Bargteheide/Ahrensburg. Die ansteckende Krankheit wird durch Skabies-Milben verursacht. Die Zahl der Fälle steigt. Die Antworten auf die wichtigsten Fragen.
Die Hautkrankheit Krätze breitet sich rasant aus. Aus dem Kreis Stormarn sindaktuell 90 Fälle gemeldet(wir berichteten). Aus Schleswig-Holstein sind es mehr als 240 Meldungen. Das teilte Dr. Jörg Günther, Facharzt für öffentliches Gesundheitswesen im Gesundheitsamt des Kreises Stormarn mit. Betroffen sind hauptsächlich Schulen, Kindergärten und Pflegeheime.
Eine erhöhte Nachfrage nach Medikamenten zur Behandlung der Krätze bestätigen auch die Apotheken. „Noch vor fünf Jahren haben wir Salben-Großpackungen mit 120 Gramm nur ein oder zwei Mal im Jahr verkauft. Jetzt sind es jeden Monat etwa zehn Packungen“, sagt Jutta Kuhn, Apothekerin aus Bargteheide. Das Abendblatt beantwortet die wichtigsten Fragen zu Krankheit, Auswirkungen und möglichen vorbeugende Maßnahmen.
Was genau versteht man unter Krätze?
„Krätze ist eine ansteckende Krankheit, die durch Skabies-Milben verursacht wird“, sagt Amtsarzt Jörg Günther. „Diese Milben gehören zur Gattung der Spinnentierchen und haben ein kräftiges Gebiss, womit sie sich durch die oberste Hautsicht des Menschen beißen. Dort legen die Weibchen ihre Eier ab. Nach zwei bis drei Tagen schlüpfen die Larven aus.“
Wie werden die Milben-Larven
übertragen?
Die Milben-Larven sind Parasiten, die andere Lebewesen benötigen, um sich fortzupflanzen und zu ernähren. In diesem Fall ist es bevorzugt der Mensch. Übertragen werden sie vor allem durch engen Hautkontakt von mindestens fünf Minuten. Händeschütteln allein reicht nicht aus. Die Übertragung hat nach Auskunft von Amtsarzt Jörg Günther auch nichts mit mangelnder Hygiene zu tun.
Welche Symptome verursacht die Krankheit?
Es kommt zu unerklärlichem Juckreiz. Beliebte Körperregionen dafür sind die Hand- und Zehenzwischenräume, der Ellenbogen, der Rumpf sowie der äußere Intimbereich.
Wie lang ist die Inkubationszeit?
Bis die Krankheit ausbricht, vergehen zwei bis fünf Wochen. Bis dahin werden die Erreger „stillschweigend“ weitergegeben.
Wie verhalte ich mich, wenn ich erste Anzeichen erkenne?
Man sollte auf jeden Fall zum Arzt gehen. Dieser kann die Diagnose erstellen und hat die Möglichkeit, ein Medikament zu verschreiben. Es gibt zwei verschiedene Mittel: Tabletten oder eine Salbe. Das orale zu verabreichende Mittel ist allerdings aktuell wegen Lieferengpässen nicht verfügbar.
Welche Personengruppen sind verstärkt betroffen?
Häufig betroffen sind Kinder oder ältere Menschen, die auf Pflege oder Hilfe ihrer Mitmenschen angewiesen sind.
Besteht eine Meldepflicht für die Krankheit?
Eine generelle Meldepflicht nach dem Infektionsschutzgesetz gibt es nicht. Allerdings muss jeder Fall, der in einer Gemeinschaftseinrichtung wie Kindergarten, Schule oder Pflegeheim auftritt, sofort gemeldet werden. Im privaten Bereich verhält sich das noch anders.
Werde ich als Elternteil oder Angehöriger von der Einrichtung informiert?
Noch gibt es kein einheitliches Informationssystem. An dem Ausbau des neuen Datensystems wird seit diesem Jahr gearbeitet. „Es wäre sicherlich sinnvoll, wenn Schulen oder Kindergärten ähnlich wie bei einem Läusebefall mit einen Infoblatt Eltern und Schüler informieren“, sagt der Stormarner Schulrat Michael Rebling. Der Datenschutz müsse immer gewährleistet sein.
Wann darf ein betroffenes Kind zurück in die Schule oder den Kindergarten?
Sobald ein Attest vorliegt, das bestätigt, dass sich der Patient in ärztliche Behandlung begeben hat.
Warum breitet sich die Krankheit so rasant aus?
Konkrete Erklärungen dazu gibt es nicht. Ein Ansatz sind die veränderten klimatischen Bedingungen. „Das kennen wir bereits von den Zecken“, so Jörg Günther.
Welche Maßnahmen empfiehlt der Amtsarzt?
„Sorgfalt ist geboten“, so Günther. „Handtücher, Bettwäsche und Kleidung sollten bei 60 Grad gewaschen werden.“ Außerdem sollte man gründlich staubsaugen, Möbel wie Sofa und Sessel reinigen. Nicht waschbare Kuscheltiere müssen in Tüten verpackt für mindestens vier Tage aufbewahrt werden oder bei mindestens minus zehn Grad eingefroren werden. „Das ist mit Aufwand verbunden, aber es lohnt sich.“