Die 26. Internationale „Form-A(r)t“ zeigt rund 2000 Werke aus Malerei, Grafik, Fotografie, Bildhauerei, Objektkunst und Mixed Media.
Mit acht Bildern hat sich die Hamburger Malerin Jana Osterhus für die 26. Internationale Kunstausstellung „Form-A(r)t“ des Kunstvereins Glinde beworben, die am kommenden Wochenende (20. bis 22. April) zu sehen ist. Ihr erster Anlauf hat auf Anhieb geklappt: Sie ist einer der 46 ausgewählten bildenden Künstler aus sechs Nationen, deren Werke es auf die Liste der Ausstellungsstücke geschafft haben. Etwa 2000 verkäufliche Exponate aus Malerei, Grafik, Fotografie, Bildhauerei und Objektkunst werden gezeigt, alle Künstler sind vor Ort.
Jana Osterhus freut sich über Austausch, ist immer wieder erstaunt, wie sehr sich Menschen mit ihren Bildern auseinandersetzen. Wie ein Mann, der ihr nach einer Schau einen Brief schrieb, um ihr mitzuteilen, welche Gedanken er sich zu einem ihrer Werke gemacht hatte. Osterhus: „Ich finde es ganz wunderbar, wenn sich die Türen öffnen zu ganz eigenen Interpretationen und Fantasien des Betrachters.“
Versteckte Teile entwickelten eigene Art der Mystik
In Glinde zeigt sie nicht alltägliche Werke, das Besondere ist das Material: Osterhus verwendet alte Schullandkarten als Untergrund für ihre Acrylmalerei. „Große Mutter I.“ lautet der Titel eines der Bilder, die in ihrem Hamburger Atelier entstanden sind. Als sie 2012 eine alte Karte mit den historischen Gebietsstrukturen Hamburgs geschenkt bekam, überlegte sie, was sich damit anfangen ließe. Sie begann sie zu bemalen – mit einem Hamburg-Szenario mit Elbe und Hafen. So verband sie Kartenthematik und Motiv, setzte beides in Wechselbeziehung zueinander. Es gelang ihr, aus diesem Spiel mit bereits vorhandenen Strukturen und Farbe etwas Neues entstehen zu lassen.
„Flüsse werden zu Adern und Bergstrukturen uminterpretiert, manche Kartenteile verschwinden vollständig, andere lasse ich durchscheinen“, beschreibt sie den Entstehungsprozess. Manchmal stünden Betrachter vor einem Bild und wollten wissen, was an einem spezifischen Punkt unter der Farbschicht versteckt sei. Das könne sie zwar nicht immer beantworten, sei sich aber sicher, dass sich eine eigene Art von Mystik entwickle, sobald man Teile verstecke. Inzwischen hat sie das Malen auf alten Karten zu einer eigenen Kunstform weiterentwickelt.
Nach Fertigstellung des Bildes ein überraschender Effekt
Bei der „Großen Mutter I.“ habe sie die Assoziationskette vom auf der Karte abgebildeten Europa zum Stier aus der griechischen Sage geführt, dann zur weiblichen Form Kuh und schließlich zur „mütterlichen Nahrungskette“ und der altägyptischen Himmelsgöttin Nut. „Wie diese hat die Kuh relativ lange Beine und die Menschen unter sich“, erläutert Osterhus.
Als das Bild fertig war, entdeckte sie eine fast politische Dimension, die sie nicht beabsichtigt hatte. Deutschland und Frankreich waren noch gut zu erkennen – und lagen ausgerechnet im Euter der Kuh.
Feierliche Eröffnung Freitag, Preisverleihung Sonntag
Aufgeregt ist Osterhus kein bisschen, auch wenn der Aufbau in zwei Tagen losgeht. „Das Kribbeln kommt wahrscheinlich noch“, sagt die Malerin. Sie freut sich auf die Schau, Publikum und Künstlerkollegen. Jetzt muss sie nur noch den idealen Platz im Marcellin-Verbe-Haus finden, um „Große Mutter I.“ auch für die Besucher der Ausstellung ins rechte Licht zu rücken.
Form-A(r)t Vernissage Fr 20.4., 19.30; Schau Sa/So 21./22.4., 11.00–18.00; Verleihung Künstlerpreis „Art(h)ur“ und Verlosung des Publikumsgewinns So 22.4., 17.00; Marcellin-Verbe-Haus, Markt 2, Eintritt frei.
Workshop für Vier- bis Achtjährige „Kinder-Kritzel-Kompetenz“ Sa/So 21./22.4., 15.00–16.00, Stadtbibliothek, Markt