Stapelfeld. Der geplante Neubau der Müllverbrennungsanlage Stapelfeld sorgt für Ärger: Umweltschützer fühlen sich übergangen. Gibt es Protest?

Der geplante Neubau der Müllverbrennungsanlage (MVA) Stapelfeld ruft Stormarner Umweltschützer auf den Plan. Ehemalige Mitglieder der Bürgerinitiative gegen die Erweiterung der MVA Stapelfeld und vom Landesverband „Das bessere Müllkonzept“ wollen das Großprojekt kritisch begleiten. „Ich bin dabei, die alten Mitstreiter zusammenzutrommeln“, sagt der Sieker Klaus Koch, lange Vorsitzender der Bürgerinitiative und einst einer der engagiertesten Aktivisten. Er ist auch immer noch Geschäftsführer im Müllkonzept-Landesverband, der allerdings mangels aktueller Vorhaben in dem Bereich seit Langem ruhe.

Verärgert ist Koch, dass er erst aus der Presse vom MVA-Neubau erfahren habe. „Als eingetragener Umweltverband hätten auch wir zumindest gefragt werden müssen, ob wir eine Stellungnahme abgeben wollen“, sagt er. Adressen und Ansprechpartner seien bei der Landesregierung in Kiel bekannt, schließlich hätten sich die Initiativen über Jahrzehnte engagiert.

Umweltschützer Koch hat alle Unterlagen angefordert

Auch zum sogenannten Scoping-Termin des Landesamts für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (LLUR) mit Umweltverbänden wie dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und dem Naturschutzbund (Nabu) Ende März habe es keine Einladung gegeben.

Umweltschützer Klaus Koch hat jetzt selbst alle Unterlagen beim LLUR angefordert, das dem Umweltministerium in Kiel direkt angegliedert ist. „Wir wollen erst mal sehen, was genau in Stapelfeld geplant ist“, sagt er.

Der Eigentümer EEW Energy from Waste (seit Anfang 2016 Teil der chinesischen Holding Beijing Enterprises) möchte den Genehmigungsantrag noch dieses Jahr einreichen. 2019/20 könnte mit dem Neubau für rund 150 Millionen Euro begonnen werden. Wenn das Müllheizkraftwerk und eine zusätzliche Mono-Klärschlammverbrennungsanlage wie geplant Mitte 2022 stehen, begänne der Abriss der jetzigen MVA. Diese ist vor knapp 40 Jahren in Betrieb gegangen. Die Verbrennungskapazität soll leicht von 350.000 auf 320.000 Tonnen im Jahr sinken.

Bürgerinitiative hatte sich 1989 gegründet

Klaus Koch erinnert an den ebenso langen wie am Ende erfolgreichen Kampf gegen die Vergrößerung der Anlage in Stapelfeld. „Wir haben allein fünf Verfahren gegen die damaligen Betreiber geführt und unter anderem den Einbau der modernen Rauchgasreinigung erreicht“, sagt er. Der Umweltexperte befürchtet, dass bei einem Neubau lediglich die untersten gesetzlichen Anforderungen erfüllt würden.

Die 1989 gegründete Bürgerinitiative gegen die Erweiterung der MVA hatte auch gegen eine sogenannte Filterstaubverglasungsanlage und ein Biomassekraftwerk auf dem Gelände protestiert. 2006 stellte sie ihre Arbeit ein.