Abfallratgeber, Homepage, Infofilme: Wie ein 47 Jahre alter Familienvater das Gesicht der Abfallwirtschaft Südholstein wurde.
Thorsten ist Stormarns bekanntester Müllmann. Er jongliert auf dem Titel des in einer Auflage von 230.000 Stück erschienen Abfallratgebers 2018, den alle Haushalte von Reinbek bis Reinfeld bekommen haben. Er begrüßt Besucher der Homepage von der Abfallwirtschaft Südholstein (AWSH) mit einem Lächeln. Er fährt tagtäglich lebensgroß auf Plakaten an rund 30 Müllfahrzeugen durch den Kreis. Er gibt auf Zehntausenden Handzetteln Tipps zu Bioabfall, Elektroschrott und zum Entrümpeln. Er ist das Gesicht der AWSH. Und er ist im wirklichen Leben Produktionsleiter in einer Hamburger Reprofirma.
„Zum Müllmann bin ich vollkommen zufällig geworden“, sagt Thorsten und zeigt sein Bilderbuchlächeln, das die meisten der 240.000 Stormarner sicher schon mal irgendwo gesehen haben. Ein befreundeter Fotograf hatte den Auftrag, der AWSH den Titel für die Abfallfibel 2013 zu liefern. Für das Motiv brauchte er zwei Männer, die eine Biotonne und einen Rasenmäher durch den Garten schieben. „Für die Aufnahmen lag auch ein Müllwerker-Anzug bereit, in den mein 1,96 Meter großer Kumpel nicht hineinpasste“, sagt Thorsten, der am liebsten beim Vornamen bleiben möchte. Also streifte sich der kleinere Repro-Experte die orangefarbene Uniform über. Dass er sie auch 2018 noch tragen würde, konnte er nicht ahnen.
Zusammenarbeit wurde immer weiter ausgeweitet
Schon 2014 schmückte Müllmann Thorsten nicht nur das Cover der Broschüre, sondern führte die Kunden auf zwölf weiteren Bildern durch den Ratgeber. „Wir wollten unsere Dienstleistungen mit sympathischen Motiven vermitteln“, sagt AWSH-Sprecher Olaf Stötefalke. Das hat offensichtlich so gut funktioniert, dass die Zusammenarbeit immer weiter ausgeweitet wurde. So leitet der Hobby-Müllmann mittlerweile durch den Internetauftritt des Unternehmens und gibt in Flyern Ratschläge zur Mülltrennung. Auf dem AWSH-Youtube-Kanal sind die ersten Filme „Zu Hause bei Thorsten“ zu sehen.
Die Fototermine seien eine interessante Abwechslung zum Berufsalltag. „Da ich aus dem Agenturbereich komme und früher in der Werbefotografie tätig war, kenne ich auch die Seite hinter der Kamera gut“, sagt der 47-Jährige. So packt er schon mal mit an, wenn ein Scheinwerfer an den richtigen Platz gestellt werden muss. Und er hat Verständnis dafür, wenn es lange dauert, das optimale Bild zu machen. „Sicher macht es keinen Spaß, eineinhalb Stunden lang in der eisigen Kälte einen Tannenbaum hochzuhalten, aber das muss für ein gutes Ergebnis nun mal sein“, sagt er. Und lächelt auch noch freundlich, als er erzählt, dass er sich danach erst mal zwei Stunden in die heiße Badewanne gelegt habe, um „wieder aufzutauen“.
Vier Jahre alte Nichte erkannte sein Bild auf Müllwagen
Sowohl kalt als auch außerordentlich nass gestaltete sich ein anderes Motiv. Um darzustellen, was in den Spezialwaschfahrzeugen für Biotonnen passiert, sollte Thorsten die Behälter mit einem Gartenschlauch ausspritzen: „Da war ich schnell selbst komplett durchnässt.“ Aber immer werde in dem eingespielten Team viel gelacht, weshalb die Aufnahmen Spaß machten. Der ist für den Hamburger auch entscheidend: „Das Honorar geht ohnehin gleich auf die Konten unserer drei Kinder.“
AWSH in Zahlen
Auf der Straße erkannt wurde Stormarns Vorzeige-Müllmann bisher noch nicht. Das mag erstens daran liegen, dass er nicht regelmäßig im Kreis unterwegs ist. Und zweitens daran, dass er meistens eine Brille trägt. Im Familienkreis ist sein Fotomodell-Hobby schon ein Thema. „Meine vier Jahre alte Nichte hat mal auf das Bild auf einen Müllwagen gezeigt und gerufen: Da ist Thorsten“, sagt er.
Privat legt Thorsten viel Wert auf Mülltrennung
Dagegen hätten seine in der Nähe von Ahrensburg lebende Schwester und deren Tochter ihn im Abfallratgeber gar nicht sofort erkannt. Auf seinen Hinweis, genauer hinzuschauen, stellten sie erstaunt fest: „Das bist ja wirklich du.“ Eine Arbeitskollegin aus Stormarn kommentierte die Broschüre per E-Mail: „Ich hab’ wieder ein neues Fotoalbum von dir bekommen.“ Neuerdings ist Thorsten sogar ganz im Norden von Schleswig-Holstein unterwegs. Seine Motive zieren auch Fahrzeuge der Abfallwirtschaft Schleswig-Flensburg (ASF), da die Entsorger im Verbund zusammenarbeiten. „Verwandte aus der Gegend haben mich darauf angesprochen“, sagt er.
Zu Hause legt der Mann, der mit Frau und drei Kindern nicht weit von der Stormarner Kreisgrenze entfernt wohnt, selbstverständlich viel Wert auf Mülltrennung. „Wir haben vier Tonnen, sortieren alles“, sagt der 47-Jährige. „Da bleibt nicht viel Restmüll übrig.“ Thorsten ist eben ein vorbildlicher Müllmann.