Ahrensburg. Geheime Wahl als Novum in Stadtverordnetenversammlung. Kontroverse Debatte um größere Gremien. Alterspräsident will „Rat der Weisen“.
Die Ahrensburger Stadtverordnetenversammlung hat sich offenbar ein Beispiel an der deutschen Fußball-Nationalmannschaft genommen: Beim Start in die neue fünfjährige Wahlperiode war kein Spielfluss zu erkennen. Am deutlichsten zeigte sich das bei der Wiederwahl von Bürgervorsteher Roland Wilde (CDU). Nur 24 der 40 ehrenamtlichen Kommunalpolitiker waren für ihn. Es gab zwölf Neinstimmen und vier Enthaltungen.
Roland Wilde nahm das „überraschende Ergebnis“ und den folgenden Beifall mit ernster Miene entgegen. Vor fünf Jahren war der 68-Jährige noch einstimmig im Amt bestätigt worden. Diesmal war die Wahl auf Antrag des SPD-Fraktionsvorsitzenden Jochen Proske geheim – ein Novum, das die Offensivbemühungen bei der konstituierenden Sitzung zusätzlich bremste.
Wilde hält Geheimwahl für „überzogen“
Denn sowohl bei den Wahlen des Bürgervorstehers und seiner beiden Stellvertreter als auch bei den Wahlen der beiden stellvertretenden Bürgermeister wurden sämtliche 40 Abgeordneten namentlich aufgerufen. Anschließend liefen sie quer durch den Saal zur am Rand aufgebauten Wahlkabine, füllten Stimmzettel aus, marschierten wieder zurück zu ihren Plätzen. Zwangsläufig ging bei fünf Wahlgängen die taktische Grundordnung verloren, es ging zu wie in einem Ameisenhaufen.
„Das hab ich in drei Jahrzehnten nicht erlebt“, sagte Wilde über die Geheimwahl, die für ihn „überzogen“ war. „Wenn jemand mit meiner Arbeit nicht zufrieden ist, kann er gern offen die Hand bei Nein heben und das mir auch sagen.“ SPD-Chef Jochen Proske verteidigte den Vorstoß: „Bei geheimen Wahlen ist jeder Einzelne freier von Gruppenzwängen.“ Deshalb seien in seinem Ortsverein sämtliche Abstimmungen geheim. Probleme zusätzlich persönlich anzusprechen, hält auch er für den richtigen Weg.
Erste stellvertretende Bürgermeisterin: Carola Behr
Auf den möchte Alterspräsident Eckehard Knoll (CDU) das Gremium bringen. In seiner Eröffnungsrede kündigte der 75-Jährige „mit einem Augenzwinkern“ einen „Rat der Weisen“ an. Dem gehören neben Knoll die wenige Monate jüngeren Wolfgang Schäfer (FDP) und Horst Marzi (Grüne) an – quasi „Jamaika 70plus“. „Ziel ist, dass der Geist von Respekt und konstruktiver Zusammenarbeit hochgehalten und nicht persönliche Animositäten kultiviert werden“, so Knoll. Dann könne man etwas gegen das Schneckentempo bei vielen Entscheidungen machen.
Diese fielen zumindest auf personeller Ebene deutlicher aus als bei Bürgervorsteher Wilde. Seine beiden Stellvertreter Horst Marzi und Bela Randschau (SPD) bekamen mit jeweils 38 Ja- und zwei Neinstimmen erheblich mehr Rückendeckung. Gleiches galt für die erste stellvertretende Bürgermeisterin Carola Behr (CDU, 36 Ja- und zwei Neinstimmen, zwei Enthaltungen) sowie den zweiten stellvertretenden Bürgermeister Christian Schubbert-von Hobe (Grüne, 35 Ja- und drei Neinstimmen, zwei Enthaltungen).
Ausschüsse werden von neun auf 13 Mitglieder vergrößert
Kontrovers verlief dagegen die Debatte um die Vergrößerung der Ausschüsse mit bisher neun Mitgliedern. Künftig sind es 13. CDU und Grüne (zusammen 22 von 40 Stimmen) setzten ihren gemeinsamen Antrag gegen SPD, Wählergemeinschaft WAB, FDP und Linke durch. Damit hat Schwarz-Grün wie in der Stadtverordnetenversammlung auch in den untergeordneten Gremien zusammen eine Mehrheit. Bei kleinen Ausschüssen wäre das nicht der Fall gewesen. Die FDP hielt elf Sitze für angemessen, die Wählergemeinschaft WAB zehn Sitze.
Weitere Personalentscheidungen: Fraktionsvorsitz: Detlef Levenhagen (CDU, 13 Sitze), Susanna Hansen und Nadine Levenhagen (Grüne, 9 Sitze), Jochen Proske (SPD, 8 Sitze), Peter Egan (WAB, 4 Sitze), Thomas Bellizzi (FDP, 3 Sitze), Ali Haydar Mercan (Linke, 3 Sitze); Vorsitz Hauptausschuss: Matthias Stern (CDU), Finanzausschuss: Peter Egan (WAB), Bildungs-, Kultur- und Sportausschuss: Christian Schubbert-von Hobe (Grüne), Sozialausschuss: Doris Brandt (CDU), Bau- und Planungsaussschuss: Andreas Plässer (SPD), Umweltausschuss: Christian Schmidt (Grüne), Werkausschuss: Nicole Johannsen (Linke)