Lasbek. Kurz vor dem Autobahnkreuz Bargteheide in Richtung Süden ist nur noch eine Spur befahrbar. Auch diese soll jetzt gesperrt werden.

Tellergroß sind die Betonbrocken, die sich aus der Fahrbahn der Autobahn 1 gelöst und auf Höhe des ehemaligen Rastplatzes Sylsbek eine Kraterlandschaft hinterlassen haben. Experten sprechen vom sogenannten „Blow-Up“. „Bei Hitze dehnt sich der Beton aus“, erklärt Torsten Conradt, Direktor des Landesbetriebs Straßenbau und Verkehr (LBV) in Schleswig-Holstein. Zwar gebe es zwischen den Betonplatten Fugen, damit sich die Fahrbahn im Sommer ausdehnen kann.

„Ist dort aber kein Platz mehr, wölbt sich die Betonplatte nach oben und bricht letztlich“, sagt Conradt, der sich am Montagnachmittag bei einem Ortstermin die Schäden auf dem Autobahnabschnitt zwischen der Anschlussstelle Bad Oldesloe und dem Autobahnkreuz Bargteheide selbst angesehen hat. Wie berichtet, waren dort vergangene Woche die ersten Schäden entdeckt worden.

Jörg Becker, Leiter der Autobahnmeisterei in Bad Oldesloe sagt: „Sobald es an drei Tagen hintereinander 25 Grad warm ist, machen wir Hitzekontrollen.“ Am Dienstag vergangener Woche fiel seinen Kollegen auf, dass der Beton auf den linken und mittleren Fahrstreifen aufgeplatzt war. Sofort wurden die Fahrbahnen gesperrt und der Verkehr in Richtung Süden über den rechten Fahrstreifen sowie die Standspur umgeleitet.

Es staute sich auf Strecke von bis zu zehn Kilometern

Am Sonntag reichte der Stau bis nach Bad Oldesloe und zeitweise sogar mehr als zehn Kilometer bis nach Reinfeld
Am Sonntag reichte der Stau bis nach Bad Oldesloe und zeitweise sogar mehr als zehn Kilometer bis nach Reinfeld © Holger Kröger | Holger Kröger

Am Sonnabend stellten Mitarbeiter der Autobahnmeisterei dann Schäden auf dem Standstreifen fest. Die Folge: Nur noch ein Fahrsteifen Richtung Süden ist derzeit befahrbar. Ostseeurlauber und Tagesausflügler standen am Wochenende bis zu zehn Kilometer im Stau. Auch am Montag bremste das Nadelöhr den Berufsverkehr aus. Und es droht sogar eine Sperrung aller Fahrstreifen auf diesem Autobahnabschnitt. Jörg Becker: „Auf der jetzt noch befahrbaren Spur sieht es auch nicht gut aus.“

Deswegen plant der LBV, in den kommenden Tagen den Verkehr Richtung Hamburg auf die Gegenfahrbahn zu verschwenken. Pro Fahrtrichtung stehen dann zwei schmale Streifen zur Verfügung. Obwohl die Betondecke nur auf einem wenige Meter langen Abschnitt kaputt ist, will der LBV bestehende Überfahrten für die Verschwenkung des Verkehrs nutzen, also schon asphaltierte Stellen zwischen den Richtungsfahrbahnen, an denen nur die Leitplanke demontiert werden muss. Damit verlängert sich die Baustelle, in der Tempo 60 gilt, auf sechseinhalb Kilometer. Torsten Conradt rechnet damit, dass die Reparatur rund drei Wochen dauern und etwa 250.000 Euro kosten wird.

Der mittlere sowie der linke Fahrstreifen sind vor 20 Jahren saniert worden. Der rechte sowie die Standspur vor 14 Jahren. „Eigentlich soll eine Fahrbahn rund 30 Jahre halten“, erklärt Conradt. Für den Autobahnabschnitt an dem ehemaligen Rastplatz Sylsbek war die Sanierung in drei oder vier Jahren geplant.

Fahrbahn Höhe Ahrensburg könnte ebenfalls aufplatzen

Jetzt sollen die Arbeiten vorgezogen werden und 2020 beginnen. Dann werden auch moderne Bauverfahren verwendet. „Eine dickere Betondecke und eine bessere Qualität sollen einen Blow-Up verhindern.“

Auch der ADAC bestätigt auf Anfrage, dass ältere Beton-Fahrbahnen ab 25 Grad Celsius aufplatzen können. Entscheidend sei dabei die Temperatur im Beton. Laut Jörg Becker haben Sensoren in der Fahrbahn am vergangenen Wochenende 40 Grad Celsius gemessen.

Motorradfahrer sind durch Schäden besonders gefährdet

ADAC-Sprecher Carsten Willms sagt: „Sobald Hitzeschäden vorhanden sind, müssen die Fahrstreifen gesperrt werden. Insbesondere für Motorradfahrer wird es sonst lebensgefährlich.“

Ob Autofahrern während des Sommers, im dem mit 30 Grad Celsius oder mehr zu rechenden ist, weitere Hitzeschäden drohen, bleibt unklar. Laut LBV handelt es sich bei dem Autobahnabschnitt vor dem Autobahnkreuz Bargteheide in Richtung Süden um einen der ältesten auf Stormarner Gebiet. Doch die Autobahnmeisterei kennt ihre „vorgeschädigten Bereiche“, wie Jörg Becker die Stellen nennt, bei denen seine Kollegen jetzt genau hingucken. Becker: „So wie auf einem Abschnitt an der Anschlussstelle Ahrensburg Richtung Norden.“