Barsbüttel. Verein plant Photovoltaikanlage auf dem Hallendach. Investoren sollen Projekte und Pacht bezahlen. Alles hängt von den Politikern ab.

Mit dem Gedanken, auf dem Hallendach eine Photovoltaikanlange zu installieren, haben die Verantwortlichen des Tennisclubs Barsbüttel (TCB) in den vergangenen Jahren schon öfters gespielt. Weil aber die Eigenmittel fehlten, wurde davon Abstand genommen. Jetzt soll das Projekt mit einem Partner in Angriff genommen werden, um die 13.700 Einwohner zählende Gemeinde mit Ökostrom zu versorgen – und um den Erhalt des Vereins zu sichern. Denn für die Nutzung der Fläche erhält der TCB eine Pacht, die Finanzierung sichern Investoren. Hört sich simpel an, allerdings ist die Umsetzung fraglich. Denn das letzte Wort haben die Politiker.

„Das Dach ist in der Breite nach Süden ausgerichtet und damit optimal für eine Solaranlage“, sagt der TCB-Vorsitzende Helmuth Benkel. Der 66-Jährige hatte über ein Mitglied Kontakt zu Ove Burmeister aufgenommen, der Geschäftsführer der Firma „DEB Deutsche Energie Beratung“ ist und in der Gemeinde lebt. Das Unternehmen mit Sitz in Hamburg-Wandsbek baut bis zu 7500 Quadratmeter große Photovoltaikanlagen auf Dächern von Industriebetrieben, Reit- und Tennishallen. Im Jahr 2017 wurden bereits 16 Projekte verwirklicht, schwerpunktmäßig in Mecklenburg-Vorpommern, in Brandenburg und in Sachsen.

Angedacht: 235.000 Euro teure Solaranlage

Das Prinzip funktioniert so: Der Eigentümer einer Halle erhält eine jährliche Miete oder eine Einmalzahlung und nach 25 Jahren alle zwölf Monate eine erst später festgelegte Summe. Burmeisters Firma pachtet das Dach, baut, finanziert, verwaltet die Anlage und verkauft Parzellen an Investoren. Diese generieren in den kommenden 20 Jahren 13 Cent pro eingespeister Kilowattstunde, danach kann die Zahl variieren. Die Vertragslaufzeit beträgt in der Regel 40 Jahre, mindestens aber 30. Der Strom wird über das norwegische Unternehmen Statkraft vermarktet.

Für die Barsbütteler Halle ist eine 235.000 Euro teure und 1500 Quadratmeter große Solaranlage angedacht. Die Module aus Glas sind 1,66 Meter breit und 98 Zentimeter hoch. Sie werden auf Aluminiumschienen geschraubt oder eingeklickt. Jährlich sollen 189.000 Kilowattstunden erzeugt werden, das entspricht dem Strombedarf von 50 Einfamilienhäusern. Gleichzeitig spart die 27 Tonnen schwere Konstruktion per anno 105.000 Kilogramm CO2 ein. Dem Tennisclub sind jedes Jahr 1400 Euro Mieteinnahmen versprochen. „Wir können das Geld gut gebrauchen. langfristig geht es auch um das Überleben des Vereins“, sagt Helmuth Benkel.

Verein möchte attraktiver für junge Menschen werden

Der TCB zählt 280 Mitglieder, die Mehrheit gehört der älteren Generation an. Der Vereinschef sagt: „Um für junge Menschen attraktiv zu sein und für uns zu gewinnen, benötigen wir gute Plätze.“ Drei Courts im Außenbereich müssten demnächst für rund 36.000 Euro erneuert werden. Bereits vor eineinhalb Jahren hatte sich der Club für 155.000 ein neues Hallendach und eine moderne Heizung angeschafft. Dass die Gemeinde keinen Zuschuss gab, kam beim Vorstand nicht gut an.

Die Machbarkeit einer Photovoltaikanlage hängt ausschließlich vom Wohlwollen der Politiker ab. Denn das Erbbaugrundstück, auf dem der Verein aktiv ist, gehört Barsbüttel. Der TCB ist nur Eigentümer der Halle. Benkel und Burmeister haben vor Kurzem bei Bürgermeister Thomas Schreitmüller vorgesprochen. Der Verwaltungschef sagt: „Die Idee ist gut, ich rate der Gemeinde aber davon ab, ein Risiko einzugehen.“ Sollte sich der Verein nämlich auflösen, würde die Halle in den Besitz der Kommune übergehen. Bei einem Abriss müsste sie 30.000 Euro für den Abbau der Solaranlage zahlen.

TSV Glinde hat bereits eine Anlage auf dem Dach

Um das auszuschließen, macht Burmeister Barsbüttel ein Angebot. Er sagt: „Wir würden für diesen unwahrscheinlichen Fall das Risiko und damit auch die Kosten übernehmen, wenn die Gemeinde uns auf Dächern ihrer Immobilien 15.000 Quadratmeter für den Bau von Solaranlagen verpachtet.“ Diese Variante hat der Geschäftsmann am Dienstagabend im nichtöffentlichen Teil des Finanzausschusses vorgestellt. Nun werden die Fraktionen darüber beraten.

Der TCB wäre nicht der erste Stormarner Tennisclub mit einer Photovoltaikanlage auf dem Hallendach. Nachbar TSV Glinde hatte 2010 eine solche installiert mit identischem Geschäftsmodell. Der Verein erhält bis 2040 jährlich 3000 Euro Pacht. Auch die Glinder Feuerwache speist so Strom ins Netz.