Grosshansdorf. 40 bis 60 Paare informieren sich monatlich im Kinderwunschzentrum in der Park-Klinik. Das Ärzteteam über Erfolge – und Lebenskrisen.

Die Park-Klinik Manhagen in Großhansdorf erfüllt auch dringende Wünsche vieler Paare: den nach einem eigenen Kind. In einem restaurierten Fachwerkhaus auf dem Gelände ist 2015 ein Kinderwunschzentrum mit den modernsten Errungenschaften der Reproduktionsmedizin eingerichtet worden. Die ersten Erfolge sind sichtbar.

So wie bei Anna Seifert und ihrem Partner Erik Kuhn (Namen auf Wunsch geändert). Der Bauch der 39 Jahre alten wissenschaftlichen Mitarbeiterin wölbt sich deutlich unter ihrem Kleid – sie ist im achten Monat schwanger. Doch das „Baby in Produktion“, wie Anna Seifert ihren zukünftigen Sohn mit einem Augenzwinkern nennt, ist im Leben des verlobten Paares keine Selbstverständlichkeit.

Trend zur späten Mutterschaft bringt Probleme mit sich

Lange Zeit stand der Leistungssport bei der werdenden Mutter an erster Stelle – der richtige Partner war schwer zu finden. Sie sagt: „Als es dann endlich so weit war, haben wir uns schnell über unseren gemeinsamen Kinderwunsch verständigt. Doch da war es bereits zu spät.“ Sechs Monate lang hoffte das Paar vergeblich auf eine Schwangerschaft. Alle Werte waren in Ordnung – bis auf einen.

„Mit der Überweisung meines Frauenarztes haben wir uns schließlich in Großhansdorf vorgestellt“, so Seifert. „Dort wurde festgestellt, das mein erster Eierstock bereits vollständig in Rente war und auch der zweite zu wenig produzierte.“

Fruchtbarkeit kann über „Social Freezing“ erhalten werden

Solche Schicksale gehören für Prof. Georg Griesinger zum Berufsalltag. Mehr als 4000 Behandlungszyklen führte der Leiter des Universitären Kinderwunschzentrums Schleswig-Holstein seit 2008 durch – in Lübeck und nun eben auch in Großhansdorf. In Kooperation mit der Park-Klinik errichtete das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein auf dem Gelände eine erste Anlaufstelle für Reproduktionsmedizin in Stormarn, um eine wohnortnahe Beratung und Betreuung zu ermöglichen. 2015 wurde der zwei Millionen Euro teure Bau fertiggestellt.

Seither kümmern sich sechs Ärzte um die Patienten. An sechs Tagen in der Woche, davon vier in Großhansdorf. 40 bis 60 Paare suchen die Park-Klinik pro Monat für ein Erstgespräch auf – manche fliegen sogar aus dem Ausland ein.

Für den Norden biete das Kinderwunschzentrum ein einzigartiges Behandlungsspektrum. Von der Präimplantationsdiagnostik über Fruchtbarkeitserhalt, auch bekannt als „Social Freezing“ (das vorsorgliche Einfrieren von unbefruchteten Eizellen) bis hin zur Reagenzglasbefruchtung sei alles möglich. „Dies bedeutet jedoch nicht, dass alle Maßnahmen sofort ausgereizt werden“, sagt Georg Griesinger. „Wir versuchen, unsere Behandlung so natürlich, einfach und kostengünstig wie möglich zu gestalten.“

Unerfüllter Kinderwunsch kann in Lebenskrise führen

Problematisch sei vor allem das Alter der Patientinnen. Der Trend geht zur späten Mutterschaft – im Schnitt sind die Frauen bei ihrem ersten Kind mittlerweile mehr als 30 Jahre alt. „Viele Paare zögern eine ärztliche Behandlung zusätzlich zu lange heraus“, so der Professor. „Wer nach einem Jahr mit Kinderwunsch nicht schwanger ist, sollte sich untersuchen lassen. Ansonsten verringern sich unsere Möglichkeiten immer mehr.“

Ein unerfüllter Kinderwunsch könne in eine Lebenskrise führen. Während Frauen Wert auf Beratung legten und emotionale Unterstützung benötigten, seien Männer an einem konkreten Plan mit allen Risiken und Kosten interessiert. Trotz dieser unterschiedlichen Herangehensweise sei ein negativer Behandlungsverlauf sehr schmerzhaft.

Wenn’s klappt, freut sich das gesamte Team mit den Eltern

„Wir können kein Kind versprechen, aber den Weg gemeinsam gehen“, sagt Griesinger. „Letztendlich besprechen wir, wenn es nicht geklappt hat, alle Möglichkeiten von der Adoption bis hin zur Samen- oder Eizellspende. Manche Optionen sind in Deutschland jedoch nicht erlaubt.“

Umso schöner ist es für das gesamte Team, wenn ein Kinderwunsch in Erfüllung geht. So wie bei Anna Seifert und Erik Kuhn. Sie entschieden sich für eine künstliche Befruchtung. „Eine bizarre Situation“, sagt die werdende Mutter. „Wenn wir an der Klinik vorbeigefahren sind, mussten wir an die Eizellen im Reagenzglas denken.“ Zwei Embryonen wurden nach wenigen Tagen wieder eingesetzt – einer entwickelte sich nach Plan.

Details verraten die Beiden jedoch nur auf Nachfrage. So kommt es, dass noch nicht einmal die Großeltern informiert sind. „Das Thema wäre für sie fremd, weil es diese Möglichkeit damals nicht gab“, sagt Anna Seifert. „So euphorisch, wie sie sind, wäre es ihnen vermutlich aber egal.“ Das Paar zieht eine zweite Behandlung in Betracht. Ein Einzelkind soll ihr Sohn nicht bleiben.