Barsbüttel. Sparkasse Holstein will ihr Gebäude am Stiefenhoferplatz aufstocken und Wohnungen bauen. Ins Erdgeschoss sollen Geschäfte ziehen.
Nichts ist mehr so wie noch vor drei Jahren. Die kleine Ladenzeile nahe dem Waldenburger Weg auf dem Stiefenhoferplatz in Barsbüttel? Abgerissen. Auf dieser Fläche steht ein mehrgeschossiger Komplex mit Eigentumswohnungen kurz vor der Fertigstellung. Daneben befindet sich jetzt eine Containeranlage mit Büros, in die Bürgermeister Thomas Schreitmüller vergangene Woche gezogen ist – das angrenzende Rathaus wird saniert und erweitert. Im ehemaligen Zentrum waren auch die Marktbeschicker aktiv. Sie sind mit ihren Ständen inzwischen auf den Parkplatz des Nahversorgungszentrums in der Straße Am Akku übergesiedelt. Jetzt will die neben dem Verwaltungsgebäude beheimatete Sparkasse Holstein weitere Veränderungen in Angriff nehmen und ihre Filiale aufstocken, um Wohnungen zu schaffen und Geschäften ein neues Zuhause zu geben.
Das Geldinstitut hat konkrete Pläne und die Erweiterung der eingeschossigen Immobilie visualisiert. Auf Bildern ist ein Haus mit drei Geschossen plus Staffelgeschoss zu sehen. Die Fläche wächst demnach von 570 auf 3295 Quadratmeter. „Das Investitionsvolumen liegt bei rund zehn Millionen Euro“, sagt Sparkassensprecher Björn Lüth. Vorstellbar seien 30 Wohnungen, die zwei bis vier Zimmer haben und 60 bis 80 Quadratmeter groß sind. „Aus unserer Sicht bieten sich auch Eigentumswohnungen an.“ Im Erdgeschoss will die Sparkasse ihre Filiale moderner gestalten, zudem sind dort drei bis vier Gewerbeeinheiten möglich. Das Grundstück der Sparkasse umfasst 1900 Quadratmeter. Lüth: „Wir möchten dazu beitragen, den Stiefenhoferplatz wieder zu beleben.“
Das Projekt wurde bereits 2016 in der Gemeinde diskutiert
Am 18. Januar hatten der Vorstandsvorsitzende Martin Lüdiger und sein Kollege Michael Ringelhann einen Brief an Bürgermeister Thomas Schreitmüller geschrieben mit der Überschrift „Antrag auf Änderung zum Bebauungsplan“. Für das Vorhaben will die Sparkasse Holstein das Baufenster vergrößert und die Firsthöhe auf 13,5 Meter festgelegt haben. Lüdiger war mit dem Projekt schon im Juni 2016 an die Gemeinde herangetreten, sprach darüber hinter verschlossenen Türen mit den Fraktionschefs und Schreitmüller.
Die Sparkasse wurde damals vertröstet und die Angelegenheit nicht vorangetrieben, weil zu diesem Zeitpunkt noch nicht geklärt war, in welchem Umfang das Rathaus saniert wird. „Allerdings hatten wir den Entwurf nicht für gut befunden“, sagt Rainer Eickenrodt, Fraktionsvorsitzender der Wählergemeinschaft Bürger für Barsbüttel (BfB).
Sparkasse muss Pläne noch einmal überarbeiten
CDU und SPD hatten einen Neubau des Verwaltungsgebäudes ins Auge gefasst, die Planungen mussten nach einem Bürgerentscheid im November 2015 jedoch eingestellt werden. In diesem Zusammenhang hatte die Sparkasse für Verärgerung unter Christ- und Sozialdemokraten gesorgt. Die beiden Parteien waren von der Idee, das Rathaus auf dem Sparkassengrundstück zu erstellen, angetan. Das Angebot des Geldinstituts Monate vor dem Votum der Bevölkerung sorgte für Entsetzen. Politiker kommentierten es mit Sätzen wie „Wir fühlen uns vorgeführt“ und „Es ist unmöglich“.
Auf das Wohlwollen jener Entscheidungsträger ist Lüdiger nun angewiesen, um das Gebäude im großen Umfang auszubauen. Allerdings steht jetzt schon fest, dass die Sparkasse ihre Pläne überarbeiten muss. „Die Visualisierung ist so nicht machbar, weil das Rathaus Richtung Sparkasse um sieben Meter erweitert wird und dadurch Abstandsflächen nicht gewährleistet sind“, sagt Bauamtsleiterin Rita Dux.
„Überfällig, das auf dem Gelände mehr gemacht wird“
Im Planungsausschuss am 8. März werden sich die Politiker mit den Wünschen des Geldinstituts befassen. Die Verwaltung präsentiert eine Vorlage inklusive Beschlussvorschlag. Er beinhaltet die Ausarbeitung eines städtebaulichen Vertrags zwischen Investor und Barsbüttel sowie unter Punkt zwei, dass 33 Prozent der Einheiten Sozialwohnungen nach dem ersten Förderweg werden. Dux: „Das sind Anforderungen der Gemeinde, wir haben es an anderen Orten genauso gemacht.“
Grünen-Fraktionschef Joachim Germer bezeichnet einen Sparkassenausbau mit Mietwohnungen als „angemessen“. Es sei überfällig, dass auf diesem Gelände mehr gemacht werde. Der Politiker plädiert für eine Tiefgarage mit mehreren Stellplätzen für Rathausmitarbeiter. Wolfgang Böckmann von der CDU sagt: „Prinzipiell befürworten wir Wohnungsbau. Wenn es zu einer Einigung kommt, hoffe ich, dass es dort auch ein Café geben wird.“
Straße Am Akku ist seit Januar 2015 das Zentrum
Der stellvertretende SPD-Fraktionschef Klaus-Jürgen Krüger ist zurückhaltend, ob ein Ausbau des Gebäudes, der eine Änderung des Bebauungsplans verlangt, zu verwirklichen ist: „Wir müssen schauen, wo dabei der Vorteil für die Gemeinde ist.“ Seine Partei werde sich am kommenden Montag beraten.
Der Stiefenhoferplatz war lange das Zentrum Barsbüttels. Seit Januar 2015 hat die Gemeinde ihre Mitte jedoch Am Akku mit den modernen Supermärkten. Später entstand dort zudem ein Ärztehaus. In der Immobilie sind auch die Drogeriemarkt-Kette Budnikowsky und die Hamburger Sparkasse mit Filialen vertreten sowie eine Apotheke.