Ahrensburg/Trittau. Die Stadt setzt mit sechs Kreisverkehren auf besseren Verkehrsfluss und weniger Abgase. Ahrensburg und Trittau liegen auf Platz zwei.

Sie sind sicher, sorgen für einen besseren Verkehrsfluss und weniger Abgase: In Stormarn setzen immer mehr Kommunen auf Kreisverkehre. Bad Oldesloe ist derzeit die Kreiselhauptstadt Stormarns. Sechs Stück gibt es dort. Ein weiterer ist in Vorbereitung. Der Baubeginn an der Kreuzung Sülzberg und Mommsenstraße ist für 2018 geplant. Wenn möglich, wollen die Oldesloe weiter so verfahren. Bauamtsleiter Thilo Scheuber sagt: „Wir prüfen immer, ob auch eine Kreisellösung infrage kommt.“ Doch Verkehrsexperten geht die Entwicklung nicht schnell genug voran.

Die Kreisverkehre am Eilbergweg in der Waldgemeinde Großhansdorf
Die Kreisverkehre am Eilbergweg in der Waldgemeinde Großhansdorf © HA | Manfred Giese

Auch andere Kommunen sind aktiv in Sachen Kreisverkehr. Ahrensburg und Trittau teilen sich mit je vier Kreisverkehren Platz zwei im Kreisvergleich. Die Schlossstadt holt auf: Stormarns größte Stadt wird in den nächsten Jahren zwei neue Kreisel bauen, um das Gewerbegebiet Beimoor-Süd II anzubinden. Die Verwaltung sieht in Kreiseln eine gute Alternative zu Ampeln: „Das Thema beschäftigt uns seit mehr als 20 Jahren“, sagt Andrea Becker. Die Stadtplanerin sieht neben einer Verbesserung des Verkehrsflusses noch einen Vorteil, der häufig vergessen werde: Ein Kreisverkehr lässt sich optisch besser gestalten als eine Ampelkreuzung. Besonders beliebt sei der Kreisel an der Stormarnstraße. Becker: „Dazu bekommen wir viele positive Reaktionen.“

Experte wünscht sich mehr Kreisverkehre in Ahrensburg

Dass die Stadt bei der Beimoor-Erschließung auf Kreisverkehre setzt, bewertet Eckehard Knoll positiv: „Es ist gut, dass solche Gelegenheiten ergriffen werden“, sagt der Verkehrsexperte, der sich als Lokalpolitiker lange Zeit für eine bessere Verkehrsführung in seiner Heimatstadt eingesetzt hat. Ginge es nach ihm, würde es weit mehr Kreisverkehre geben. Laut Knoll würden sich 15 Kreuzungen im Stadtgebiet eignen. Denn die Vorteile liegen auf der Hand: Im Unterschied zu Ampelanlagen sind Kreisverkehre wartungsarm. Es gibt keine Technik, die kaputt gehen könnte. „Das wird bei der Berechnung der Kosten häufig nicht genügend berücksichtigt“, sagt Eckehart Knoll zum Abendblatt. Die Ampellösung sei im Vergleich zu Kreisverkehren in der Anschaffung relativ günstig, aber die Kosten stiegen dann durch den Unterhalt. Langfristig rechne sich ein Kreisverkehr im Vergleich also immer.

Kritik äußert er zur Sanierung der großen Kreuzung am Ahrensburger Schloss, an der die Lübecker Straße in die Innenstadt abknickt: „Das wäre ein perfekter Standort für einen Turbo-Kreisverkehr gewesen“, sagt Knoll. Der Ahrensburger ist überzeugt: Das hätte in der Lübecker Straße stadtauswärts zu einem wesentlich besseren Verkehrsfluss geführt. Doch in diesem Fall hatte der Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr (LBV-SH) ein Wörtchen mitzureden, da es sich bei der Lübecker Straße um eine Landesstraße handelt.

Kreisel benötigen vergleichsweise viel Fläche

Der Landesbetrieb ist für Landes- und Bundesstraßen zuständig und macht die Entscheidung vom Einzelfall abhängig: „Es wird immer geprüft, welche Lösung die beste ist. Dabei geht es auch um wirtschaftliche Aspekte“, sagt LBV-Chef Jens Sommerburg. Für ihn ist ein Kreisel nicht immer die optimale Lösung: „Ein Kreisverkehr hat seine Grenzen, was die Verkehrszahlen betrifft.“ Alle Stränge müssten in etwa gleich stark befahren sein. Andernfalls könnte das den Verkehrsfluss beeinträchtigen. Der Allgemeine Deutsche Automobilclub (ADAC) hingegen unterstützt klar den Bau von Kreisverkehren. Vor allem kleine Varianten sind laut Ulf Evert, Leiter Verkehr und Technik beim ADAC Schleswig-Holstein, besonders sicher: „Dieses hohe Verkehrssicherheitsniveau begründet sich zum einen in der geringeren Anzahl an Konfliktpunkten, in denen sich die Wege der Verkehrsteilnehmer überschneiden, zum anderen in der deutlich niedrigeren Geschwindigkeit der ehemals vorrangigen Hauptrichtung.“ Große mehrstreifige Kreisverkehre seien dagegen im Vergleich zur Kompaktlösung unübersichtlicher und hätten ein höheres Gefahrenpotenzial.

So sieht einer der beiden Kreisel in Bargteheide aus, wo die Rathausstraße und Bahnhofsstraße aufeinander treffen
So sieht einer der beiden Kreisel in Bargteheide aus, wo die Rathausstraße und Bahnhofsstraße aufeinander treffen © HA | Manfred Giese

Dass Kreisel den Verkehr in der Regel besser verarbeiten können, zeigen Beispiele aus anderen Ländern. Auf den kanarischen Inseln Spaniens etwa wird der Verkehr auf mittleren und größeren Kreuzungen fast ausschließlich mit Kreisverkehren geregelt. Ampeln sind dort ein Auslaufmodell. Das kommt dem Verkehrsfluss zugute. Wartezeiten oder Staus in den Innenstädten gibt es dort so gut wie nicht. Doch es gibt durchaus auch Nachteile: Kreisel benötigen vergleichsweise viel Fläche. Um die gleiche Anzahl an Fahrzeugen zu verarbeiten, benötigen sie allein schon durch die runde Bauform mehr Platz. In Bad Oldesloe verhinderte dies den Umbau der Kreuzung Berliner Ring und Lübecker Straße. Berechnungen des Ingenieurbüros zufolge wäre die größtmögliche Variante zu den Stoßzeiten an ihre Grenzen gekommen. Für den Ahrensburger Eckehard Knoll ist das eine bedauerliche Einschätzung. Seiner Meinung nach wäre der Bau des Kreisverkehrs an dieser Stelle trotzdem sinnvoll gewesen.

Kreisverkehre in Stormarn: Bad Oldesloe liegt mit sechs Kreiseln auf Platz eins. In Ahrensburg und Trittau gibt es jeweils vier, in Glinde drei. Je zwei haben Bargteheide, Barsbüttel, Großhansdorf, Mönkhagen, Siek und Reinfeld. Jeweils einen Kreisverkehr gibt es in Reinbek, Rethwisch, Tangstedt, Hoisdorf und in Klein Wesenberg.