Ahrensburg/Lübeck. „Nicht den Anschluss verlieren“, warnt die Industrie- und Handelskammer Stormarner Betriebe. Mehr Unterstützung für den Mittelstand.

Die Konjunktur ist gut, in Stormarn herrscht annähernd Vollbeschäftigung. Die Industrie- und Handelskammer zu Lübeck rät Unternehmen jetzt zu Investitionen in die Zukunft. Vor allem die Digitalisierung stelle die Wirtschaft vor tiefgreifende Veränderungen. Die schnelle technologische Entwicklung birgt viele Chancen, aber auch Gefahren. „Wer jetzt den Anschluss verliert, könnte seine Wettbewerbsfähigkeit einbüßen“, sagte IHK-Präses Friederike Kühn am Donnerstag bei der Jahrespressekonferenz in Lübeck und kündigte eine intensivere Unterstützung der Unternehmen in Sachen Digitalisierung an.

Ohne schnelles Internet geht nichts mehr in vielen Firmen

Präses der IHK zu Lübeck Friederike Kühn und Hauptgeschäftsführer Lars Schöning am Donnerstag in Lübeck
Präses der IHK zu Lübeck Friederike Kühn und Hauptgeschäftsführer Lars Schöning am Donnerstag in Lübeck © HA | Finn Fischer

Schon jetzt geht in vielen Firmen nichts mehr ohne stabile Breitbandinfrastruktur, die große Datenmengen verarbeiten kann. Die Digitalisierung und die damit einhergehenden Gefahren wie Hackerangriffe lassen Themen wie IT-Sicherheit und Datenschutz immer weiter in den Fokus rücken. Kühn: „Laufend gibt es neue Auflagen, die auch kleine Betriebe erfüllen müssen. Davon sind alle Branchen betroffen.“ Laut Kammer stehen Wirtschaft und Gesellschaft vor großen Veränderungen: „Um den Mittelstand darauf vorbereiten zu können, müssen wir uns besser und effizienter aufstellen“, so Kühn. Die IHK zu Lübeck habe Rücklagen in Höhe von einer Million Euro gebildet, die in den kommenden Jahren unter anderem in Hardware investiert werden sollen.

Das rät die Industrie- und Handelskammer auch Unternehmen. Der Zeitpunkt für Investitionen sei günstig, betonte IHK-Hauptgeschäftsführer Lars Schöning: „Die anhaltend gute Konjunktur ermöglicht den Unternehmen den Spielraum, in die Zukunft zu investieren.“ Die IHK zu Lübeck erfasst den Zustand der regionalen Wirtschaft im sogenannten Konjunkturklima-Index, der einen Wert zwischen null und 200 annehmen kann. Derzeit befindet sich der Index bei 125 Punkten. „Besonders die Unternehmen in der Industrie schätzen ihre Lage als sehr günstig ein“, sagte Lars Schöning. 52,3 Prozent der befragten Unternehmer im Einzugsgebiet der IHK zu Lübeck schätzen die gegenwärtige Lage als gut ein. 39,8 Prozent bewerteten die Situation als befriedigend, nur 7,9 Prozent der Unternehmen gaben ihre Lage als schlecht an.

In Stormarn liegt die Arbeitslosenquote bei 3,2 Prozent

Die gute wirtschaftliche Entwicklung hängt auch mit dem Arbeitsmarkt zusammen. In Stormarn liegt die Arbeitslosenquote bei 3,2 Prozent. „Wir sprechen hier im Grunde von Vollbeschäftigung“, sagt Schöning. Profitiert habe die Wirtschaft außerdem von den Nachwirkungen der Umstellung von G9 auf G8. Durch die Schulreform kamen 2016 zwei Abiturjahrgänge gleichzeitig „auf den Markt“. Dadurch konnten ungewöhnlich viele Ausbildungsstellen besetzt werden. Schöning spricht jedoch von einem einmaligen Ereignis. Ohne Initiative der Ausbildungsbetriebe ist die Einstellungsquote von derzeit knapp 4000 Auszubildenden nicht zu halten: „Wir beobachten weiterhin einen Trend zu höchstmöglichen Bildungsabschlüssen“, sagte der IHK-Geschäftsführer. Der beste Weg sei nicht immer und für jeden ein Studium. „Wir werben daher für die duale Ausbildung. Und bei Unternehmen dafür, auch Bewerbern ohne Einsen oder Zweien im Zeugnis eine Chance zu geben.“

Im Kampf gegen den Fachkräftemangel gebe es neben den Berufseinsteigern noch ein weiteres „ruhendes Potenzial“, das nicht ausgeschöpft werde. Nämlich das gut ausgebildeter Frauen, die sich oft aus familiären Gründen aus dem Arbeitsmarkt verabschiedet haben. Laut IHK hätten Frauen immer bessere Chancen, neu in den Arbeitsmarkt einzusteigen. „Viele Unternehmen bieten ihren Mitarbeitern inzwischen individuelle Arbeitszeitmodelle“, sagte Friederike Kühn. Von Teilzeitlösungen bis hin zum Home Office. Ein Modell, das durch die Digitalisierung möglich gemacht wird. Viele Arbeitsplätze müssen sich längst nicht mehr zwangsläufig in der Firma befinden.

Im Februar ist Digitalisierung Thema einer Messe in Lübeck

Welche Chancen die Digitalisierung bietet, zeigt die IHK zu Lübeck am 7. Februar in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis Informationstechnologie, Kommunikation und Digitalisierung auf der „IT for Business“, Norddeutschlands erster Kongressmesse für Digitalisierung. Von 10 bis 20 Uhr beschäftigen sich Workshops mit Themen wie Online-Marketing, IT-Strategie und Datensicherheit. Mehr Infos dazu gibt es unter www.it-for-business.info.

Zur IHK zählen 17.000 Stormarner Betriebe

Im Handelsregister Im Handeslregister eingetragene Unternehmen sind zu einer Mitgliedschaft in der IHK verpflichtet, müssen einen Mitgliedsbeitrag entrichten. Dieser wird 2018 erstmals nicht angehoben, sondern um 15 Prozent gemindert.

Die Kammer Die Kammer vertritt die Interessen der Unternehmen gegenüber der Politik. Der Bezirk Der Bezirk der IHK zu Lübeck umfasst neben der Hansestadt die Kreise Herzogtum Lauenburg, Ostholstein, Segeberg, Stormarn. In Stormarn

In Stormarn sind rund 17.000 Betriebe bei der IHK registriert. Das verarbeitende Gewerbe erwirtschaftete 2016 einen Umsatz von 2,68 Milliarden Euro. Der Handel brachte es nach Zahlen von 2015 auf 7,25 Milliarden.fif

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