Bad Oldesloe. 28 klimaschonende StreetScooter der Post rollen über Stormarns Straßen. Warum tun sich Kommunen bei dem Thema so schwer?
Die Post macht es vor: Sie ist in Deutschland mit 3000 elektrobetriebenen StreetScootern unterwegs. In Stormarn kann man 28 von ihnen auf den Straßen beobachten. Seit 2015 sind die klimaschonenden Fahrzeuge im Einsatz, im Zustellstützpunkt Ahrensburg sind es zwölf, in Bad Oldesloe 16. Und es werden immer mehr. „Die Flotte soll in den kommenden Jahren aufgestockt werden“, sagt Martin Grundler von der Pressestelle der Post.
Während das Unternehmen also mit gutem Beispiel voran geht, sieht es in den Verwaltungen der Städte und Gemeinden im Kreis Stormarn anders aus. Vielfach sind Absichtserklärungen zu hören, Elektro-Fahrzeuge anzuschaffen. Doch es stockt bei der Umsetzung. Komplizierte Beschaffungskriterien, unausgereifte Technik und der Aspekt der Wirtschaftlichkeit, der immer betrachtet werden muss, lassen den Wandel noch langsam anlaufen.
Technik für E-Transporter ist noch nicht ausgereift
Bei der Stadt Reinbek ist zumindest der gute Wille da. Die Verantwortlichen möchten ein Elektro-Fahrzeug in ihren Fuhrpark aufnehmen. „Es gibt ein großes Beschaffungsprogramm des Gebäudemanagements Schleswig-Holstein, bei dem wir uns an einer Abfrage zur Beschaffung eines Elektrofahrzeugs beteiligt haben“, sagt Jürgen Vogt-Zembol, Büroleitender Beamter im Reinbeker Rathaus. „Es soll ein älteres Fahrzeug ersetzt werden.“ Noch unterhalte Reinbek keine Fahrzeuge mit Elektromotor. Vogt-Zembol: „Im Moment sind sowohl Diesel als auch Benziner im Fuhrpark.“
Bei der Stadt Ahrensburg gibt es ebenfalls kein E-Auto. Horst Kienel, Kämmerer der Schlossstadt, sagt: „Das kann sich aber ändern.“ Ähnlich sieht es beim Bauhof und der Stadtentwässerung in Ahrensburg aus. „Wir sind gegenüber E-Mobilität sehr aufgeschlossen“, sagt Henning Wachholz, Werksleiter der beiden Betriebe, auf Abendblatt-Nachfrage. „Das Problem ist, dass die Technik für Transporter noch in den Kinderschuhen steckt. Deswegen haben wir noch kein Elektro-Fahrzeug.“
Kreisverwaltung als Vorreiter
Für den Bauhof sind 42 Fahrzeuge im Einsatz, die Stadtentwässerung zählt sechs zu ihrer Flotte. Der Werksleiter stellt in Aussicht, dass es bei der Stadtentwässerung kommendes Jahr oder 2019 ein elektrisch betriebenes Auto geben werde. „Wir könnten dann sogar mit unserem eigenen Strom aus der Kläranlage tanken“, sagt Henning Wachholz. Das Problem eines Wechsels liege aber auch an den Beschaffungskriterien: „Wir können erst E-Fahrzeuge anschaffen, wenn alte Autos ausgetauscht werden.“
Ein Lichtblick in Stormarn ist die Kreisverwaltung in Bad Oldesloe: Von den elf Fahrzeugen sind zwei Elektroautos. Die Klimaschutzbeauftragte des Kreises, Isa Reher, sagt: „Sie wurden im September 2016 angeschafft.“ Im Klimaschutzprogramm sei außerdem der Vorschlag festgehalten, den Hausmeisterbus durch ein elektrisch betriebenes Fahrzeug zu ersetzen. „Dort würde Elektro-Mobilität eine gute Anwendung finden“, findet Reher. Sie spricht einen wichtigen Faktor bei der Anschaffung an: „Man muss in jedem Einzelfall wieder neu prüfen, ob die klimaschonenden Transportmittel auch finanziell eine Option sind.“ Die Leasing-Angebote für E-Fahrzeuge seien in den vergangenen Jahren aber deutlich besser geworden, „die Reichweite konnte extrem gesteigert werden. Das macht Elektrofahrzeuge noch attraktiver.“
E-Autos sind billiger im Verbrauch
Bereits ein Elektro-Auto hat auch die Gemeinde Barsbüttel in ihrer Flotte, die aus sieben Pkw besteht. Controller Matthias Flick sagt: „Wir haben ein Fahrzeug mit Elektromotor geleast, der Vertrag läuft 2018 aus.“ Geplant sei, im Austausch wieder ein klimafreundliches Fahrzeug anzuschaffen. „Wir müssen aber nach wirtschaftlichen Förderungen Ausschau halten“, sagt Flick. Sie seien ein wesentlicher Bestandteil, die Fahrzeuge seien sonst in der Anschaffung zu teuer.
In Sachen Stromtanken ist die Situation für die Barsbütteler Verwaltung komfortabel. „Es gibt eine Ladesäule direkt am Rathaus, die extra für unser Fahrzeug da ist“, sagt Flick. An der Straße am Rathaus gibt es auch eine öffentliche Lademöglichkeit. Die Säule hat das E-Werk Sachsenwald gebaut. Der kommunale Energieversorger wird sein Netz im Südkreis in den kommenden Jahren erweitern. Flick betont den finanziellen Vorteil der E-Autos beim Unterhalt: „Im Verbrauch sind sie günstiger. 100 Kilometer kosten ungefähr drei Euro.“
StreetScooter sind für Barsbüttel keine Alternative
Wenn ein Elektro-Auto wirtschaftlich mit einem Verbrennungsmotor vergleichbar sei, „sind wir gewillt, wieder eins anzuschaffen“, erzählt der Controller. Er sieht aber noch Grenzen in der Elektro-Mobilität. Auf dem Bauhof sei sie beispielsweise noch nicht zu verwirklichen. „Wir haben auch von den StreetScootern der Post gelesen, sie kommen aber noch nicht für uns in Frage“, sagt Flick. Begründung: „Die Transportmöglichkeiten entsprechen noch nicht unseren Anforderungen. Wir müssen mehrere Personen und große Geräte gleichzeitig transportieren. Das ist mit den jetzigen Modellen nicht möglich.“
In Barsbüttel ist Verena Au, zuständig für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Gemeinde, mindestens zwei Mal pro Woche mit dem Elektrofahrzeug unterwegs. Sie ist begeistert: „Man wird überall angesprochen, jeder möchte gerne einmal mitfahren.“ Was ihr besonders gut gefällt: „Das Fahrzeug ist sehr leise.“ In den knapp zwei Jahren, die das Fahrzeug schon im Einsatz ist, wurden mehr als 900 Fahrten gemacht. Und wenn der Akku doch mal leer sein sollte, „dann springt der Benzin-Motor an“, erklärt Au. Die Reichweite des Fahrzeugs liegt bei etwa 300 Kilometern.
In die Reihe der Verwaltungen mit gutem Willen reiht sich Bargteheide ein. Bürgermeisterin Birte Kruse-Gobrecht sagt: „Wir haben einen Arbeitskreis im Umweltausschuss unter dem Motto Umwelt, Klima, Energie gebildet, in dem auch über effiziente Mobilität gesprochen wird.“ Die Verwaltungschefin weiter: „Sollten weitere Dienstfahrzeuge angeschafft werden, ist Elektromobilität ein attraktives Modell.“ Man müsse auf der einen Seite eine Kosten-Nutzen-Rechnung machen, aber auch zukunftsorientiert denken und handeln.
Oldesloer Verwaltung setzt bereits auf Erdgas
Ammersbek zählt auch noch kein elektrisch betriebenes Fahrzeug zu seinem Fuhrpark. Der Büroleitende Beamte Michael Nehring sagt: „Ziel ist es, auf E-Fahrzeuge umzusteigen.“ Die Umstellung sei im Zusammenhang mit der installierten E-Ladestation auf der P+R-Anlage angedacht. „Das war der Startschuss für Elektro-Mobilität in Ammersbek“, sagt Nehring. Eine konkrete Planung gebe es aber noch nicht. Im Moment seien die Dienstfahrzeuge Benziner, auf dem Bauhof werde auch mit Diesel gefahren.
Einen anderen, ebenfalls klimafreundlichen Weg hat Bad Oldesloe 2014 eingeschlagen: „Wir nutzen soweit wie möglich Erdgas. Das ist schon sehr umweltfreundlich“, sagt Bürgermeister Jörg Lembke. Man habe eine eigene Tankstelle in der Industriestraße, die auch öffentlich zugänglich sei. Mittelfristig würden aber auch die elektrischen Alternative im Auge behalten. Manfred Priebsch von den Vereinigten Stadtwerken sagt: „Wir konnten jetzt unsere erste Ladesäule in Bad Oldesloe am Parkplatz Exer freischalten.“ Dort können Fahrzeuge mit 22 kW mit Wechselstrom geladen werden.
Verwaltungen dürfen nicht das erstbeste E-Auto kaufen
Die Beschaffung eines Elektro-Fahrzeugs ist für Verwaltungen aufwendiger als für Privatpersonen. Bei einem Wert über 25.000 Euro müssen sie ein komplexes Verfahren durchlaufen. Die Suche wird öffentlich ausgeschrieben, Autohäuser können ihre Angebote einreichen. Berit Saleh, zuständig für den Einkauf bei der Stadt Ahrensburg, erklärt den Ablauf: „Wir überlegen uns zunächst, was wir für ein Fahrzeug anschaffen möchten. Bestimmte Leistungsmerkmale wie Reichweite und Größe werden herstellerneutral beschrieben.“
Liegt der Anschaffungswert unter 25.000 Euro, reiche es aus, von mindestens drei Anbietern Angebote einzuholen. „Im Vorfeld stellen wir eine Gewichtung der angelegten Kriterien auf, zum Beispiel Preis, Umweltaspekt oder Nähe zur Stadtverwaltung, die wir vorher veröffentlichen müssen“, so Saleh. Anschließend werde ein Vorschlag gemacht, wer den Zuschlag bekommen soll. „Wir sagen erst die anderen Angebote ab, dann wird die Zusage verteilt“, sagt Saleh. Ein Vergabeverfahren dauere etwa drei Monate. Beim Leasing sei das Verfahren gleich. Es wird wohl noch einige Zeit dauern, bis in Sachen E-Autos bei den Verwaltungen in Stormarn die Post abgeht.