Bad Oldesloe. Kreis sammelt Bedenken der Orte gegen Straßensperrungen für Radrundkurs. Treffen mit Veranstalter geplant. Strecke auch für Ironman.
Bei der Planung des 100-Kilometer-Rundkurses für das Hamburger Radrennen Cyclassics sind noch reihenweise Fragen zu beantworten. Die wichtigste ist, ob für die Großveranstaltung am Sonntag, 19. August, mit 18.000 Teilnehmern und 650.000 Zuschauern viel befahrene Bundes- und Landesstraßen gesperrt werden. Drei Wochen zuvor, am 29. Juli, sollen zudem rund 2500 Sportler beim Ironman-Triathlon durch den Kreis radeln.
Ob Stormarn das Rennen macht oder nicht, entscheidet sich auch in der Kreisverwaltung. Dort laufen die Fäden in der Straßenverkehrsaufsicht zusammen. Sie sammelt die Stellungnahmen der betroffenen Städte und Dörfer. „Ein solches Großereignis ist in Stormarn Neuland“, sagt Dirk Willhoeft, Leiter der Behörde. „Deshalb ist noch gar nicht alles ersichtlich, was auf uns zukommt.“ Sämtliche Bedenken aus den Kommunen will der Kreis in der kommenden Woche an den Veranstalter in Hamburg weitergeben. Auch andere Institutionen wie Polizei und Anbieter von Buslinien kommen zu Wort. Es geht um Umleitungen, die Erreichbarkeit von Grundstücken und Baustellen. Zudem ist Hauptreisezeit und Ferienende.
„Als Nächstes setzen wir uns mit allen Beteiligten zusammen und sehen, ob wir Konflikte lösen können“, sagt Willhoeft. Seine Mitarbeiter werden die Strecke abfahren, um Engpässe zu erkennen. Im niedersächsischen Landkreis Harburg, durch den die Cyclassics in den vergangenen Jahren führten, hatten sich die Anwohner zunehmend über Straßensperrungen beschwert.
Für den Veranstalter, die Ironman Germany GmbH, sind Änderungen nichts Ungewöhnliches. „Die Menschen vor Ort wissen am besten, wo es Probleme geben könnte“, sagt Projektleiter Thorben Lange. „Wir wollen die Einschränkungen für Bürger möglichst gering halten, aber natürlich auch eine Strecke mit hoher Attraktivität.“
Das Image der Region könnte deutlich aufgewertet werden
Dass Stormarn sich einer großen Öffentlichkeit präsentieren kann, ist für Tourismusmanagerin Rabea Stahl ein wichtiges Argument. „Man sollte es als Chance sehen, seinen eigenen Ort in den Fokus zu rücken“, sagt sie. Stahl hat Verständnis für Bedenken, aber schließlich seien die Einschränkungen nur kurzzeitig und nicht für Wochen.
Dem Jersbeker Bürgermeister Herbert Sczech (Unabhängige Wählergemeinschaft), auch Amtsvorsteher des Amtes Bargteheide-Land, ist die Anfrage nicht detailliert genug. „Wir haben mit anderen Kommunen angeregt, uns unter Leitung des Kreises zu einem Runden Tisch zu treffen.“ So attraktiv das Rennen für Stormarn ist, Interessen von Anliegern, aber auch von Rettungs- und Pflegediensten müssten in Einklang gebracht werden.
Bürgermeister Ulrich Borngräber (Wählergruppe Hamfelde) ist persönlich begeistert. „Wir würden den Hamburgern gern unsere schönen Orte zeigen“, sagt der Amtsvorsteher vom Amt Trittau. Dennoch sieht er Schwierigkeiten: „Wir haben in unseren kleinen Gemeinden wenig Alternativen für die Streckenführung.“ Eine Sperrung der Hauptstraßen müsse deswegen genau abgestimmt werden.
Großhansdorfer sind laut Bürgermeister in Probierlaune
In Großhansdorf ist die Stimmung positiv. „Wir sind übereingekommen, das wir das gern einmal ausprobieren würden“, sagt Bürgermeister Janhinnerk Voß. Als Teil der Metropolregion Hamburg habe die Gemeinde eine Verantwortung, solche Veranstaltungen zu ermöglichen, solange sie nicht Überhand nähmen. Wie immer bei Großveranstaltung würden „Betroffene kritisieren, Zuschauer applaudieren“.
Kreiswehrführer Gerd Riemann ist noch nicht involviert. „Zuständig sind die betroffenen Wehren“, sagt er. Neben der Bereitschaft der Kameraden sei das Einverständnis der jeweiligen Bürgermeister entscheidend – aus versicherungsrechtlichen Gründen. Außerdem sei die Einsatzbelastung ohnehin schon hoch und auch bei der Feuerwehr Urlaubszeit. „Kommt es durch den verstärkten Reiseverkehr zu Staus oder Unfällen auf den Autobahnen, ist eine Sperrung der Ausweichstrecken besonders kritisch“, sagt er. Das gelte auch für die Bauern, für die dann Erntezeit sei.
Begeistert sind dagegen Stormarns Radsportler. „Das wäre ein Aushängeschild für unsere Region“, sagt Andreas Gosch vom Team Hamfelde. Seiner Ansicht nach bleiben die Einschränkungen für die Anwohner im Rahmen. „Schließlich ist der Termin lange vorher bekannt“, sagt der Teamleiter. Ähnlich sieht das Peter Nestler, beim Radsportverein Trave aus Bad Oldesloe für die Organisation der Breitensportfahrt Giro Stormarn mit 800 Startern zuständig. „Die Cyclassics würden den Sport bei uns ins Blickfeld bringen.“