Barnitz. Regionale Produkte per Knopfdruck: Hans-Christian Rienhoff hat sich einen Regiomaten angeschafft – Angebote per Facebook.
„Geld einwerfen, Fachnummer angeben, Produkt und Restgeld entnehmen!“ So einfach liest sich die Gebrauchsanweisung und genau so unkompliziert kommt man im Barnitzer Ortsteil Benstaben an Würstchen, Schinken, Milch und Eier. Und das nicht nur zu regulären Verkaufszeiten, sondern rund um die Uhr. Auch sonntags. Möglich macht das ein speziell für frische Lebensmittel entwickelter Verkaufsautomat, der sogenannte Regiomat. Als einer der wenigen Landwirte im Norden nutzt der 26 Jahre alte Hans-Christian Rienhoff diesen direkten Weg, hofeigene Produkte unter die Leute zu bringen. Und es funktioniert. „Selbst mitten in der Nacht habe ich schon Kunden am Automaten gesehen“, sagt Rienhoff. „Ich vermute, die haben sich nach einer langen Partynacht Deftiges für ihr Katerfrühstück besorgt.“
Produkte vom eigenen Hof oder aus der Nähe
An manchen Tagen muss der Stormarner Landwirt den Regiomaten, der in einem hell angestrichenen Holzhäuschen auf dem Hofgelände (Benstaben 6) steht, sogar mehrmals nachfüllen. Dann legt er gut verpackte Bratwürstchen, Kassler, Holsteiner Katenschinken, Honig, Milch und Eier in die auf zwei Grad heruntergekühlten Fächer. Von jedem einzelnen Artikel weiß Rienhoff genau, woher er kommt. „Die Landmilch beziehen wir von einem befreundeten Kollegen in Bad Oldesloe, die Eier bekommen wir vom Travenhof in Reinfeld“, sagt er. Fleisch und Wurst haben den kürzesten Weg. Sie stammen vom familieneigenen Hof der Rienhoffs, auf dem rund 250 Schweine und deren Ferkel leben.
Jungbauer Hans-Christian führt den Benstabener Betrieb in vierter Generation, hat sich während seines Studiums unter anderem in Süddeutschland, Dänemark und Australien Anregungen und Ideen für seine berufliche Zukunft geholt. Dass er danach wieder in sein Heimatdorf zurückkehren wird, stand für ihn nie in Frage. „Mein Antrieb war schon immer, den Menschen zu zeigen, welche hochwertigen Produkte wir hier in der Region herstellen.“ Und ihnen zu beweisen, dass es nicht zuletzt auch geschmacklich einen großen Unterschied mache, ob Billigfleisch aus dem Discounter oder ein Schnitzel von einem artgerecht gehaltenen Schwein in der Pfanne brutzelt.
Kurze Wege garantieren gute Fleischqualität
Rienhoff erklärt weiter, dass es neben einer guten Versorgung der Tiere vor allem auch die kurzen Wege seien, die eine gute Fleischqualität garantieren. „Das Schlachten sowie die Weiterverarbeitung zu den Wurst- und Fleischprodukten geschieht quasi in der Nachbarschaft, keine fünf Kilometer entfernt von unserem Stall. Damit ersparen wir den Tieren den Stress langer Transportwege.“
Den Weg, den Menschen wieder ein Gefühl für regionale Erzeugnisse und deren Vorzüge zu geben, geht Rienhoff mittlerweile nicht mehr allein. Mit Familie Wichmann vom Reinfelder Travenhof und der Oldesloer Bauernfamilie Hinsch, die die Seefelder Landmilch produziert, hat er im Frühjahr unter dem Motto „Drei Betriebe, eine Liebe“ das sogenannte Hoftrio gegründet. Ihre jeweiligen Produkte – Eier aus mobiler Freilandhaltung, Fleisch und Wurst, Käse und Milch – ergänzen sich und sind für Rienhoff der Beweis, dass „alles Gute bei uns im Kreis Stormarn zu finden ist“.
Die Resonanz der Kunden ist durchweg positiv
Da der Regiomat auf dem Hofgelände und damit auch direkt an Rienhoffs Arbeitsplatz steht, kommt er häufig mit neugierigen Kunden ins Gespräch. Der junge Landwirt mag das. Er klärt dann gerne darüber auf, dass der Verbraucher einen unmittelbaren Einfluss darauf habe, wie gut oder schlecht die Tiere gehalten werden. „Wenn ich das Fleisch zu einem vernünftigen Preis verkaufen kann, kann ich auch weiterhin in optimale Haltung investieren“, sagt Hans-Christian Rienhoff. Für Fleisch zahlen Käufer am Barnitzer Regiomaten rund einen Euro pro hundert Gramm, dieselbe Menge Wurst kostet zwischen 1,20 und 1,50 Euro. Die Frischegarantie gibt es gratis dazu. „Was wir heute verarbeiten lassen, liegt morgen im Automaten.“
Das Experiment mit dem Fleisch auf Knopfdruck scheint geklappt zu haben. Über Feedback-Bögen, die Hans-Christian Rienhoff im Verkaufshäuschen ausgelegt hat, können Kunden Kritik, Lob und Wünsche äußern. Die Resonanz sei durchweg positiv, so der Jungbauer. Mittlerweile können Kunden sogar selbstgemachte Blumenkränze und -sträuße kaufen oder Rezeptideen zum Nachkochen mitnehmen, die ebenfalls gleich neben dem Regiomaten ausliegen.
Auf einer eigenen Facebookseite meldet Rienhoff regelmäßig, welches Angebot derzeit in den Fächern liegt. Er sagt: „Genau das war mein Plan: Der direkte Kontakt zu Menschen, die gerne wissen, was sie auf dem Teller haben und die regionale Qualität zu schätzen wissen.“ Mittlerweile hat der Barnitzer einen zweiten Regiomaten aufgestellt. Der steht neben der Milchtankstelle seines Landwirtskollegen Eckhard Körting in Westerau (Ahrensfelde 12) und ist genau so einfach zu bedienen wie sein Benstabener Pendant: „Geld einwerfen, Fachnummer angeben, Produkt und Restgeld entnehmen!“