Stapelfeld/Hamfelde. Zahl der weiblichen Mitglieder nimmt zu. Sie werden auch dringend gebraucht, damit Wehren auch in Zukunft einsatzfähig bleiben.

Ob beim Brand eines Wohnhauses in Hoisdorf oder dem Hochwasser im Süden Stormarns: Die aktuellen Fälle zeigen, dass die Feuerwehr überall gebraucht wird. Doch viele Wehren klagen über Mitgliederschwund. Einsatzkräfte fehlen. Eine Lücke, die immer häufiger von Frauen geschlossen wird. Denn bei den Feuerwehren sind sie keine Seltenheit mehr, auch wenn ihr Anteil immer noch gering ist. Etwa zehn Prozent aller Feuerwehrleute in Deutschland sind Frauen – mit steigender Tendenz.

„Die Zahl der Frauen bei der Feuerwehr nimmt kontinuierlich zu“, sagt Holger Bauer, Sprecher des Landesfeuerwehrverbandes Schleswig-Holstein. „Die Zeiten der Männerdomäne sind vorbei.“ Von den 3300 Freiwilligen in den Stormarner Ortswehren sind 316 Frauen, zwei von ihnen arbeiten als Wehrführerinnen. Beim Nachwuchs sieht es besser aus. „In der Jugendfeuerwehr liegt der weibliche Anteil bei 27 Prozent“, sagt Bauer.

1992 gab es in Hamfelde noch keine Feuerwehrfrauen

Susanne Harder ist die Frau, die in Hamfelde das Sagen hat. Die 60-Jährige hat sich als erste Frau in die dortige Wehr gekämpft. „Es war im Jahr 1992. Zu der Zeit gab es noch keine Frauen in der hiesigen Feuerwehr. Die Kollegen suchten Nachwuchs. Ausschau wurde nur nach Männern gehalten“, berichtet sie. Die Wehrführerin erinnert sich genau. „Auf dem Dorffest sprach mich dann ein Feuerwehrmann an. Als ich kurz darauf mit meinen Papieren vor der Wache stand, staunte er allerdings.“ Dann nahm alles seinen Lauf. Susanne Harder nahm an diversen Lehrgängen teil und wurde im Jahr 2012 die erste Wehrführerin in der Gemeinde. Die gelernte Zahntechnikerin sieht Potenzial bei den Frauen. Drei weitere hat sie bereits für ein Engagement in der Feuerwehr begeistern können.

Ann-Kathrin Krohn ist noch nicht so lange dabei. Die 20-Jährige wurde vor zwei Jahren in Kronshorst Mitglied der Feuerwehr. „Ich bin ein sehr sozialer Mensch, darum habe ich mich für die Feuerwehr entschieden“, sagt sie. Mitstreiterin Kerstin Ruge ist Steuerberaterin, Mutter zweier kleiner Kinder und stemmt zudem die Einsätze bei der Feuerwehr.

Von den 35 Mitgliedern sind in Kronshorst sieben weiblich

Bei der Feuerwehr in Kronshorst sind die Frauen fester Bestandteil des Teams
Bei der Feuerwehr in Kronshorst sind die Frauen fester Bestandteil des Teams © HA | Imke Kuhlmann

Von den 35 Mitgliedern sind in Kronshorst sieben weiblich, auch Stefanie Wenz ist dabei. Die 36-Jährige hat zwei kleine Kinder, arbeitet als Verwaltungsangestellte, ist nebenberuflich Landwirtin und lebt mit ihrem Mann aus beruflichen Gründen in einer Wochenendbeziehung. Trotz all der Aufgaben unterstützt sie auch noch die Feuerwehr in Kronshorst. „Wir müssen uns auch selber schützen“, sagt sie über ihre Motivation.

Für Sandra Radtke aus Stapelfeld gehört die Freiwillige Feuerwehr zum Dorfleben dazu. Seit drei Jahren ist sie Mitglied und hat sich bereits als Maschinistin, Atemschutzträgerin und für die psychologische Unterstützung qualifiziert. „Manchmal braucht man gegenüber den Männern schon ein dickes Fell“, sagt sie. Dennoch kann sie sich ihr Leben ohne den Dienst in der Freiwilligen Feuerwehr nicht mehr vorstellen. „Das Miteinander ist so wertvoll und im Grunde schützen wir uns mit dem Engagement doch selber“, sagt sie. „Ich kann anderen Frauen nur empfehlen, sich einmal zu informieren.“

Mit Frauen die Nachwuchssorgen lösen

„Mit Frauen könnten wir einen Teil der Nachwuchssorgen lösen. In der Ausbildung schneiden sie genauso gut ab wie die Männer. In jedem Lehrgang sitzen inzwischen ein bis zwei Frauen“, sagt Gerd Riemann, Kreiswehrführer in Stormarn. Doch es gebe immer noch Wehren, in denen keine Frauen vertreten seien. Dabei seien sich viele Feuerwehrleute einig, dass Frauen häufig das größere Einfühlvermögen hätten, und so manches Mal seien sie auch härter im Nehmen. „Meist sind die Frauen empathischer. Vor allem, wenn Kinder unter den Opfern sind“, sagt Riemann. Der Anteil der Frauen müsse mit der Zeit noch wachsen, dabei sei die Feuerwehr einmal eine Frauendomäne gewesen. „1945 waren kriegsbedingt fast ausschließlich Frauen in der Feuerwehr“, sagt der Kreiswehrführer. In den Jahren danach haben die Männer die Frauen aber wieder verdrängt. Inzwischen habe sich das Rollenverständnis zwischen den Geschlechtern geändert. Und auch für das Miteinander seien die Frauen wertvoll.

Die Nachwuchssorgen der Freiwilligen Feuerwehren können für die Dörfer zum Problem werden, wenn es nicht mehr genug Freiwillige gibt. Immer wieder machen sich Mitglieder vieler Wehren deshalb auf, um Kollegen anzuwerben. Oft gehen sie von Tür zu Tür und machen mobil. Gezielt an Frauen wenden sie sich in Stormarn aber nicht. „Die meisten Interessierten kommen aufgrund persönlicher Ansprache“, sagt Gerd Riemann. Anders wird dies beim Landesfeuerwehrverband gesehen. „Vor zwei Jahren wurde eine Kampagne unter dem Dach ,Frauen in die Feuerwehr’ gestartet“, sagt Holger Bauer. „Der Slogan lautete: Frauen an den (Brand)Herd.“

Projekt aus Hannover geht Riemann nicht aus dem Kopf

Das Interesse der Feuerwehr an den Frauen sei groß, sagt Kreiswehrführer Gerd Riemann. „Die Frauen arbeiten meist im Dorf oder kümmern sich zu Hause um die Kinder.“ Das sei ein Vorteil, denn für den Alarmdienst müssen die ehrenamtlichen Helfer in der Nähe sein. „Wir wissen, dass die Kinderbetreuung ein Problem für den Einsatz sein kann.“

Ein Projekt aus Hannover geht ihm diesbezüglich nicht mehr aus dem Kopf. „Im Falle eines Einsatzalarms bleibt eine der Frauen bei den Kindern. Diese Idee würde ich gern auch hier einmal ausprobieren“, sagt Riemann. Bislang sei jedoch noch keine Zeit für die Planung gewesen.