Bad Oldesloe. Musikhochschule Lübeck zeigt Benjamin Brittens Oper „The Rape Of Lucretia“ in Bad Oldesloe. Das Stück nimmt Bezug auf sexuelle Gewalt.

Brutal, intensiv, klassisch und aktuell: Mit Benjamin Brittens „The Rape Of Lucretia“ bringt die Musikhochschule Lübeck ein erschreckend authentisches und aufwühlendes Stück auf die Bühne des Kultur- und Bildungszentrums (KuB) in Bad Oldesloe. Die 1946 geschriebene Oper nimmt dabei unfreiwillig Bezug auf die MeToo-Debatte – sexuelle Gewalt durch Männer in Machtpositionen.

Das Stück handelt von der schönen Lucretia. Der Frau wird nachgesagt, sie sei die einzige in Rom, die ihren Ehemann nicht betrügen würde. Der Frauenverächter Tarquinius glaubt nicht an ihre Standhaftigkeit und will sie auf die Probe stellen. Unter einem Vorwand verschafft er sich Zugang zu Lucretias Haus. Seine Annäherungsversuche schlagen fehl. Daraufhin vergewaltigt er sie. Lucretia kann das Erlebte nicht verarbeiten und bringt sich um.

1946 geschriebene Oper ist hochaktuell

Die Inszenierung fällt in eine Zeit, in der immer mehr Frauen sich trauen, über eigene Erfahrungen mit sexueller Gewalt zu sprechen. „Gewalt gegen Frauen und Kinder, die ausgeliefert sind, hat an Aktualität nichts verloren. Britten mahnt uns, nicht nur zuzuschauen“, sagt Regisseur Anthony Pilavachi zu seiner Inszenierung.

Britten selbst wurde als Junge von einem Lehrer vergewaltigt. Mit seiner Arbeit scheint der englische Komponist, Dirigent und Pianist auch versucht zu haben, das Erlebte zu verarbeiten. „Die meisten seiner Stücke handeln von der Zerstörung der Schönheit“, sagt Pilavachi.

Während der Proben berichtet Anthony Pilavachi von eigenen Erfahrungen. „Ich habe das selbst erlebt als 18-Jähriger“, sagt der Erfolgsregisseur. Ein Intendant habe damals Sex mit ihm haben wollen, im Gegenzug für ein Inszenierungsangebot. „Weil ich das nicht gemacht habe, hat die Person mir meine Karriere blockiert – und das bis heute“, sagt der auf Zypern geborene irische Staatsbürger. Einen Namen wollte er nicht nennen. Nur so viel: Es sei eine „graue Eminenz“ der Szene gewesen.

Ein Jahr wurde an der Umsetzung gearbeitet

„The Rape Of Lucretia“ ist die zeitlich bisher aufwendigste Inszenierung der Musikhochschule Lübeck im Saal des Kultur- und Bildungszentrums. Ein Jahr lang hat der musikalische Leiter Robert Roche mit den Studenten an der Umsetzung gearbeitet. „Aufgeführt wird in zwei Besetzungen“, sagt Roche.

Auch musikalisch soll die Oper ein besonderes Erlebnis werden. Streicher sitzen diesmal zur rechten Seite des Publikums, die Bläser zur linken. „Damit wollen wir einen Surround-Sound erzeugen.“ Das zwölfköpfige Kammerorchester wird 15 Gesangsolisten auf der Bühne begleiten.

Premiere ist am Freitag, 15. Juni, um 20 Uhr im KuB (Beer-Yaacov-Weg 1). Zwei weitere Aufführungen folgen am Sonnabend, 16. Juni (20 Uhr) und am Sonntag, 17. Juni, um 17 Uhr. Am 24. Juni, 17 Uhr, wird das Stück an der Musikhochschule in Lübeck gezeigt. Infos und Karten (Vorverkauf 18,50 Euro, Abendkasse 20,50 Euro): www.kub-badoldesloe.de