Ahrensburg. Zum 50. Geburtstag gibt das Jugend-Sinfonieorchester Ahrensburg ein Jubiläumskonzert. Für Leiter Michael Klaue ist es der Abschied.

Klassische Musik war schon, als Michael Klaue selbst noch Schüler an der Ahrensburger Stormarnschule war, eher die Ausnahme als die Regel. Ende der 1960er-Jahre war das. Egal ob man lieber die Rolling Stones oder die Beatles hörte: Das Instrument der Stunde war die Gitarre, im besten Fall elektrisch verstärkt. Wer regelmäßig zur Geige griff, Partituren studierte und sich in Sinfonien verlor, wie es Klaue tat, war mutmaßlich nicht so richtig auf der Höhe der Zeit – vorsichtig formuliert.

Jugendliche und Kinder füllen drei eigene Sinfonieorchester

„Es ist ein kleines Wunder“, sagt der Musiklehrer heute mit Blick auf die 50-jährige Erfolgsgeschichte des Jugend-Sinfonieorchesters Ahrensburg. Denn das 1968 gegründete Ensemble widerspricht bis heute vehement und ziemlich erfolgreich dem vermeintlichen Widerspruch von Jugend und klassischer Musik.

Seit 25 Jahren leitet Klaue das Sinfonieorchester, in dem er als Jugendlicher noch selbst mitgespielt hat. Für das Studium der Anglistik und Schulmusik war Klaue nach dem Abitur an der Stormarnschule nach Hamburg gegangen. Später hat er dann in Bad Schwartau und Ratzeburg unterrichtet, bevor er 1976 dem Ruf in seine Heimatstadt folgte, hier Lehrer für Englisch und Musik wurde und 1993 das Jugend-Sinfonieorchester übernahm.

Michael Klaue leitet drei verschiedene Orchester

Michael Klaue im Eduard-Söring Saal der Ahrensburger Stormarnschule: Hier hat er in den 1960er-Jahren als Schüler selbst noch die Bank gedrückt und als Musiklehrer mehr als 40 Jahre unterrichtet
Michael Klaue im Eduard-Söring Saal der Ahrensburger Stormarnschule: Hier hat er in den 1960er-Jahren als Schüler selbst noch die Bank gedrückt und als Musiklehrer mehr als 40 Jahre unterrichtet © HA | Sebastian Knorr

Am Sonnabend dirigiert Klaue das Ensemble jetzt zum letzten Mal in der Hamburger Laeiszhalle, wo die Jugendlichen mindestens ein Mal im Jahr auftreten und die Ränge füllen. Im Sommer geht er in Pension. Ein Nachfolger für Klaues Posten wird bereits gesucht.

Neben dem Jugend-Sinfonieorchester, deren Mitglieder im Schnitt zwischen 16 und 26 Jahre alt sind, leitet der Musiklehrer derzeit auch noch zwei Orchester für den Nachwuchs. So kommen auch Grundschüler und jüngere Jugendliche in den Genuss, in der großen Gruppe zu musizieren. Jedes Orchester ist mit knapp 80 Mitgliedern voll sinfonisch besetzt.

„Es gibt manchmal Schwankungen“, sagt Klaue. „In der Regel können wir aber alle Instrumente besetzen.“ Die Nachfrage nach klassischer Musik ist also konstant. Und sie ist hoch. Woran das liegt? „An den attraktiven Konzerten“, sagt Klaue. „Und an den regelmäßigen Konzertreisen und Austauschprogrammen.“ In China war das Orchester zum Beispiel oder in Polen, außerdem fliegen die Musiker regelmäßig in die USA.

Programm mit klassischen Stücken und Filmmusik-Titel

Die Konzerte in der renommierten Laeiszhalle bieten eine gute Gelegenheiten, auch Eltern, Freunde und Gäste für klassische Musik zu begeistern. Die jährlich aufgeführten Abende waren zunächst Teil einer Kooperation mit einer Bank. Seit Klaue das Orchester leitet, hat der Verein Jugendorchester Ahrensburg die Organisation der Konzerte selbst übernommen. „Mit Erfolg“, sagt Klaue. Für das Konzert am Sonnabend seien bereits 1200 Karten verkauft. Das sei schon gut, von den 2025 vorhandenen Sitzplätzen sind aber auch noch einige unbelegt.

Während in der ersten Konzerthälfte mit „Finlandia“ von Jean Sibelius und der Ouvertüre zu „Ruy Blas“ von Felix Mendelssohn-Bartholdy zwei Mal ganz klassische Klassik auf dem Programm steht, setzt die zweite Hälfte auf moderne Einstiegsdrogen aus dem Kino. Gespielt wird unter anderem ein „Bond“-Medley sowie Teile aus „Star Wars“ und „Fluch der Karibik“.

Auch viele Ehemalige werden am Sonnabend erwartet

„Zur Orchestermusik gehören auch Filmmusik und Musicals“, sagt Klaue. An der Stormarnschule, die seit 1995 einen eigenen Musikzweig hat, gebe es aber auch viele andere musikalische Projekte, Bands und einen Chor. „Egal welche Musik jemand macht, die Schüler respektieren sich gegenseitig“, sagt Klaue. „Grundvoraussetzung ist, dass die Musiker es ernst meinen.“

Denn zum Auftritt gehört auch das Üben. Die Kinder und Jugendlichen lernen im Zusammenspiel aber nicht nur ihr Instrument, sondern werden zu Teamplayern, sagt Klaue. „Sie lernen mit Frust umzugehen und schulen ihre emotionale und soziale Kompetenz.“

Am Sonnabend werden auch rund 60 ehemalige Orchestermitglieder erwartet. Weit mehr als 100 Stormarner und Ex-Stormarner werden dann auf der Bühne sein. Kontrabässe, Geigen, Hörner, Fagotte und Trompeten erklingen: „Ein kleines Wunder“ und eine gute Botschaft für die klassische Musik.

50 Jahre Jugend-Sinfonieorchester Ahrensburg Sa 3.2., 20.00, Laeiszhalle Hamburg, Eintritt: 13–19,-; ermäßigt 9–12,-