Kronshorst. Serie Bankgeheimnisse: Wir treffen Stormarner auf ihrer Lieblingsbank. Martin Wessel, Wehrführer der Freiwilligen Feuerwehr Kronshorst.

„Seit meinem dritten Lebensjahr bin ich in die Feuerwehr vernarrt“, sagt Martin Wessel. Der gebürtige Willinghusener hat diese Leidenschaft nie verloren. „Als Kind interessierte ich mich schon für Feuerwehrautos“, erinnert sich der Familienvater. Im Alter von zehn Jahren ging er zur Freiwilligen Feuerwehr. So lange musste er warten, bis er bei der Jugendfeuerwehr aufgenommen werden durfte. Heute ist der 47-Jährige von Beruf Feuerwehrmann in Hamburg. Sein Hobby ist die Freiwillige Feuerwehr im Brunsbeker Ortsteil Kronshorst. Genauso wie das seiner Frau Ute, seines Sohnes Philipp (17) und seiner Tochter Kim Leonie (16). Auch sein Schwiegervater, sein Vater, sein Bruder und die meisten seiner Freunde sind bei der Freiwilligen Feuerwehr, deren Wehrführer Wessel ist.

Sein Weg wäre allerdings beinahe in eine andere Richtung gegangen. Die Eltern von Martin Wessel besaßen eine Bäckerei und es war ungeschriebenes Gesetz in der Familie, dass die Söhne das Bäckerhandwerk erlernen. „Als dann klar war, dass mein Bruder den Betrieb übernehmen würde, musste ich nicht lange überlegen“, sagt er. „Ich wollte endlich mein Hobby zum Beruf machen.“ 1989 bewarb er sich und begann seine Laufbahn bei der Berufsfeuerwehr in Hamburg. Ob Rettungssanitäter, Rettungstaucher, Atemschutzträger oder Maschinist – es gibt fast keine Zusatzausbildung, die Wessel nicht durchlaufen hat. „Die Höhenrettung ist das Einzige, was ich nicht absolviert habe.“ Mehrere 1000 Stunden hat er in diese Weiterbildungen investiert. So ist er für nahezu jeden Einsatz geeignet. Nur mit dem Rettungstauchen hat er inzwischen aufgehört. „Als unsere Kinder geboren wurden, wollte ich das nicht mehr.“ Die Gefahr sei ihm zu groß gewesen.

Autobahneinsätze gibt es für die Freiwillige Wehr nicht

Den Sprung vom Beruf in das Hobby findet er immer spannend. „Ich lebe in zwei Feuerwehrwelten. Bei der Berufsfeuerwehr arbeite ich als Hauptbrandmeister im Bereich Technik- und Umweltschutz. Bei der Freiwilligen Feuerwehr in Kronshorst bin ich seit 17 Jahren Wehrführer und zudem als Gemeindewehrführer für die Gemeinden Langelohe und Papendorf zuständig.“ Beruflich muss er auf unterschiedliche Einsätze vorbereitet sein, auch wenn es gefährlich wird. Das kann ein schwerer Unfall auf der Autobahn oder ein riskanter Chemieeinsatz sein. „Mit der Zeit habe ich gelernt, mich abzugrenzen und die Einsätze nicht zu nahe an mich heranzulassen“, sagt er. Nur wenn Kinder beteiligt sind, falle es ihm noch schwer. Erlebnisse, die für Kameraden persönlich belastend sein könnten, werden im Nachhinein in der Gruppe besprochen. „Über die Feuerwehr-Leitstelle gibt es darüber hinaus die Möglichkeit der Gesprächsnachsorge“, erklärt der Feuerwehrmann.

Die Einsätze bei der Freiwilligen Feuerwehr in Kronshorst unterscheiden sich nicht nur im Einsatzgebiet von der Berufsfeuerwehr. „Es ist immer wieder eine Herausforderung, mit Freiwilligen allen Anforderungen gerecht zu werden“, so Martin Wessel. Das beginnt schon mit der Frage, wer beim Notruf kommt, bis hin zur Planung, wer welche Aufgabe übernehmen kann. Ob ein umgestürzter Baum, die Beseitigung von Ölspuren oder so wie im vergangenen Jahr ein großer Bauernhofbrand, der mit mehreren Wehren gemeistert werden musste. Autobahneinsätze gibt es für die Freiwillige Wehr nicht.

Wessel spielt im Musikcorps der Freiwilligen Feuerwehr

40 Feuerwehrleute sind in Kronshorst aktiv, darunter neun Frauen. Darüber hinaus gehören zehn Kinder und Jugendliche dazu. „Wenn ich die Ehrenabteilung und die fördernden Mitglieder noch hinzuzähle, kommen schon viele Dorfbewohner zusammen.“ Die Feuerwehr sei im Ort der Mittelpunkt des Geschehens. „Hier werden Feste gefeiert, Veranstaltungen organisiert und das Feuerwehrhaus steht Gruppen für eigene Veranstaltungen zur Verfügung.“

Das zweite Hobby von Martin Wessel hat ebenso mit der Feuerwehr zu tun. Er spielt im Musikcorps der Freiwilligen Feuerwehr Trompete und Schlagzeug. „Zur Weihnachtszeit ziehen wir durch die Straßen und sorgen für die richtige Stimmung“, erzählt er. Zu viel Feuerwehr gebe es für ihn nicht, im Gegenteil. „Ich habe mir meinen Traum erfüllt. Ich bin ein Feuerwehr-Junkie.“ Vor ein paar Jahren hat er eine Patenschaft mit der Freiwilligen Feuerwehr im Baden-Württembergischen Walldorf initiiert. Die Wehren besuchen sich gegenseitig.

In 13 Jahren ist für Wessel mit der Feuerwehr Schluss

Doch manchmal ist sogar für Martin Wessel Feuerwehrpause. Dann, wenn die Familie dran ist. Bei den Wessels gibt es klare Arbeitsteilung, und so kümmert sich der Familienvater beispielsweise um den Einkauf. Auch das Kochen zählt zu seinen Leidenschaften und er bastelt gern am Haus.

In 13 Jahren ist für ihn mit der Feuerwehr Schluss. „Dann darf ich nicht mehr in den aktiven Dienst“, sagt der Wehrführer. Daran denkt Martin Wessel nicht so gern. „Ich muss mir rechtzeitig ein anderes Hobby suchen“, weiß er. Doch bis dahin hat er noch ein paar Jahre Zeit. Und es bleibt ja immer noch die Ehrenabteilung.