Ahrensburg. Parteien verzichten im Bundestagswahlkampf auf Unterstützung aus Berlin. Sie setzen auf den direkten Draht ihrer Kandidaten zum Bürger.

So schmal ist der Grat zwischen außerordentlich wichtig und einer unter vielen: War der Kreis Stormarn vor der Landtagswahl im Mai noch ein begehrter Auftrittsort für prominente Politiker, so fahren diese jetzt vor der Bundestagswahl bestenfalls über die Autobahn von Hamburg nach Lübeck. Die 240.000 Stormarner bekommen Polit-Prominenz nur auf Plakaten zu sehen.

Die simple Erklärung: Für Schleswig-Holstein sind die Wählerstimmen im landesweit vergleichsweise dicht besiedelten Hamburger Umland von großer Bedeutung. Dagegen wird die Bundestagswahl nicht im Norden entschieden, in dem im bundesweiten Vergleich wenig Menschen leben.

Prominente Besuche erhielt Stormarn vor der Landtagswahl

Im Landtagswahlkampf waren Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) in Glinde, Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) in Ahrensburg und der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) in Bargteheide. Die SPD holte Kanzlerkandidat Martin Schulz nach Ahrensburg, den luxemburgischen Außenminister Jean Asselborn (LSAP) nach Reinbek, schickte den Hamburger Bürgermeister Olaf Scholz nach Ahrensburg, Reinbek, Glinde und Bargteheide sowie den schleswig-holsteinischen Landesvorsitzenden Ralf Stegner nach Bargteheide, Ahrensburg und Reinbek.

Jetzt setzen die Parteien auf den direkten Draht ihrer Kandidaten zum Bürger bei Ständen auf Wochenmärkten und in Fußgängerzonen sowie bei Hausbesuchen. „Wir hatten vor der Landtagswahl viele Prominente hier“, sagt der CDU-Kreisvorsitzende Tobias Koch, „deshalb sind es jetzt weniger.“

Kandidaten setzen auf den direkten Kontakt zu Wählern

Unter anderem bittet die CDU für diesen Sonnabend zu Weinfesten in Bad Oldesloe (10 Uhr, Hindenburgstraße 27) und Lütjensee (16 Uhr, Ziegenwiese). Am Mittwoch, 6. September, kommt die schleswig-holsteinische Bildungsministerin Karin Prien nach Bargteheide (19 Uhr, Restaurant Einsein, Theodor-Storm-Straße 1b). Am Sonntag, 10. September, folgt ein Kinder- und Familienfest in Ahrensburg.

„Bei uns stehen Tür-zu-Tür-Aktionen im Fokus“, sagt der Geschäftsführer der Stormarner SPD, Jörg Schimeck. Dabei sind die Kandidaten in einzelnen Orten unterwegs, klingeln an Haustüren und stellen sich persönlich vor. Landeschef Ralf Stegner begleitet in Stormarn-Mitte Alexander Wagner am Montag, 4. September, unter anderem in Bargteheide. Süd-Bewerberin Nina Scheer hat einige Veranstaltungen im Lauenburgischen organisiert, unter anderem mit dem früheren Bundestagspräsidenten Wolfgang Thierse (6. September/Lauenburg) und Autor Franz Alt (8. September/Büchen).

Sommertour der Grünen endet in Mölln

Die beiden Grünen-Spitzenkandidaten Luise Amtsberg und Konstantin von Notz waren drei Wochen lang in Schleswig-Holstein unterwegs. Ihre Sommertour endet an diesem Sonntag in Mölln. Von Notz kommt zudem am Mittwoch, 13. September, zu einer Diskussion ins Schulforum Bargteheide und am Dienstag, 19. September, um 19 Uhr ins Bürgerhaus in Glinde. Amtsberg ist am Montag, 18. September, in Reinfeld.

Dreigeteilter Kreis

Der Kreis Stormarn ist bei der Bundestagswahl am Sonntag, 24. September, dreigeteilt.

Zu Segeberg/Stormarn-Mitte (Wahlkreis 8) gehören Ammersbek, Bad Oldesloe, Bargteheide und Tangstedt sowie die Dörfer in den Ämtern Bad Oldesloe-Land und Bargteheide-Land. Für das Direktmandat bewerben sich Gero Storjohann (CDU) aus Seth, Alexander Wagner (SPD) aus Bad Segeberg, Ulrike Täck (Grüne) aus Boostedt, Tobias Mährlein (FDP) aus Norderstedt, Miro Berbig (Linke) aus Norderstedt, Heiko Evermann (AfD) aus Ellerau und Rainer Schuchardt (Freie Wähler) aus Henstedt-Ulzburg.

Zu Ostholstein/Stormarn-Nord (Wahlkreis 9) zählen Reinfeld und die Gemeinden im Amt Nordstormarn. Dort treten Ingo Gädechens (CDU) aus Burg auf Fehmarn, Bettina Hagedorn (SPD) aus Kasseedorf, Jakob Brunken (Grüne) aus Kasseedorf, Joachim Rinke (FDP) aus Bosau, Klaus Eickmeyer (Linke) aus Reinfeld, Axel Gehrke (AfD) aus Grönwohld, Stephanie Lubnow (Freie Wähler) aus Lübeck und Thomas Vollbracht (Familien-Partei) aus Lensahn an.

Zu Herzogtum-Lauenburg/Stormarn-Süd (Wahlkreis 10) gehören Ahrensburg, Barsbüttel, Glinde, Großhansdorf, Oststeinbek und Reinbek sowie die Ämter Siek und Trittau. Direktkandidaten sind Norbert Brackmann (CDU) aus Lauenburg, Nina Scheer (SPD) aus Siebeneichen, Konstantin von Notz (Grüne) aus Mölln, Bernd Buchholz (FDP) aus Ahrensburg, Heidi Beutin (Linke) aus Köthel, Bruno Hollnagel (AfD) aus Hoisdorf und Gregor Voht (Freie Wähler) aus Lübeck.

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„Wir sind in den nächsten Wochen auf Infoständen in den Städten vertreten“, sagt die FDP-Kreisvorsitzende und Landtagsabgeordnete Anita Klahn. An diesem Sonnabend ist sie mit Landeswirtschaftsminister Bernd Buchholz auch beim Sommerfest der Liberalen in Großhansdorf. Landessozialminister Heiner Garg kommt am Mittwoch, 13. September, um 18 Uhr ins Dorfgemeinschaftshaus (Am Gutshof 1) nach Ammersbek. Die Linke setzt ebenfalls auf Stände in Stormarn. „Als kleine Partei haben wir ohnehin keine andere Wahl“, sagt Kreissprecherin Heidi Beutin.

Die Alternative für Deutschland (AfD) hatte ihren landesweiten Wahlkampfauftakt bereits am 8. August im Reinbeker Schloss. Mit Bruno Hollnagel aus Hoisdorf und Prof. Axel Gehrke aus Grönwohld führen zwei Stormarner die Landesliste an. Wann Spitzenkandidat Hollnagel an Ständen teilnehme, könne man „aus Sicherheitsgründen nicht preisgeben“.