Jahr der Komponist Robert Schumann, dessen Werken sich Musiker in mehr als 80 Konzerten widmen. Einer von ihnen ist Pianist und Hammerklavier-Spezialist Andreas Staier, der am Dienstag in der Oldesloer Peter-Paul-Kirche ein zweigeteiltes Programm spielte: Vor der Pause Robert Schumanns „Kinderszenen“ op. 15, sieben Klavierstücke in Fughettenform sowie ebenso viele aus dem „Album für die Jugend“. Auf Schumann folgte Franz Schubert, dessen Sonate B-Dur D960 Staier im zweiten Teil erklingen ließ.
Bei hochsommerlichen Temperaturen bot der langgezogene Innenraum der Oldesloer Peter-Paul-Kirche Besuchern des Konzerts nicht nur in musikalischer Hinsicht willkommene Abwechslung. Die Atmosphäre zwischen den kühlen Mauern und die Dunkelheit des sakralen Gebäudes, nur durch Kerzenschein und zwei auf den Altarbereich und damit auf das aus dem Jahr 1837 stammende Hammerklavier gerichteten Strahlern erhellt, boten die perfekte Einstimmung auf ein Konzert, bei dem sich genaues Hinhören lohnte.
Herausfordernd sind die 13 Stücke vor allem im Ausdruck
Das lag nicht allein daran, dass sich der Klang des Hammerklaviers als deutlich leiser, dafür aber ausgesprochen stimmungsvoll und individuell erweisen sollte. Vom spieltechnischen Niveau her nicht so herausfordernd, konnte der Pianist sich in den 13 „Kinderszenen“ der ganzen Bandbreite des Ausdrucks von behutsam-sanft über fröhlich, schwungvoll bis hin zu wild und rauschhaft widmen. Ob überraschende Passagen wie in „Fürchtenmachen“, ein Sich-Verlieren wie in „Träumerei“ oder das schnelle „Ritter vom Steckenpferd“, das an eine wilde Jagd gemahnt – mit den Facetten seines Vortrags zog er das Publikum in seinen Bann. Besonders reizvoll: Die Miniaturen entstanden ein Jahr nach dem Bau des Instruments, entstammen also derselben Epoche.
Das gefiel auch der 20-jährigen Zuhörerin und Studentin der Musikwissenschaft Lina Beek: „Besonders interessant fand ich, dass er die Stücke womöglich auf diesem Instrument ganz anders interpretiert und eher historisierend aufgreift als auf einem Flügel“, fasste sie ihre Eindrücke zusammen.
Es werden Werke von Robert Schumann und Franz Schubert gespielt
Nach der Pause füllten die Melodien von Franz Schuberts Klaviersonate B-Dur den Raum und erweckten den Eindruck, die Seele des Komponisten zum Klingen zu bringen.
Mit seinem großem Einfühlungsvermögen, nie überhastet und ohne falsches Pathos, aber hingebungsvoll im Spiel bei atemberaubender Fingerfertigkeit begeisterte Andreas Staier sein Publikum. Mal verharrte er nach einem Satz kurz wie in Trance, bevor er wieder in die Tasten griff. Ganz ähnlich erging es seinem Publikum am Ende des Konzerts, bevor es reichlich den verdienten Beifall spendete.