Ahrensburg. In Ahrensburg sorgen Dreharbeiten für TV-Zweiteiler „Unschuldig“ mit prominenten Schauspielern für Aufsehen.
Journalisten und Schaulustige drängen sich vor dem Ahrensburger Rathaus. Gewappnet mit Kameras, Handys und Mikrofonen stehen sie am Fuße der Treppen vor dem Gebäude und warten. Plötzlich öffnen sich die Türen, ein Paar mit ernsten Mienen kommt heraus. Sofort werden sie von der Menge umzingelt. Kameras klicken, Menschen rufen. Ein riesiger Tumult. Der Mann hält seine Frau im Arm, versucht sie vor den neugierigen Blicken zu schützen. Zusammen bahnen sie sich ihren Weg durch die Menschenansammlung zu einem Taxi, das am Straßenrand wartet. Die Menge begleitet sie, bis sie eingestiegen und losgefahren sind. Ein spektakulärer Kriminalfall in der Schlossstadt?
Einige Rathaus-Mitarbeiter schauen von den Büros aus zu
Rückblende. Gegen elf Uhr bringt eine junge Frau ein Schild mit der Aufschrift „Landgericht Kiel“ vor dem Ahrensburger Rathaus an: Die Stadtverwaltung wird an diesem Donnerstag für einen Tag zum Gericht. Grund dafür sind die Dreharbeiten für den TV-Zweiteiler „Unschuldig“. Im Rathausfoyer und auf dem Vorplatz wird eine Schlüsselszene des prominent besetzten Dramas mit Schauspielern wie Anna Loos, Godehard Giese und Felix Klare gedreht. Der Familienvater Alex Schwarz (gespielt von Felix Klare) kommt nach sieben Jahren Haft für den vermeintlichen Mord an seiner Frau Dana durch Revision einer Zeugenaussage frei. Nun will Alex seine Unschuld beweisen und seine beiden Kinder zurückhaben, die inzwischen bei Marion (Anna Loos), der kinderlosen Schwester seiner verstorbenen Frau, und ihrem Mann Uwe (Godehard Giese) leben. Als das Paar das Gericht verlässt, warten draußen die Journalisten.
50 Komparsen wurden engagiert, um die Presse und Schaulustige zu simulieren. „Manche von euch waren gerade zu entspannt. Ihr könnt ruhig sensationsgeiler auftreten“, ruft Regieassistent Oliver Knorr bei den Proben von der Rathaustreppe. Mehrmals und aus verschiedenen Einstellungen wird die Szene gedreht, wie Anna Loos und Godehard Giese das Gerichtsgebäude verlassen und sich ihren Weg durch die Menge zum Taxi bahnen. In einigen Fenstern des Rathauses drängen sich die Mitarbeiter und gucken sich das Spektakel von oben an.
Das schmücke die Stadt, sagt Michael Sarach
Manche von ihnen haben auch mit der Produktion direkt zu tun, so wie eine Mitarbeiterin der Verkehrsbehörde. „Ich bin von der Arbeit her eingebunden“, sagt sie. Da die Manfred-Samusch-Straße während der Dreharbeiten gesperrt ist und nur Busse und Rettungswagen passieren dürfen, hieß es für die Verkehrsbehörde: Organisieren. Ob es ein aufregender Tag für die Angestellten sei? „Für mich nicht. Ich arbeite schon lange hier und habe bereits fünf Filmdrehs mitbekommen“, sagt sie. Das Ahrensburger Rathaus als beliebte Filmkulisse. Was den Charme ausmacht? „Keine Ahnung. Es wird schon Gründe haben“, sagt die Behördenmitarbeiterin und lacht. Schauspieler Godehard Giese hingegen sagt: „Das Rathaus hat eine schöne Architektur.“
Die Tatsache, dass der Verwaltungssitz nun bald ins Fernsehen kommt, „das schmückt die Stadt“, so Bürgermeister Michael Sarach. „Auch wenn das in der Szene nur Eingeweihte erkennen.“ Ebenfalls nicht sofort zu erkennen ist, wer an diesem Tag Komparse und wer Schaulustiger oder Journalist ist. „Die Komparsen sind toll. Die machen ihre Sache richtig gut“, sagt Godehard Giese in einer Drehpause. Und auch Anna Loos lobt die gute Arbeit der Komparsen und die des Regieassistenten: „Olli hat ihnen ordentlich eingeheizt.“ Neben den gespielten Schaulustigen bleiben jedoch auch „echte“ auf dem Rathausplatz stehen und schauen dem Treiben zu. Manche filmen die Szenerie mit ihren Handys.
Auch der Bürgermeister bittet um Foto mit Hauptdarstellern
„Doll, was für ein Stab hier rumläuft. Was für ein gewaltiger Aufwand“, sagt der Ahrensburger Uwe Schütz, der mit zwei weiteren Männern die Dreharbeiten beobachtet. Die Zehntklässlerin Anna Sophie Conring habe davon gelesen und sei extra vorbeigekommen. Sie interessiere sich jedoch weniger für die Schauspieler als für die Technik. „Ich möchte Regie studieren“, sagt sie und beobachtet gebannt das Kamerateam. „Kann ich auch mitmachen?“ ruft ein junger Mann den Kameramännern zu. Leider sei es dafür schon zu spät.
Der Norden und Krimis – eine beliebte Kombination. Regisseur Nicolai Rohde sagt: „Ich mag Landschaften, die wenig ablenken.“ Anna Loos meint: „Die raue Natur im Norden eignet sich gut für Krimis.“ In Ahrensburg sei sie noch nie gewesen. Aber: „Bei nur einem Drehtag hat man leider zu wenig Zeit, sich in der Stadt umzuschauen.“ Godehard Giese, der in Hamburg aufgewachsen ist, komme „immer wieder gern in den Norden“. Auf die Frage, wie viele Rathausmitarbeiter ihn an diesem Tag schon nach Autogrammen gefragt haben, lacht er und sagt: „Nach Autogrammen nicht, aber nach Fotos. Auch der Bürgermeister.“