Glinde. SPD-Landtagsabgeordneter spricht mit Vertretern der Kassenärztlichen Vereinigung. Statistisch ist der Kreis Stormarn überversorgt.

Der Ärger in Glinde ist groß. Seit April gibt es in der Stadt keinen Augenarzt für Kassenpatienten mehr, zudem ist die einzige Kinderarztpraxis seit Monaten wegen Krankheit geschlossen. Nun hat sich Martin Habersaat, stellvertretender Vorsitzender der SPD-Landtagsfraktion aus Reinbek, der Sache angenommen. Er besuchte die Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein (KVSH) in Bad Segeberg, um Handlungsmöglichkeiten für Land oder Stadt auszuloten.

Diese sind jedoch begrenzt. Das ist das Ergebnis des Gesprächs mit André Zwaka, stellvertretender Leiter der Zulassungsabteilung, und Delf Kröger, Leiter Gesundheitspolitik der KVSH. In Stormarn gibt es derzeit 163 Haus- und 173 Fachärzte. Damit ist der Kreis laut Regularien überversorgt. So beträgt beispielsweise die Verhältniszahl als Grundlage der Bedarfsplanung im Hamburger Umland 1815 Einwohner pro Hausarzt. In Stormarn sind es 1638. „Das sagt aber nichts über die räumliche Verteilung der Hausärzte oder die Auslastung der Praxis nebenan“, so Zwaka.

Neue Zulassung für einen Augenarzt in Glinde möglich

Ähnlich ist es bei den Fachärzten. Ab einer Versorgung von 110 Prozent gilt ein Kreis als überversorgt, die Quoten für Augen- und Kinderärzte liegen bei 110,8 und 136,5 Prozent.

Auch die derzeit geschlossene Kinderarztpraxis in Glinde trägt rechnerisch zur Bedarfsdeckung bei. Habersaat: „Da die Kosten für Räume und Sprechstundenhilfen weiterlaufen, versuchen viele Ärzte, eine Vertretung in der eigenen Praxis zu finden.“ Gibt es diese nicht, springen die umliegenden Kinderärzte ein, wobei eine Fahrtzeit von 20 bis 25 Minuten als zumutbar gilt. Wenn Eltern jedoch keinen Termin bekommen, rät ihnen Habersaat, sich bei der Krankenkasse zu beschweren. Und er empfiehlt Medizinern, bei der KVSH Alarm zu schlagen, sofern sie überlastet sind und sich keine Vertretung leisten können.

In Sachen Augenarzt könnte sich die Situation verbessern. Als Otfried Götze in der Gemeinschaftspraxis in den Ruhestand ging, hat er seinen Kassensitz zurückgegeben. Um die Übernahme hatte sich die Praxis mit Hauptsitz in Hamburg vergeblich bemüht. Grundsätzlich ist, so Zwaka, eine neue Zulassung in Glinde möglich.