Bad Oldesloe. Unfallzahlen gestiegen. Kreis will mit Geschwindigkeitsüberwachung Verkehrssicherheit verbessern. Politiker diskutieren am Montag.

Der Kreis Stormarn will den Kampf gegen Raser verschärfen. Dazu sollen für einen Zeitraum von drei Monaten zwei mobile „Blitzer-Anhänger“ getestet werden. Der Verkehrsausschuss des Kreistags wird sich am kommenden Montag, 6. November, mit dem Thema beschäftigen. Vorteil der Anhänger ist aus Sicht der Verwaltung, dass damit eine autonome Geschwindigkeitsüberwachung für bis zu fünf Tage möglich ist, ohne dass dafür Personal vor Ort sein muss.

Derzeit gibt es in Stormarn lediglich eine mobile Geschwindigkeitsmessanlage, die von Kreis und Polizei im Rahmen einer Kooperation betrieben wird, für deren Bedienung aber Personal erforderlich ist und die zwischendurch immer wieder aufgeladen werden muss. Hinzu kommt, dass nach Auskunft der Verwaltung bei der vorhandenen Blitzanlage zunehmend technische Probleme auftreten. So seien die Sensoren in der Kamera nach fünf Jahren veraltet, die Bildqualität leide. Im Extremfall könne dies dazu führen, dass die Fotos nicht mehr ordnungsgemäß ausgewertet werden können und die Fahrer nicht mehr zweifelsfrei identifizierbar wären. Im Ergebnis wären die Messungen damit nicht mehr verwertbar. Da es nach Angaben der Herstellerfirma keine passenden Kameras als Ersatzteil mehr gebe, müsste die komplette Anlage ersetzt werden. Um für diesen Fall gerüstet zu sein, möchte die Verwaltung, dass die Politiker vorsorglich Haushaltsmittel in Höhe 160.000 Euro bereit stellen.

Die Zahl der tödlichen Unfälle hat sich mehr als verdoppelt

Die „Blitzer-Anhänger“ sollen indes als zusätzliche Maßnahme im Kampf gegen Temposünder getestet werden. Hintergrund ist, dass sich laut Verkehrssicherheitsbericht 2016 der für Stormarn zuständigen Polizeidirektion Ratzeburg die Situation im Kreis verschlechtert hat. So stieg die Zahl der Verkehrsunfälle um 4,8 Prozent von 5842 auf 6120. Innerhalb geschlossener Ortschaften waren es sogar knapp elf Prozent mehr.

Die Zahl der durch „bedeutende Ordnungswidrigkeiten“ verursachten Unfälle ist im Kreis Stormarn um 5,4 Prozent gestiegen. Hierunter fallen unter anderem auch Geschwindigkeitsüberschreitungen. Besonders dramatisch sieht es bei den Verkehrstoten aus: Hier hat sich die Zahl der durch Unfälle getöteten Menschen von vier auf neun mehr als verdoppelt. Die Verwaltung möchte nun dringend die Verkehrssicherheit verbessern und schlägt daher die stärkere Überwachung der Geschwindigkeit vor.

2016 wurden 47.576 Fahrzeuge geblitzt

Mit der bisher einzigen Anlage werden derzeit 220 Messstellen im Kreisgebiet betreut. Im Jahr 2016 wurden sie 252 mal eingesetzt. Statistisch wird damit also jede Messstelle lediglich 1,15 mal pro Jahr überwacht. 436.850 Fahrzeuge wurden gemessen, davon waren 47.576 zu schnell. Die Folge für die ertappten Fahrer waren neben 44.191 Verwarnungen auch 3385 Anzeigen, die am Ende dazu führten, dass 187 Fahrverbote verhängt wurden.

Die Kreisverwaltung hat daher geprüft, ob eine weitere Anlage in Betrieb genommen werden könnte. Doch dies würde nicht nur Anschaffungskosten verursachen, sondern auch zusätzliches Personal benötigen. Derzeit stellt der Kreis drei Beschäftigte sowie die Blitzanlage und das dazugehörige Fahrzeug zur Verfügung.

Kosten sollen sich auf 10.000 Euro pro Monat belaufen

Die Polizei stellt ebenfalls Personal sowie die Räume und organisiert die Einsätze. Zwar würde sie eine zusätzliche Blitzanlage begrüßen, sieht sich aber weder räumlich noch personell in der Lage, den Betrieb sicherzustellen.

Da dies für die Polizei also keine Option ist, sollen nach Ansicht der Kreisverwaltung nun die Blitzer-Anhänger getestet werden. Je ein Gerät der Typen „Traffistar“ und „Enforcement Trailer“ sollen für drei Monate getestet werden. Die Kosten sollen sich auf etwa 10.000 Euro pro Monat und Anhänger belaufen, insgesamt also rund 60.000 Euro. Die Verwaltung verweist auf Erfahrungen anderer Kommunen, in denen die Kosten einer solchen Testphase über die Einnahmen durch Bußgeld gedeckt wurden.

Im Anschluss an die Testphase würde eine Auswertung gemacht und die Ergebnisse erneut der Politik vorgelegt, die dann über einen möglichen Kauf entscheiden müsste.

Zuletzt hatte sich der Verkehrsausschuss im September gegen die Anschaffung von festen Blitzanlagen ausgesprochen. Die CDU hatte beantragt, zugunsten von mobilen Anlagen darauf zu verzichten. Zur Begründung hieß es, dass damit der Verkehr flexibler an vielen Stellen überwacht werden könne.