Reinbek. Grund für Umzug nach Hamburg ist, dass viele der 150 Mitarbeiter dort ihren Wohnsitz haben. Neuer Standort in Nähe des Hauptbahnhofs.

Jetzt steht fest, wohin die 150 Mitarbeiter des Rowohlt-Verlages umziehen, wenn sie die Stormarner Schlossstadt verlassen: Der Traditionsverlag verlegt seinen Standort im Herbst des kommenden Jahres in das Bieberhaus am Hamburger Hauptbahnhof. das bestätigte der kaufmännische Geschäftsführer, Peter Kraus vom Cleff.

Der neue Standort an Hamburgs zentraler Station passe ins Konzept. Denn Kraus vom Cleff nennt vor allem die Mitarbeiterentwicklung des Verlages als eine Motivation dafür, den Mietvertrag in Reinbek nicht zu verlängern: „Zwei Drittel der Beschäftigten wohnen bereits in Hamburg.“ Der Konkurrenzdruck beim Werben um Fachkräfte werde härter. Auch müsse der Verlag in der zunehmend digitalen Welt bestehen.

1960 zog der Verlag aus Hamburg nach Reinbek

Damit kehrt das Unternehmen, das Reinbek zu Weltruhm verholfen hat, zurück nach Hamburg. Die Entscheidung sei nicht leicht gewesen, denn Ernst Rowohlt und sein Sohn Heinrich Maria Ledig-Rowohlt säßen am Reinbeker Standort noch gedanklich mit am Tisch. „Das Verlagshaus wurde für uns gebaut“, erinnerte Kraus vom Cleff. Der erweiterte und inzwischen unter Denkmalschutz stehende Komplex wurde später verkauft und zurückgemietet.

1960 war Rowohlt aus der Hamburger Innenstadt nach Reinbek gezogen. Verlagsgründer Ernst Rowohlt (1887-1960) hatte den Umzug noch miterlebt, wenn auch schwer angeschlagen. Im Dezember 1960 starb er und vermachte seine Anteile seinen Söhnen Harry Rowohlt und Heinrich Maria Ledig-Rowohlt. Letzterer übernahm als Mehrheitsgesellschafter die verlegerische Leitung und führte den Verlag mit der „Erschließung der klassischen Moderne“ zu ungeahnter Expansion. Wie sein Wirken mit Reinbek verbunden war, zeigte sich 1992: Als Ledig-Rowohlt im Alter von 83 Jahren starb, kamen mehr als 230 Gäste zur Trauerfeier ins Schloss.

Rowohlt gehört zur Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck

Der Verlag gehört seit 1982 zur Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck. 150 Mitarbeiter verlegen in Reinbek pro Jahr etwa 400 Bücher und ebenso viele Digitalbücher. Rowohlt steht für ein langes Kapitel deutscher Verlags- und Literaturgeschichte. Werke von Autoren wie Kästner, Sartre, Ringelnatz und Tucholsky wurden in der Schlossstadt herausgegeben. Zu den deutschen Autoren und Schriftstellern des Verlages zählten Walter Jens, Arno Schmidt und Dieter Meichsner. Das Drama „Draußen vor der Tür“ von Wolfgang Borchert erlangte 1947 großes Aufsehen. C. W. Cerams Sachbuch „Götter, Gräber und Gelehrte“ wurde weltweit ein Bestseller. Amerikanische Autoren von Weltrang wie Faulkner, Hemingway oder Miller erschienen erstmals in Deutschland.

Nun werden die Verlagsmitarbeiter Nachbarn des Ohnsorg-Theaters, das seit 2011 im Bieberhaus zu Hause ist. In seiner mehr als hundertjährigen Geschichte hat das Gebäude, das seinen Namen einer Knabenschule verdankt, viel erlebt: Früher einmal kamen die Hamburger zum Tanzen und Kaffeetrinken hierher.