Bad Oldesloe. Es habe sich viel getan, sagt Marion Gurlit zur Jubiläumsfeier, doch trotzdem seien Frauen oft unterrepräsentiert.
Frauen bekommen weniger Geld, sind seltener in Führungspositionen und in der Kommunalpolitik unterrepräsentiert. Um diese Ungerechtigkeiten abzubauen, hat Bad Oldesloe vor 30 Jahren die Stelle der Gleichstellungsbeauftragten geschaffen. Ziel: „Halbe Macht den Männern“. Doch der Leitsatz der Jubiläumsfeier ist nach wie vor keine Realität.
Männer müssten helfen, die Veränderungen herbeizuführen
„Es hat sich schon viel bewegt, wie etwa im Berufsleben oder bei der Kindererziehung“, sagt Marion Gurlit. Die 59-Jährige löste 1994 die erste Gleichstellungsbeauftragte Monika Fibiger ab, setzt sich seitdem für Gleichberechtigung ein. Im Schnitt verdienen Frauen 27 Prozent weniger als Männer, kommen seltener in Führungspositionen. Davon ist auch die Oldesloer Stadtverwaltung nicht ausgenommen. Während die Stellen auf der mittleren Ebene relativ gerecht verteilt sind, ist nur eine Fachbereichsleitung mit einer Frau besetzt. „Deutsche Karrieren werden nach 18 Uhr entschieden“, sagt Marion Gurlit. Dann müssten sich viele Frauen um ihre Kinder kümmern. „Da braucht es auch mehr souveräne und emanzipierte Männer, die eine Veränderung in der Gesellschaft herbeiführen wollen.“ In anderen Ländern wie den Niederlanden, Dänemark oder Schweden sei es mittlerweile kein Problem mehr, seine Kinder um 16 Uhr aus der Kita abzuholen – auch als Führungskraft.
Wie sieht es in Landes- und Regionalparlamenten aus? In Bad Oldesloe fallen nur sieben von 27 Sitzen Frauen zu. Im Landtag ist der Frauenanteil bei dieser Wahl von 32 auf 30 Prozent gesunken. „Seit 30 Jahren hat sich in der Politik nicht viel geändert“, sagt die Gleichstellungsbeauftragte. Als ihr eigener Mann in den 80er-Jahren Elternzeit nahm, sei das bei seinen Kollegen auf Unverständnis gestoßen. Kindererziehung war Frauensache. „Heute ist das kein Problem mehr“, sagt Gurlit. Auch die Akzeptanz von alleinerziehenden Frauen habe sich verbessert. Durch feste Grundschulzeiten und später durch die offenen Ganztagsschulen haben sich die Möglichkeiten für Frauen verbessert, wieder ins Berufsleben einzusteigen. Es gibt mittlerweile ein großes Angebot an Beratungsstellen.