Bad Oldesloe. Preise sind laut Grundstücksmarktbericht seit 2010 um 73 Prozent gestiegen. Auch für Häuser werden rund 50 Prozent mehr gezahlt.

Die Preise für Immobilien in Stormarn steigen weiter rasant. Eigentumswohnungen aus dem Bestand sind im Schnitt 73 Prozent teurer als noch 2010. Mit der Entfernung zu Hamburg wird’s günstiger. So kostet eine 70 Quadratmeter große gebrauchte Wohnung in Ahrensburg rund 188.000 Euro (Erstbezug 276.000), in Bargteheide und Reinbek 150.000 (266.000 und 285.000) , in Glinde 144.000 (nicht im Angebot) und in Bad Oldesloe 124.000 (217.000) Euro. Das geht aus dem Marktbericht 2017 des Gutachterausschusses für Grundstückswerte im Kreis Stormarn hervor, der mehr als 1400 Verträge ausgewertet hat.

Kreis zählt rund 46.000 neue Einwohner in drei Jahrzehnten

Häuser kosten gut 50 Prozent mehr als vor acht Jahren. Kreisweit zahlten Käufer für Einfamilienhäuser im Vorjahr im Schnitt 355.000 Euro (7,6 Prozent mehr als 2016). Für Reihenhäuser waren es 288.000 (plus 4,7 Prozent), für Doppelhaushälften 310.000 (plus 1,6 Prozent). „Im ersten 2000er-Jahrzehnt war die Entwicklung relativ stabil, aber seit 2010 kennen die Preise nur noch eine Richtung: steil nach oben“, sagt Stefan Leutelt, Vorsitzender des Gutachterausschusses und Fachbereichsleiter in der Bauverwaltung des Kreises.

Große Nachfrage, überschaubares Angebot: Die Erklärung für die für Verkäufer positive und für Käufer negative Entwicklung ist simpel. „Die Leute wollen dort wohnen, wo sie arbeiten“, sagt Leutelt. Immer mehr Menschen zieht’s ins wirtschaftsstarke Stormarn. Allein in den vergangenen drei Jahrzehnten ist die Einwohnerzahl um etwa 46.000 auf aktuell mehr als 241.000 gestiegen.

Immer mehr Bürger legen Geld in Immobilien an

Der Gutachterausschuss (hinten v. l.): Norbert Radünz, Michael Wiebers, Stefan Leutelt, Rainer Quast, Malte Harms, Dietmar Schaper, Kai Grundmann, (vorn v.l.) Horst Gibbesch, Karen Teegen, Svenja Babenihr, Frank Niehus, Carola Krien (Geschäftsstelle) und Sibylle Kircher. Es fehlen Armin Baghai, Friedhelm Kiesler, Pamala Kruse und Lars-Timo Voß
Der Gutachterausschuss (hinten v. l.): Norbert Radünz, Michael Wiebers, Stefan Leutelt, Rainer Quast, Malte Harms, Dietmar Schaper, Kai Grundmann, (vorn v.l.) Horst Gibbesch, Karen Teegen, Svenja Babenihr, Frank Niehus, Carola Krien (Geschäftsstelle) und Sibylle Kircher. Es fehlen Armin Baghai, Friedhelm Kiesler, Pamala Kruse und Lars-Timo Voß © HA | Harald Klix

Ein Ende dieser Dynamik ist nicht abzusehen. Gutachter schätzen, dass bis 2030 mehr als 13.000 neue Wohnungen gebraucht werden, vor allem in Ahrensburg (1680), Trittau (1070), Bargteheide und Bad Oldesloe (jeweils 890), Reinbek (870) und Glinde (720). „Der Druck wird aus Hamburg ins Umland weitergegeben“, sagt Leutelt. Viele Hansestädter empfänden die Stormarner Preise als vergleichsweise günstig.

Hinzu kommt, dass immer mehr Bürger angesichts von Mini-Zinsen ihr Geld in Immobilien anlegen. „Die Leute kaufen buchstäblich alles weg“, sagt Leutelt. Ein Indikator dafür seien ältere Eigentumswohnungen in größeren Blocks. „Die waren in den 1990ern kaum gefragt und gehen heute schnell weg. Die Käufer wollen sie gar nicht selbst nutzen, sondern sind sogar froh, wenn sie gut vermietet sind“, so der Experte.

Die Ladenmieten sind die einzige Ausnahme: Sie fallen

Preisausreißer seien ein weiteres Zeichen für die immense Nachfrage. So würden für Häuser, die üblicherweise zwischen 250.000 und 300.000 Euro kosten, plötzlich auch mal 400.000 Euro in Verträgen stehen. „Dann hat ein Verkäufer hoch gepokert, und ein Käufer wollte sein Geld zügig anlegen“, sagt Leutelt über einen inhomogenen Markt. Es sei viel Geld im Umlauf.

Auf der anderen Seite wird das Angebot immer kleiner. So ist die Zahl aller Verkäufe (unbebaute und bebaute Grundstücke, Wohnungen) seit 2010 von rund 1950 auf knapp 1420 im Vorjahr gesunken. „Während zum Beispiel Erbengemeinschaften früher das Haus eher verkauften und das Geld unterein­ander aufteilten, wird es jetzt häufiger behalten und erst mal vermietet“, sagt Stefan Leutelt.

Ladenmieten in Zentrumslagen kreisweit gesunken

Der Einwohnerzuwachs lässt nämlich auch die Mieten steigen, haben die Gutachter festgestellt: um gut 20 Prozent seit 2010. In dem Zeitraum wurde für Ahrensburg ein Anstieg von 7,70 auf 9,40 Euro je Quadratmeter registriert, in Reinbek und Glinde von 7,30 auf 8,50 Euro, in Bargteheide von 7,20 auf 8,30 Euro und in Trittau von 7,00 auf 7,50 Euro. Die Zahlen gelten für eine 70 Quadratmeter große Durchschnittswohnung. Grundsätzlich sind kleinere Wohnungen teurer als größere.

Die einzige Ausnahme vom allgemeinen Trend sind die Ladenmieten in Zentrumslagen. Sie sind seit 2013 kreisweit sogar um drei Prozent gesunken. „Alle Makler beobachten, dass die früheren Preise bei Neuvermietungen nicht mehr zu erzielen sind“, sagt Leutelt. Die Konkurrenz der immer größer werdenden Einkaufszentrum in Hamburg und Lübeck sowie der Internethandel wirke sich aus.

Die preisliche Bandbreite für rund 100 Quadratmeter großen Läden/Restaurants im Erdgeschoss ist teilweise groß. In Ahrensburg liegt die Miete bei 9,70 bis 24,25 Euro/Quadratmeter, in Bargteheide bei 9,20 bis 17,50 Euro und in Bad Oldesloe bei 7,30 bis 14,50 Euro. In Glinde (8,70 bis 12,60 Euro) und Reinbek (6,80 bis 10,65 Euro) ist die Spanne etwas kleiner.

Alle Daten sind anonym

15 Mitglieder arbeiten ehrenamtlich im Gutachterausschuss für Grundstückswerte mit, darunter Banker, Makler und Architekten. Das Gremium erhält von Notaren Kopien von Verträgen und sammelt weitere Infos per Fragebögen an die Kaufparteien.
Alle Daten werden vertraulich behandelt. Namen werden nicht gespeichert, sondern nur Eckwerte von Immobilien wie Objektart, Lage, Baujahr, Grundstücksgröße und Wohnfläche.