Ahrensburg. Eine Solaranlage im Gewerbegebiet liefert Strom für Elektroautos. Laden ist während der Modellprojekt-Laufzeit bis September kostenlos.

In Ahrensburg ist die innovativste Stromtankstelle Norddeutschlands eröffnet worden. Die rund 300.000 Euro teure Station hat eine Fotovoltaikanlage auf dem Dach, die direkt Solarenergie für Elektroautos liefert. Der Strom wird in einem 36-Kilowatt-Batteriespeicher gesammelt und reicht für rund vier Fahrzeugladungen täglich. Bis Ende September ist er zudem kostenlos. Sollte der Speicher leer sein, wird automatisch Ökostrom aus dem Netz dazugeschaltet.

Die rund um die Uhr öffentlich zugängliche Solartankstelle ist Teil des Bundesmodellprojekts HansE in der Metropolregion Hamburg. Das Bundesverkehrsministerium fördert darin den Aufbau von 50 gut erreichbaren Ladepunkten an 25 Standorten. Für die Ahrensburger Zapfsäulen gab es einen 50-prozentigen Zuschuss. Insgesamt gibt der Bund 1,8 Millionen Euro zu dem 3,4-Millionen-Projekt dazu.

Zahl der Elektrofahrzeuge steigt in Stormarn auf 335

„In Hamburg ist die Lade-Infrastruktur schon recht gut ausgebaut, wir wollen sie in die Fläche bringen“, sagt Ulrike Thiessen, Projektkoordinatorin Elektromobilität in der Geschäftsstelle der Metrolpolregion Hamburg. Der Standort im Ahrensburger Gewerbegebiet (direkt neben dem Hagebaumarkt) sei vor allem für Schnellladungen optimal, da er für Pendler gut zu erreichen und in Autobahnnähe sei. Eine wissenschaftliche Begleitung durch die Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule (RWTH) Aachen wird zeigen, wann wie viel Strom geladen wird.

Hier finden Sie weitere Ladestationen

Mehr als 40 Ladestationen für Elektroautos gibt es mittlerweile in Stormarn. Anfang 2017 waren es erst 25.

An den A1-Raststätten Buddikate (Ost und West) und Trave sowie direkt an der Autobahnabfahrt Reinfeld im Gewerbegebiet auf dem Famila-Parkplatz ist das Schnellladen in 20 Minuten mit 50 Kilowatt (kW) möglich. Am Autobahnanschluss Stapelfeld steht an der Bäckerei eine Tesla-Ladestation mit acht Plätzen à 120 kW. Damit ist die Batterie in einer halben Stunde fast vollständig aufgeladen.

13 weitere Orte im Kreis bieten E-Tankstellen: Ahrensburg, Ammersbek, Bad Oldesloe, Bargteheide, Barsbüttel, Glinde, Großhansdorf, Oststeinbek, Reinbek, Reinfeld, Tremsbüttel, Trittau, Zarpen. Überwiegend sind 22-kW-Anschlüsse zu finden. Ladezeit: etwa 90 Minuten.

Eine bundeseinheitliche Karte mit allen Stationen gibt es noch nicht. Stormarns Klimaschutzmanagerin Isa Reher empfiehlt für die Suche die Portale www.goingelectric.de und www.lemnet.org.de, weil sie viele Details nennen. Der Kreis hat Infos auf www.kreis-stormarn.de/go/elektromobil erfasst.

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Für Peter Lindlahr, Geschäftsführer der Hamburger Projektleitstelle für Elektromobilität hySolutions GmbH, ist die Ahrensburger Station „Zukunft zum Anfassen“. Um Elektromobilität ins öffentliche Bewusstsein zu bringen, müsse man Zusammenhänge verdeutlichen und die zukunftsfähigen Alternativen erlebbar machen. Beispielsweise können Autofahrer unter dem Solardach an der Straße Kornkamp auf einem großen Bildschirm jederzeit ablesen, wie viel Energie aktuell erzeugt, gespeichert und verbraucht wird.

Landrat: „Neue Technologien passen gut zu Stormarn“

„Wir brauchen die Ladestruktur, um Elektroautos voranzubringen“, sagt Lindlahr. Der Fachmann erwartet, dass „der Knoten zwischen 2020 und 2022 platzt“. Dann seien 30 Prozent Elektrofahrzeuge auf Deutschlands Straßen möglich. Tatsächlich ist die Zahl der Zulassungen auch in Stormarn in jüngster Zeit deutlich gestiegen: binnen eines Jahres von 126 auf jetzt 335. Hinzu kommen rund 280 Hybridautos. In der Metropolregion Hamburg, die von Cuxhaven bis nach Fehmarn reicht, sind rund 4500 E-Autos angemeldet.

Betreiber der beiden Zapfsäulen im Gewerbegebiet Nord – eine mit 22 kW für normales und eine mit 50 kW für schnelles Laden – ist die E.on-Tochter HanseWerk AG. „Für eine Solartankstelle brauchten wir mehr Platz als für eine gewöhnliche und eine Südausrichtung“, sagt Anna Katharina Günther, Projektmanagerin Elektromobilität bei HanseWerk. Das Grundstück der Schleswig-Holstein Netz AG erfülle die Kriterien optimal.

Landrat Henning Görtz (r.) und Bürgermeister Michael Sarach testen die Anlage zur Eröffnung
Landrat Henning Görtz (r.) und Bürgermeister Michael Sarach testen die Anlage zur Eröffnung © HA | Harald Klix

Das meint auch Landrat Henning Görtz. „Neue Technologien passen gut zu Stormarn“, sagt er. E-Mobilität sei ein wichtiger Baustein, um Verkehrs- und Umweltprobleme in Ballungsräumen wie rund um Hamburg zu lösen. Für Ahrensburgs Bürgermeister Michael Sarach ist es eine gute Entscheidung, dass die mit 34.000 Einwohner größte Stadt im Kreis als Standort ausgewählt wurde. „Es ist wichtig, diese Zukunftsthemen nicht nur zu diskutieren, sondern sie dann auch in die Praxis zu bringen“, sagt er. Die Solartankstelle sei „ein wichtiges Startsignal“.

Bedienung über Chipkarte oder Smartphone-App

Die Bedienung ist auch für Neulinge einfach. Per Chipkarte oder auch per Smartphone-App oder SMS kann der Vorgang gestartet werden. Die Abrechnung erfolgt später – wenn das Modellprojekt und damit die Kostenlos-Phase beendet ist – über den heimischen Stromlieferanten. An einer normalen Haushaltssteckdose laden Elektroautos zwischen 8 und 14 Stunden auf. Mit einer Wallbox, eine speziellen Ladestation, ist es sicherer und mit ein bis vier Stunden schneller.

Der Bund fördert den Kauf von Elektroautos auch mit Prämien und Steuerbefreiungen. Bis 2020 soll es bundesweit 28.000 Normalladepunkte und 7000 Schnellladepunkte geben.

Solartankstelle Ahrensburg, Kornkamp 10, 24 Stunden rund um die Uhr geöffnet, bis September Aufladen kostenlos