Trittau. Der Landwirt ist auch Geschichtenerzähler. Mit seinem Programm auf Platt ist er in der Trittauer Wassermühle zu Gast.

Was haben ein Autor und ein Landwirt mit einem Dichter und einem Entertainer gemeinsam? Im Falle des Stolpener Bio-Milchbauern Matthias Stührwoldt ist die Antwort einfach, er verkörpert alle vier in Personalunion im richtigen Leben wie auf der Bühne.

Bei seinem Auftritt in der Trittauer Wassermühle am Freitag, 20. Oktober, der den Abschluss der Plattdeutschen Tage des Heimatbunds Stormarn bildet, will er mit seinem Programm „Vun Vadder un mi – en Buer vertellt vun’t Land“ noch eine weitere Seite offenbaren: die des genialen Geschichtenerzählers.

Tagsüber im Stall, abends auf der Bühne

Seine Inspiration schöpft er aus seinem direkten Lebensumfeld mit dem Hof, den Tieren, der Familie und Freunden. Das ist keinesfalls langweilig, sondern äußerst unterhaltsam, manchmal sogar philosophisch und bietet jede Menge Stoff, sich in den geschilderten Situationen wiederzufinden. Dazu muss man kein Bauer sein, denn wer erinnert sich nicht an seine erste große Liebe oder peinliche Momente, aus denen es kein Entrinnen gab? Stührwoldt ist auch deswegen so sympathisch, weil er keine Kunstfigur präsentiert, sondern authentisch und publikumsverbunden ist.

Seine Erzählungen und Anekdoten sind lebensnah, bringen die Zuhörer vor allem zum Lachen, Amüsieren und Schmunzeln. Er scheut sich aber nicht, auch ernstere Themen aufzugreifen und große Gefühle zu benennen, die die Zuschauer berühren. Das hat ihm viele Fans eingebracht und dafür gesorgt, dass seine Veranstaltungen vielfach ausverkauft sind. Stührwoldts Auftritte eignen sich für jedermann, es ist allerdings hilfreich, zumindest ein grobes Hörverständnis des Plattdeutschen mitzubringen.

Der Landwirt hat einen zweigeteilten Berufsalltag

Für den bekennenden Bauern ist es gar nicht so einfach, Hofarbeit und Kleinkunst zu vereinbaren. Der Weg vom Melkschemel auf die Bühne ist streng durchgetaktet. Da kann es schon mal passieren, dass der Bauer mit der poetischen Ader ein bisschen später eintrifft als seine Gäste, weil er noch bis gegen 19 Uhr gemolken hat. Kühe seien eben keine Maschinen, seine Exemplare dafür entspannte Zeitgenossen, erzählt Matthias Stührwoldt gern.

Eine Eigenschaft, die ebenso auf den Besitzer der Kühe zutrifft. Das zeigt sich gerade in Situationen wie dieser, da spielt Matthias Stührwoldt dann einfach ein bisschen länger. Immerhin habe er noch nie einen Auftritt aus betrieblichen Gründen absagen müssen, sagt der Landwirt zu seiner Organisation des zweigeteilten Berufsalltags.

Stührwoldt hat mehrer Bücher geschrieben

Dass er sein Leben mit allen Ecken und Kanten liebt, will er auch seinem Publikum vermitteln. Dabei ist er ein guter Beobachter, der mit so manchem Tabu bricht, denn das Landleben ist hart, und Stührwoldt bleibt ehrlich und geerdet. Wer eine Landidylle ohne Gülle erwartet, dürfte enttäuscht werden, denn hier ist alles echt.

„Ich finde, es gehört alles zusammen. Wenn man auf einem Hof aufwächst, sind Geburt und Tod etwas Natürliches und Teil des Lebenskreislaufs“, sagt der Autor mehrerer Bücher, der wenig vom Blatt abliest, eher sprudeln die Geschichten nur so aus ihm heraus. Sein gewagtes Konzept eines Lebens als Landwirt, der tagsüber im Stall steht und abends auf der Bühne, geht jedenfalls auf.

Matthias Stührwoldt: „Vun Vadder un mi – en Buer vertellt vun’t Land“ Fr 20.10., 19.30 Uhr, Trittauer Wassermühle, Am Mühlenteich 3, Eintritt 10 Euro