Ahrensburg. Inhaber gibt das von vielen Konzerten bekannte Lokal nach mehr als zehn Jahren auf. Erste Gespräche mit möglichen Nachfolgern.
Ob Ahrensburger Musiknacht, Stadtfest oder Disco bei „Music for free“: Das direkt am Rondeel gelegene Casa Rossa war bei Veranstaltungen in der 34.000-Einwohner-Stadt immer mittendrin. War – denn das Restaurant und Weinlokal schließt Ende Januar. „Wir sind alle sehr traurig über diesen Schritt“, sagt Eigentümer Ezio Nori. „Aber die laufenden Kosten sind einfach zu hoch.“
Im vergangenen Jahrzehnt hat sich das „rote Haus“ nicht nur zu einem beliebten Restaurant, sondern auch zu einem Musiktreff entwickelt. Für viele Gäste ist es eine „Institution“. Der Italiener Ezio Nori, selbst ein hervorragender Klavierspieler, holte etliche bekannte Musiker zu Konzerten in seine Heimatstadt. Mit seinen Freunden Axel Zwingenberger und Gottfried Böttger, der im Oktober mit 67 Jahren gestorben ist, saß er oft an langen Abenden gemeinsam am Piano.
Musik von Blues über Jazz bis Samba und Rock
Trompeter Bob Lanese (spielte für James Last, Marius Müller-Westernhagen und Robbie Williams) war da, Chuck Leavell (Keyboarder bei den Rolling Stones und Eric Clapton), Soulsänger Stefan Gwildis und Gitarrist Abi Wallenstein. Mit Torsten Maaß (begleitete Udo Jürgens) und Ingolf Burkhardt (NDR Bigband) traten zwei weitere exzellente Trompeter auf.
„Ich verbinde viele schöne Erlebnisse mit den Abenden im Casa Rossa“, sagt Ezio Nori. Der stets freundliche Mann denkt dabei ebenfalls an seine Gäste: „Die meisten kommen ja aus Ahrensburg und Umgebung, bei ihnen möchte ich mich für die Zeit bedanken.“
Letztes Konzert am Sonnabend, 13. Januar
Über die Jahre war die musikalische Bandbreite groß, von Boogie Woogie und Blues über kubanischen Karneval mit Sängerin Leticia bis zu Jazz und Rock. Zum Abschluss treten mit dem Duo Urban Beach musikalische Stammgäste auf: Farhad Heet (Gitarre, Gesang) und Martin Röttger (Cajon, Percussion) spielen am Sonnabend, 13. Januar, ab 20.30 Uhr. „Mit dem Konzert endet die Casa-Rossa-Musikgeschichte“, sagt Nori.
Für seine neun Mitarbeiter schließt sich Ende des Monats ein Kapitel ihres Arbeitslebens. „Es ist ein tolles Team, alle ziehen bis zuletzt voll mit“, sagt der Chef lobend. Dabei ist dem ruhigen 59-Jährigen anzumerken, wie schwer ihm die Entscheidung gefallen sein muss, das Restaurant aufzugeben.
Casa Rossa ist 140 Quadratmeter groß
Eine Rolle habe dabei auch seine eigene Arbeitsbelastung gespielt. Denn Ezio Noris erstes berufliches Standbein sind zwei Eiscafés, das Il Gatto im Glaspavillon an der Hagener Allee in Ahrensburg und Noris Bar in Hamburg-Volksdorf. „Das bringt häufig Sieben-Tage-Wochen mit sich“, sagt der Unternehmer, „und so langsam ist es an der Zeit, kürzer zu treten.“
Das Casa Rossa hat im Erdgeschoss und ersten Stock jeweils rund 140 Quadratmeter mit zusammen 110 Sitzplätzen. Im zweiten Obergeschoss können noch einmal 30 Sitzplätze eingerichtet werden. Im Sommer finden auf der Terrasse an der Straße 28 Gäste Platz.
Auch eine Bäckerei hat sich schon gemeldet
Was aus dem Geschäftshaus wird, steht noch nicht fest. „Es gibt einige lockere Gespräche mit Interessenten, aber nichts Konkretes“, sagt Nori. Eine Bäckerei habe sich auch schon gemeldet.
„Die Eisproduktion für meine beiden Cafés bleibt zunächst auf jeden Fall im Haus.“ Das hat er mit dem Einstieg ins Restaurant auch erworben. Eine Möglichkeit sei die Verpachtung, eine andere der Verkauf. „Da ist nichts entschieden“, sagt Ezio Nori. Ein Makler bietet das „Stadthaus in exponierter Lage“ jedenfalls für 850.000 Euro an.
Privat bleibt Ezio Nori im Ahrensburger Stadtleben
Detailliertere Pläne hat der Mann, der in Rom aufgewachsen ist, für seine zu erwartende Freizeit. Im Frühjahr will er die italienische Hauptstadt mit Freunden vom Lions Club Ahrensburg besuchen. „Dann zeige ich ihnen die Stadt mit den Augen eines Einheimischen“, sagt Nori, dem die Vorfreude anzumerken ist. Solche Reisen seien zwar bisher auch möglich gewesen. „Aber immer nur mit dem Handy am Ohr, weil doch ständig irgendetwas zu erledigen war. Das wird jetzt hoffentlich anders.“
Vermutlich führt der Wahl-Ahrensburger die Reisegruppe auch zum Caffe Nori. In der großväterlichen Konditorei mit Kaffeerösterei hat er seine Ausbildung gemacht. Mit seiner aus Bremerhaven stammenden Frau zog er Anfang der 1980er-Jahre zunächst in die Nähe von Bremen. Über Hamburg kam die Familie mit ihren beiden Kindern schließlich nach Ahrensburg, wo Ezio Nori zunächst das Eiscafé am Rathausplatz übernahm. 1999 wurde ein Haus in Ahrensfelde gebaut. Auch ohne Casa Rossa steht fest: Privat bleibt Ezio Nori mittendrin im Ahrensburger Stadtleben.