Ahrensburg. Wegen Baustellen im Zentrum müssen Bürger über mehrere Monate oder sogar Jahre Umwege in Kauf nehmen. Politiker fordern eine Änderung.

An der Hamburger Straße, der AOK-Kreuzung und am Reeshoop: In Ahrensburg gibt es derzeit viele Großbaustellen. Für Fußgänger und Radfahrer sind sie ein Ärgernis, weil damit häufig eine Sperrung der angrenzenden Geh- und Radwege verbunden ist. Und diese können sehr langwierig sein – das zeigt eine aktuelle Übersicht der Verwaltung.

Auf dem ehemaligen Opel-Dello-Gelände an der Hamburger Straße 43/45 entstehen 106 neue Wohnungen. Der Gehweg vor der tiefen Baugrube ist weitläufig gesperrt – und das noch bis zum 31. Januar 2019
Auf dem ehemaligen Opel-Dello-Gelände an der Hamburger Straße 43/45 entstehen 106 neue Wohnungen. Der Gehweg vor der tiefen Baugrube ist weitläufig gesperrt – und das noch bis zum 31. Januar 2019 © HA | Janina Dietrich

Für den Bau eines Wohn- und Geschäftshauses an der Hamburger Straße/Ecke Woldenhorn beispielsweise sind seit Januar die öffentlichen Gehwege weitläufig abgesperrt. Fußgänger müssen deshalb auf dem zentralen Verbindungsweg von der Innenstadt zum Bahnhof zusätzliche Ampeln passieren und Umwege in Kauf nehmen – und daran wird sich so schnell nichts ändern. Die Verwaltung hat dem Bauherren eine Sondernutzungserlaubnis „der gesamten Nebenflächen einschließlich der Busschlucht“ bis 31. August 2019 erteilt. Das bedeutet: Auch die Bushaltestelle wird so lange nicht mehr angefahren.

Die Verwaltung weist Vorwürfe zurück

„Das ist schierer Wahnsinn“, sagt die CDU-Stadtverordnete Anne Hengstler. „Ich bin erschrocken über die Länge der Baustellen, vor allem an der Hamburger Straße.“ Wegen der Altersheime seien viele Menschen mit Rollatoren in dem Bereich unterwegs. „Das ist eine gefährliche Situation.“ Zumal der Verkehr an der Kreuzung horrend sei.

Rafael Haase, SPD-Stadtverordneter
Rafael Haase, SPD-Stadtverordneter © Thies Jonas

„Schluss mit der Großzügigkeit“, fordert Rafael Haase (SPD) von der Verwaltung. „Wer auf einem Grundstück ein Haus baut, muss mit der dortigen Fläche auskommen.“ Es könne nicht sein, dass Wege über Monate gesperrt werden. „Damit zerstören wir den Fuß- und Radverkehr in Ahrensburg.“ Es müsse möglich sein, dass Bauherren die Phasen, in denen sie die öffentlichen Wege wegen Anlieferungen und Ähnlichem brauchen, schneller abwickeln. Haase will, dass die Politik künftig in die Entscheidung eingebunden wird, wenn Wege gesperrt werden sollen.

Die Verwaltung weist den Vorwurf, sie würde die Nutzungserlaubnis zu leichtfertig vergeben, zurück. „Es ist jedes Mal ein kompliziertes, internes Verfahren“, sagt Ulrich Kewersun vom Bauamt. Oft seien mehrere Abteilungen der Verwaltung daran beteiligt, bei großen Vorhaben wie an der AOK-Kreuzung sei sogar die Polizei miteinbezogen worden. „Es ist immer eine Abwägung der Interessen des Bauherren und der Öffentlichkeit“, sagt Kewersun, fügt aber auch hinzu: „Das Baurecht geht vor.“

Häuser werden oft bis an die Grundstücksgrenze gebaut

In vielen Gebieten der Stadt, zum Beispiel an der Hamburger Straße, gebe es keine Vorgärten mehr. „Es wird also fast bis an die Grundstücksgrenze heran gebaut“, sagt Kewersun. Gleichzeitig werde von den Bauherren aber gefordert, dass auch noch Stellplätze in Form einer Tiefgarage errichtet werden. „Irgendwo müssen die Baufahrzeuge dafür stehen“, sagt Kewersun. „Das geht meist nur auf den Geh- und Radwegen.“ An der AOK-Kreuzung sei es zum Beispiel undenkbar, den für die Arbeiten benötigten Kran auf der Fahrbahn zu parken – „das würde ein Verkehrschaos geben“.

Der Fachdienstleiter weist zudem daraufhin, dass die Bauherren für die Nutzung des öffentlichen Grundes eine Gebühr zahlten, wie es in der Sondernutzungssatzung der Stadt festgelegt sei. „Das ist für die Bauherren auch schmerzhaft“, sagt er.

Die AOK-Kreuzung ist nicht der einzige Bereich in Ahrensburg, in dem Fuß- und Radfahrer längerfristig Umwege auf sich nehmen müssen. Auch im weiteren Verlauf der Hamburger Straße gibt es Behinderungen. Wegen der Baustelle auf dem ehemaligen Opel-Dello-Gelände (Hausnummer 43/45) ist der dortige Geh- und Radweg mit Genehmigung der Stadt bis zum 31. Januar 2019 gesperrt. Radfahrer, die Richtung Innenstadt wollen, werden weitläufig über die Bahnhofstraße und die Stormarnstraße umgeleitet. Fußgänger müssen die Straßenseite wechseln.

Viele Ahrensburger ignorieren die empfohlenen Umleitungen

Am U-Bahnhof Ahrensburg-West gibt es eine Großbaustelle. Fußgänger müssen ausweichen
Am U-Bahnhof Ahrensburg-West gibt es eine Großbaustelle. Fußgänger müssen ausweichen © HA | Janina Dietrich

Ob sich alle an die empfohlenen Umleitungen halten, ist fraglich. Am U-Bahnhof Ahrensburg West jedenfalls ignorieren die meisten Passanten die aufgestellten Schilder. Dort wird an der Ecke Hamburger Straße/Waldemar-Bonsels-Weg ein Mehrfamilienhaus mit Tiefgarage gebaut, der Gehweg bleibt dafür laut Verwaltung bis Ende 2018 gesperrt. Fußgänger Richtung U-Bahnhof sollen den Waldemar-Bonsels-Weg an der Ampel queren und dann die Busschleife umrunden. Die meisten Passanten gehen allerdings einfach auf der Fahrbahn an der Baustelle vorbei. Nicht ungefährlich, denn die Straße ist dort wegen einer Kurve und der aufgestellten Bauzäune schlecht einsehbar.

Neben dem Pflegezentrum Ahrensburg am Reeshoop ist der Gehweg gesperrt
Neben dem Pflegezentrum Ahrensburg am Reeshoop ist der Gehweg gesperrt © HA | Janina Dietrich

Behinderungen gibt es auch am Reeshoop 38. Dort wird das Pflegezentrum durch Neubauten ersetzt. Auf der Ostseite der Straße ist der Geh- und Radweg nach Angaben der Verwaltung noch bis 31. Juli dieses Jahres gesperrt. Für Fußgänger und Radfahrer gibt es eine mobile Ampel, sie sollen von dort auf die andere Straßenseite wechseln.

Und diese Bauvorhaben werden nicht die letzten sein, für die in Ahrensburg öffentliche Wege gesperrt werden. „Es kommen immer wieder Anträge rein, wenn neue Bauvorhaben beginnen“, sagt Kewersun. Zudem kann es laut Verwaltung auch auf den bestehenden Baustellen zu Verzögerungen kommen, „sodass eine Verlängerung der Sondernutzungserlaubnis nicht auszuschließen ist“.