Ammersbek. Den Ammersbeker Politikern ist der Plan für die Grundschule Bünningstedt zu teuer. Die Anwohner wollen das alte Gebäude retten.
„Ich bin an dieser Stelle ratlos.“ Mit diesen Worten beschreibt Ammersbeks Bürgermeister Horst Ansén das Dilemma, vor dem er und die Verwaltung bei der Frage nach einem Neubau oder einer Sanierung der Grundschule Bünningstedt stehen. Denn auch in der jüngsten Sitzung des Bauausschusses, der bei dieser Frage zusammen mit dem Sozialausschuss am Mittwochabend getagt hat, gab es statt eines klaren Beschlusses einen weiteren Auftrag an die Verwaltung. Widerstand gab es auf der einen Seite wegen der Kosten, auf der anderen Seite wegen des emotionalen Wertes des alten Schulgebäudes.
Scharfe Kritik an der Verwaltung kam von der SPD: Rita Thönnes, Vorsitzende des Sozialausschusses, bemängelte, dass bisher immer noch nicht klar sei, was eine Sanierung letztlich koste und somit ein Vergleich mit einem Neubau nicht möglich sei. „Deswegen kann ich heute keine Entscheidung treffen“, so die SPD-Politikerin.
Neubau kostet zwei Millionen Euro mehr
Fest steht nur, dass nach einer ersten detaillierten Planung eines Architekten der Neubau mehr als zwei Millionen Euro mehr kosten werde, als zuvor veranschlagt. So wie der Architekt sich den Neubau vorstellt, der neben dem jetzigen Schulgebäude an der Straße Steenhoop entstehen soll, koste der Bau mehr als 6,95 Millionen Euro.
Das ist allen Fraktionen zu teuer. „Die Gemeinde lebt über ihre Verhältnisse“, kritisierte Klaus Tim (Grüne) und fügte hinzu, dass guter Unterricht nicht von den Klassenräumen, sondern von den Lehrern abhänge. Zudem habe die Gemeinde bereits 420.000 Euro in das alte Gebäude gesteckt. Deswegen sprach sich die Grünen-Fraktion für eine komplette Sanierung der Schule aus, die nach ersten Schätzungen 4,3 Millionen Euro kosten wird. Auch die Unabhängige Wählergemeinschaft Ammersbek (UWA) ist für eine Sanierung. Heiko Steenhagen von der CDU sagte: „Wir sind nicht gegen einen Neubau, sondern gegen den Entwurf“, und bezeichnete diesen als „Wunschprogramm“ der Schule.
Lehrerin Ilona Bremer zeigt Risse im Mauerwerk der Grundschule, die notdürftig repariert wurde HA Henrik Bagdassarian Neubau darf maximal fünf Millionen Euro kosten
Auf einem landwirtschaftlichen Grundstück soll auf knapp 10.000 Quadratmetern ein eingeschossiger Bau für acht Klassen entstehen. Jeder Klassenraum soll 65 Quadratmeter groß sein und einen sogenannten Differenzierungsraum haben, in den sich Arbeitsgruppen zurückziehen können. Zudem soll es zahlreiche Fachräume geben.
Für alle Politiker ist dies eine viel zu großzügige Planung. Architekt Rainer Wischhusen entgegnete: „Wir haben keine Lüftschlösser gebaut.“ Bei dem Entwurf handele es sich um Standards für eine offene Ganztagsschule. Schulleiterin Birgit Graumann-Delling sagte: „Der Sanierungsstau ist offensichtlich. Das Heizungssystem lässt uns im Winter im Stich, das Mauerwerk bricht, der Keller ist feucht. Dies lässt sich mit einer Sanierung alles reparieren, aber wir brauchen mehr Platz.“ Für die Inklusion seien Nebenräume wichtig. Zudem fehle Platz für Schulbegleiter und Sozialpädagogen.
Bürger haben emotionale Bindung zum Gebäude
Graumann-Delling hofft, dass diese Dinge bei einer erneuten Planung beachtet werden. Nach einer kurzen Beratungspause kamen SPD, CDU und FDP zu dem Ergebnis: Neubau ja, aber dieser darf maximal fünf Millionen Euro kosten. Einen entsprechenden Entwurf soll die Verwaltung einholen und der Politik zur Beratung vorlegen.
Dieses Ergebnis ist für einige Anwohner enttäuschend. „Es ist unsere alte Dorfschule und damit für uns ein wichtiges Gebäude. Es sollte saniert werden“, sagt Kai Vogler und spricht von einer emotionalen Bindung. Helmut Peemöller fügt hinzu: „Zudem ist ein Neubau viel zu teuer.“
Scharfe Kritik an der Informationspolitik
Kritik äußern die Anwohner, die zu der Sitzung ins Dorfgemeinschaftshaus gekommen sind, auch an der Informationspolitik. Im September 2016 hieß es von der SPD, dass es eine Bürgerinformationsveranstaltung geben werde, noch bevor Beschlüsse gefasst werden. „Doch die hat es bis heute nicht gegeben“, kritisiert Olaf Horn. Rita Thönnes (SPD) schiebt der Verwaltung den Schwarzen Peter zu: „Wir haben nach der Gemeindevertretersitzung vor einem Jahr der Verwaltung Fragen gestellt und auf Unterlagen gewartet, die wir jetzt bekommen haben. Ohne diese Daten und Fakten wäre ein Informationsveranstaltung sinnlos.“
Damit die Anwohner dennoch Fragen auf ihre Antworten bekommen, beschlossen die Politiker gleich zu Beginn, direkt nach den Beratungen zum Thema Grundschule eine Einwohnerfragestunde einzuführen. Doch als es soweit war, gingen sie einfach zum nächsten Tagesordnungspunkt über.