Ahrensburg. In der Serie Stormarns Theatermacher stellen wir die Menschen vor und hinter der Bühne vor. Heute: die Stormarner Speeldeel.
Die positive Auswirkung der Niederdeutschen Bühne Ahrensburg auf ihr Leben hat Käthe Hotz auch von medizinischer Seite schon bestätigt bekommen. „Gehen Sie wieder zum Theater“, habe ihr Arzt ihr einmal gesagt, als sie es eine Zeit lang nicht zur Bühne geschafft hat. „Das war eine medizinische Anordnung.“
Und wenn es der Doktor sagt, dann nimmt Käthe Hotz das ernst. Theater ist Therapie. Also war die 79 Jahre alte Frau am vergangenen Wochenende mit dem Team der aktuellen Produktion „Endlich Alleen“ in Itzehoe. Dort hat sie an drei Abenden souffliert. Am Donnerstag ist Premiere in Ahrensburg – mit Käthe Hotz als Souffleuse. Und im Frühjahr kommenden Jahres beginnen die Proben für ihr nächstes Stück als Schauspielerin.
100 Jahre Theatergeschichte an einem Tisch
Auch Hans-Jochim Eggers (68) war am Wochenende in Itzehoe. Er hat bei „Endlich Aleen“ Regie geführt. Eggers war lange Bühnenleiter, hat viel gespielt. Mittlerweile führt er lieber Regie und kümmert sich um die Finanzen. „Theater ist mein Leben“, sagt er.
Jetzt sitzen beide zusammen. Eggers hat eine Kritik aus dem Internet ausgedruckt. Hotz hat Kaffee, Tee und warmen Apfelkuchen mit Sahne bereitgestellt. 100 Jahre Ahrensburger Theatergeschichte sitzen am Tisch.
Theater mit langer Tradition
Seit 50 Jahren kennen sich Hotz und Eggers, ebenso lange sind sie Mitglieder der Niederdeutschen Bühne Ahrensburg. Dafür werden sie am Donnerstag nach der Premiere vom Niederdeutschen Bühnenbund geehrt.
Beide spielten vor 50 Jahren ihr erstes Stück
Rückblick ins Jahr 1976 und auf zwei Erlebnisse, die es locker mit den Geschichten junger Schauspieler aus Hollywood aufnehmen können. Die eine spielt im Kaufhaus Nessler. Käthe Hotz, Ende 20, verkauft dort halbtags Stoffe, als sie von Bühnengründer Heinz Beusen angesprochen wird. „Sie sind genau die Richtige“, habe der gesagt. Eine Schauspielerin war gerade abgesprungen, Hotz passte ins Rollenprofil, hatte mit einer Kundin gerade einige Worte auf Platt gewechselt und war engagiert.
Die andere Geschichte spielt im Theater: Hans-Jochim Eggers, damals im zarten Alter von 18 Jahren, schaute sich seinerzeit alles im Alfred-Rust-Saal an. Weil er sowieso fast jeden Abend da war, wurde er gefragt, ob er nicht an der Abendkasse sitzen wolle. Dort sprach ihn jemand auf eine vakante Rolle an. Eggers: „Ich musste vorsprechen und bekam die Rolle.“
Abgebrannter Scheinwerfer bei Gastspiel in Altona
So wurden beide für „Frömde Fruu an Bord“ engagiert. So richtig viel Erinnerungen an das Stück haben die beiden Ahrensburger nicht mehr.
„Ich hatte eine sehr kleine Rolle“, sagt Eggers. Hinzu kommen inzwischen jeweils 50 Jahre Theaterleben – mit vielen Aufführungen, Gastspielen, eigenen Rollen oder Regiearbeiten und unzähligen Anekdoten. Zum Beispiel die von einem abgebrannten Scheinwerfer im Altonaer Theater – mit Hans-Jochim Eggers auf der Bühne und einer Feuerwehrmannschaft dahinter. Oder die von einem Reh und einem estnischen Zollbeamten.
Gastspiel in der estnischen Stadt Viljandi
In Ahrensburgs Partnerstadt Viljandi hatte die Ahrensburger Bühne 1990 mit Gerhart Hauptmanns Diebeskomödie „Der Biberpelz“ gastiert und ihre Requisiten mitgebracht. „Als wir mit dem ausgestopften Reh beim Zoll ankamen, hat das etwas gedauert, bei der Abreise kannte man uns dann aber schon“, erzählt Eggers. An die Fahrt nach Estland erinnern sich Hotz und Eggers gerne, auch an den Besuch der estnischen Kollegen in Ahrensburg.
Hat es in den 50 Jahren mit dem Theater einmal gekriselt? Er habe mal für zwei Jahre pausiert, sagt Eggers, aber die schönen Momente überwiegen. „Es macht einfach viel Freude.“ Auch Käthe Hotz hat für eine Zeit ausgesetzt. 22 Jahre hat sie ihren demenzerkrankten Mann gepflegt, der sich selbst vor seiner Krankheit viel an der Niederdeutschen Bühne engagiert hat. Sie habe ihren Mann gern gepflegt, wenn es ging, sei sie aber auch froh über eine Auszeit im Theater gewesen. Theater sei Therapie, sagt sie, eine große Freude und die Möglichkeit, immer wieder kurz jemand anders zu sein.